Verkehrsminister Winfried Hermann will der Verkehrswende im Autoland Baden-Württemberg mehr Schwung verleihen. Eine Idee hat er am Dienstag kundgetan.

Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann will auf größeren Straßen eine Spur extra für Fahrgemeinschaften reservieren. Diese Maßnahme und die Öffnung der Busspuren für Fahrgemeinschaften könnten dazu führen, dass „viele Autofahrer öfter kollektiv und damit effizienter unterwegs sind“, sagte Hermann während eines Besuchs in der norwegischen Hauptstadt Oslo dem „Badischen Tagblatt“ (Mittwoch).

 

Noch besser sei es, Busse und Bahnen zu nutzen, um den Schadstoffausstoß zu senken. Aber wer die Klimaziele ernst nehme, komme um die Diskussion, Autofahrten zu vermeiden, nicht herum. Baden-Württemberg will spätestens im Jahr 2040 klimaneutral sein.

Emissionen um 55 Prozent

Der Verkehrsminister sagte der Zeitung am Rande der weltgrößten Elektromobilitätsmesse in Oslo: „Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir schnell mehr tun.“ Für den Verkehrsbereich bedeute dies, dass bis 2030 die Emissionen nicht um 40, sondern um 55 Prozent gesenkt werden müssen, „und das schaffen wir nicht allein damit, dass jedes zweite Auto auf der Straße elektrisch fährt“. Geprüft werde deshalb ein Bündel von Maßnahmen, die teilweise über den Koalitionsvertrag hinausgingen. Da Autos 70 bis 75 Prozent der Verkehrsemissionen ausstießen, müsse hier mehr geschehen.

Allerdings kommt der Minister mit der Verkehrswende im Autoland Baden-Württemberg bisher nur schleppend voran. In den elf Jahren, in denen Hermann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Amt sind, hat sich die Zahl der Autos auf den Straßen im Südwesten um etwa 1,2 Millionen auf 8,2 Millionen erhöht. Und auch das Ziel der Verdopplung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2010 liegt noch in weiter Ferne.

Hermanns neuer Appell zielt demnach auch auf den nächsten Schritt der Klimagesetzgebung. Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) will dem Vernehmen nach Ende Juni CO2-Einsparvorgaben für einzelne Sektoren vorlegen, vom Verkehr über Wohnen bis zur Landwirtschaft.