Der Krankenstand hat im Südwesten nach aktuellen Daten der Krankenkasse AOK ein Rekordniveau erreicht. Die meisten Ausfälle gingen im vergangenen Jahr demnach auf Atemwegserkrankungen zurück.
Die Krankenkasse AOK meldet wie zuvor schon die DAK und die TK einen Rekord an Krankmeldungen im vergangenen Jahr. Die AOK zählte als größte Krankenkasse in Baden-Württemberg im Jahr 2022 bei etwas mehr als 2,7 Millionen arbeitstätigen Versicherten rund 49 Millionen Tage, an denen Versicherte wegen einer Krankschreibung arbeitsunfähig (AU) waren. Im Jahr davor waren es bei rund 2,6 Millionen Versicherten knapp 38 Millionen Ausfalltage. Damit gab es nach Auskunft der AOK durchschnittlich rund 18 Kranktage je beschäftigtem Mitglied, im Jahr davor waren es rund 14,5.
„Wir hatten 2022 Höchststände bei den Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit, die wir bei unseren Versicherten seit über 30 Jahren erheben. Vor allem Atemwegserkrankungen und Krankschreibungen aufgrund Covid-19 sind für den starken Anstieg verantwortlich“, sagte Christian Konrad, Spezialist Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Baden-Württemberg.
Vor allem wegen der Omnikronvariante und auslaufender Schutzmaßnahmen im Jahr 2022 seien die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund einer Coronainfektion um ein Vielfaches höher als im Jahr davor gewesen. „Insgesamt erklären diese fünf Millionen AU-Tage aber nur die Hälfte des Gesamtanstiegs der AU-Tage“, sagte Konrad.
Die AOK legte auch aktuelle Zahlen bis Ende Mai vor
Auch bei der DAK hatten die Krankschreibungen im Südwesten im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht. An jedem Tag des Jahres waren 47 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben. Das ergab die Auswertung der Daten von rund 275 000 erwerbstätigen DAK-Mitgliedern. Der Krankenstand von 4,7 Prozent war demnach der höchste, den die Krankenkasse seit Beginn der Analysen im Jahr 1997 gemessen hat. 2021 hatte er bei 3,3 Prozent gelegen.
Gleiche Entwicklung bei der TK im vergangenen Jahr: Der Krankenstand unter den rund 600 000 erwerbstätigen TK-Versicherten im Südwesten lag bei 4,37 Prozent. Das entspricht einer Steigerung um 36 Prozent im Vergleich zum Jahr davor und liegt auch weit über dem bisherigen Rekord aus dem Jahr 2015, berichtete die Krankenkasse. Für den massiven Anstieg waren fast ausschließlich Krankschreibungen mit der Diagnose Atemwegserkrankung verantwortlich.
Laut DAK waren die meisten Fehltage im ersten Halbjahr 2023 verursacht durch Atemwegserkrankungen, wie Erkältungen und Bronchitis. Deswegen kam es in den ersten sechs Monaten zu 191 Fehltagen je 100 Versicherten, nach 133 im ersten Halbjahr 2022. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen kam es ebenfalls zu einem Anstieg: Die Zahl der Ausfalltage je 100 Versicherte wegen Rückenschmerzen und vergleichbarer Probleme kletterte von 112 auf 147 Tage hoch. Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei den psychischen Erkrankungen von 100 auf 130 Fehltage.
Die AOK legte auch aktuelle Zahlen bis Ende Mai vor. Gezählt wurden demnach fast genauso viele Aufallstage wie im Rekordjahr 2022. Damals waren es im selben Zeitraum rund 20,9 Millionen AU-Tage, im laufenden Jahr 19,4 Millionen.