Die Regionen Baden und Elsass stehen sich sehr nahe: wirtschaftlich, kulturell und was die Verkehrswege anbelangt. Und Südbaden wollte eigentlich nie mit den Württembergern in einen Staat.

Stuttgart - Eine augenzwinkernde Bemerkung von Ex-Ministerpräsident und EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) darüber, dass die Badener vielleicht lieber mit dem französischen Elsass einen Staat gegründet hätten als mit den Württembergern hat den Blick auf die eng verwobenen Regionen diesseits und jenseits des Rheins gelenkt: Baden und Elsass. Der historische Hintergrund ist allerdings ernst: Bei der Volksabstimmung vom 9. Dezember 1951, als nach der Gründung des Südweststaates aus zwei badischen und zwei württembergischen Landesteilen gefragt worden war, da stimmten drei Landesteile mit Mehrheit für die Neugründung. Im vierten aber, Südbaden, war das nicht der Fall, nur 38 Prozent waren dafür, der Rest wollte ein eigenständiges Baden. Nach dem Elsass als Option war damals natürlich nicht gefragt worden.

 

Zehntausende von Berufspendler fahren über den Rhein

Aber die Bande der Badener zu dieser französischen Region, die neuerdings von Paris in der Region „Grand Est“ (Elsass, Lothringen, Champagne-Ardenne) zusammengefasst ist, sind stark. Rund 46.000 Berufstätige pendeln täglich aus dem Elsass ins Badische zur Arbeit, in der Gegenrichtung sind es 2000. Franzosen kommen vor allem zum Einkaufen über den Rhein, die Filiale einer Drogeriekette in Kehl gilt angeblich als der größte in Deutschland. Und auch was die Gastronomie anbelangt zieht es mittlerweile viele Franzosen in Richtung Schwarzwald – dessen moderateren Preisniveaus wegen.

Schon 2003 hatte Baden-Württemberg an den grenznahen Grundschulen Französisch als erste Fremdsprache in der ersten Klasse eingeführt, dies später aber auf höhere Klassen verschoben. Bei den Universitäten funktioniert eine Partnerschaft gut: der Europäische Campus, ein Bündnis der Hochschulen Freiburg, Basel, Haute-Alsace, Straßburg und dem KIT-Karlsruhe, das eine grenzüberschreitende Forschung ermöglicht.

Die neue Rheinbrücke liegt auf Eis

Ein Zukunftsprojekt allerdings liegt auf Eis, obwohl es im Aachener Vertrag über die enge Zusammenarbeit von Deutschland und Frankreich vom Januar 2019 extra erwähnt worden ist: Der Wiederaufbau einer Rheinbrücke zwischen Freiburg und Colmar, für den Machbarkeitsstudien bereits vorliegen, bei der der Bund allerdings die Finanzierung verweigert.