Umgestürzte Bäume, zahlreiche Unfälle, gesperrte Zugstrecken: Das Sturmtief „Friederike“ sorgt auch in Baden-Württemberg für heftigen Wind, Schnee und Eis. Bahnreisende mussten die Nerven behalten.

Stuttgart - „Friederike“ hat auch nach Baden-Württemberg heftigen Wind, Schneefall und Glätte gebracht und damit ein Bahnchaos verursacht. Reisende mussten am Donnerstag wegen eines bundesweiten Stopps im Fernverkehr Alternativen zu ihren geplanten Zugverbindungen suchen. Bereits fahrende Züge sollten noch soweit wie möglich bis zum Ziel fahren, sagte ein Bahnsprecher. Züge, die nach 16 Uhr starten sollten, fielen aber allesamt aus. Der Regionalverkehr rollte zunächst weiter, hieß es. In den Höhenlagen des Schwarzwaldes fuhren die Züge mitunter langsamer als sonst. Wann es im Fernverkehr weitergeht, war zunächst unklar.

 

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Am Stuttgarter Hauptbahnhof zwängten sich Menschen in Massen in die noch fahrenden Regionalzüge, um noch ans Ziel zu gelangen. Lange Schlangen bildeten sich an den Info-Schaltern. Unter den Fahrgästen: Verständnis für die Sicherheitsmaßnahme, aber auch Wut über die ausgefallenen Fernzüge. Besonders gefrustet waren beispielsweise Reisende, die an einen Flughafen wollten, um etwa in den Urlaub zu fliegen. Die Bahn setzte verstärkt Mitarbeiter ein und verteilte - soweit verfügbar - Hotelgutscheine an Reisende, die nicht weiterreisen konnten.

Die Bahn stellte in der Landeshauptstadt, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg und Basel sogenannte Aufenthaltszüge bereit, in denen gestrandete Reisende die Nacht über bleiben konnten.

DWD warnte vor schweren Sturmböen

Bereits zuvor gab es im Südwest vorsorgliche Maßnahmen: Im Hochschwarzwald wurde der Zugverkehr zwischen Titisee und Seebrugg zeitweise eingestellt. Die Strecke der Drei-Seen-Bahn sei den ganzen Tag gesperrt gewesen, teilte die Bahn mit. Auch auf der Strecke zwischen Offenburg und Konstanz fuhren nach Angaben eines Sprechers zur Sicherheit keine Züge mehr, ebenso wie zwischen Bad Rappenau und Sinsheim, nachdem dort ein Baum auf eine Oberleitung gestürzt war.

Der Deutsche Wetterdienst warnte im ganzen Südwesten vor „markantem Wetter“ und schweren Sturmböen. Für den Schwarzwald und die Region nördlich von Freudenstadt wurde sogar eine Warnung vor Unwettern mit Orkanböen ausgegeben. Die Meteorologen stuften „Friederike“ am Nachmittag zum Orkan herauf - betroffen waren demnach aber vor allem die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen, Bayern. „„Friederike“ streift Baden-Württemberg nur“, sagte ein Sprecher.

Katamarane am Bodensee fuhren nicht mehr

Am Bodensee konnten wegen des Wetters die Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichshafen nicht mehr fahren. Wassersportler wiederum freuten sich über den Wind: Im Friedrichshafener Stadtteil Fischbach waren einige Surfer auf dem Wasser unterwegs. In Baden-Baden musste dagegen eine Straße gesperrt werden, weil Bäume umzustürzen drohten. Im Rems-Murr-Kreis sowie im Ostalbkreis war das bereits an mehreren Stellen geschehen, mehrere Straßen mussten freigeräumt werden - ebenso wie die Schauinslandstraße bei Freiburg. In Mannheim wurden zwei Parks für Besucher geschlossen.

Agrarminister Peter Hauk (CDU) warnte davor, dass bereits durch Sturmtief „Burglind“ beschädigte Bäume endgültig umfallen könnten. Aus den angeknacksten Baumkronen könnten sich Äste oder ganze Kronenteile lösen und herabstürzen. Die Gefahr sei für Waldbesucher in der Regel vorher nicht zu erkennen. „Insofern empfehle ich den Menschen, derzeit auf Waldbesuche zu verzichten.“

Zahlreiche Unfälle durch Schnee und Eis

Schnee und Eis verursachten bereits seit Mittwoch zahlreiche Unfälle. Allein im Bereich Titisee-Neustadt wurde die Polizei zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen zu zwölf Verkehrsunfällen gerufen, die durch das Wetter verursacht wurden. Verletzt wurde demnach niemand. Zwischen den Bundesstraßen 31 und 500 sei zeitweise der Verkehr zum Erliegen gekommen, die Räumdienste seien pausenlos im Einsatz gewesen, hieß es.

In Heidenheim rutschte kurz vor Mitternacht eine 34-Jährige mit ihrem Auto gegen eine Schutzplanke und prallte dann gegen ein anderes Fahrzeug, dessen Fahrerin schwer verletzt wurde. In Dürmentingen (Kreis Biberach) kam am Mittwochabend ein Schneepflug von der Straße ab und kippte um - der 45 Jahre alte Fahrer blieb unverletzt.

Am Flughafen Stuttgart hatte der Sturm nur leichte Auswirkungen: Zwölf Flüge mussten gestrichen werden. Unter anderem konnten Flieger aus Hamburg, Rostock, London und Amsterdam nicht in der Landeshauptstadt landen, weswegen die Rückflüge nicht stattfanden, wie ein Flughafensprecher am Donnerstag sagte. Vereinzelt sei es zu Verspätungen von bis zu einer Stunde gekommen. Reisende sollten sich vor der Anfahrt online über den Flugstatus informieren.