Die Praxis ist umstritten, aber auch das grüne Kultusministerium behält sie bei: Junge Lehrkräfte werden nach ihrem Referendariat in unbezahlte Sommerferien geschickt.

Stuttgart - Die neue Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will an der Praxis festhalten, junge Lehrkräfte nach ihrem Referendariat in unbezahlte Sommerferien zu schicken. Die Ausbildung sei mit Ende des Vorbereitungsdienstes abgeschlossen, die Einstellung zum neuen Schuljahr erfolge davon unabhängig zum einheitlichen Termin im September, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Das ist ein regulärer Vorgang, der sich beim Referendariat für Juristen und bei zahlreichen anderen Berufsgruppen genauso verhält.“

 

Die Praxis sorgt immer wieder für Kritik von Lehrergewerkschaften und der Opposition. Mit einer Reform könne man dringend benötigte Lehrkräfte für den Schuldienst sichern und ihr Abwandern verhindern, wird argumentiert. Schon Schoppers Vorgängerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte es aber mit Hinweis auf die Kosten abgelehnt, das zu ändern.

Lernbrücken: Übernahme in den Schuldienst schon zum 31. August

Das Kultusministerium verwies nun darauf, dass die große Mehrheit der Junglehrerinnen und Junglehrer wegen des hohen Bedarfs an Lehrkräften eine „sehr sichere und dauerhafte berufliche Perspektive“ hätten. Wenn sich die Referendarinnen und Referendare dafür entschieden, an den Lernbrücken in den Sommerferien teilzunehmen, sei es in diesem wie im vergangenen Jahr möglich, schon zum 31. August in den Schuldienst übernommen zu werden.

Aus unserem Plus-Angebot: Gesucht werden 30.000 Lernhelfer

Bei den etwa 3500 Aushilfslehrkräften will sich das Land dagegen bemühen, zumindest einen Teil von ihnen künftig auch über die Sommerferien zu bezahlen. Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag ist vereinbart, dass zielorientiert geprüft werden soll, wie Lehrkräfte mit einem befristeten Vertrag, der bis zum jeweiligen Ende des Kalenderjahres geschlossen wurde, „in den folgenden Sommerferien weiterbezahlt werden können, sofern sie nach den Sommerferien wieder eingestellt werden“.

Bei den Aushilfen handelt es sich um pensionierte Lehrerinnen und Lehrer, Menschen ohne ordentliche Lehramtsausbildung oder Lehrkräfte, die bewusst nur eine befristete Stelle gewählt haben, etwa weil diese ihrem Ortswunsch nicht entsprach, erläuterte das Ministerium. Die Hilfslehrer mit befristeten Verträgen werden gebraucht, um Ausfälle durch Krankheit oder Schwangerschaft auszugleichen. Im Schuljahr 2019/2020 habe das Ministerium ein Programm gestartet, mit dem die Verträge von Menschen ohne anerkannte Lehramtsausbildung entfristet wurden, wenn diese schon mehrere Jahre erfolgreich gearbeitet haben. So seien mehr als 80 Lehrkräfte übernommen worden. Das Programm werde auch in diesem Jahr fortgesetzt.