Nur ein wenig hat es in diesen Wochen geregnet im Südwesten. Viel zu wenig, um die Wasserstände von Bächen und Flüssen anzuheben oder die Böden zu sättigen. Ein baldiges Ende der Wasserknappheit ist nicht in Sicht.

Karlsruhe - Seit inzwischen fünf Monaten führt der Rhein Niedrigwasser und niemand kann sagen, wie lange es noch dauert. Mitte Juni fiel der Wasserstand am Pegel Maxau (Karlsruhe) unter den Mittelwert von 5,16 Metern, seit Oktober sind es meistens weniger als 3,5 Meter (Freitag: 3,17 Meter) und damit für die Frachtschifffahrt viel zu wenig. „Es ist schon eine ungewöhnlich trockene Situation“, sagte der Leiter der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg, Manfred Bremicker.

 

Schlimmer sei es zuletzt im Trockenjahr 2003 gewesen. Seit Februar fehlt ausreichend Niederschlag, bis zur Jahresmitte habe aber die Schneeschmelze in den Alpen noch für Wasser im Rhein gesorgt. Was jetzt fließt, stamme fast ausschließlich aus dem Grundwasser.

Ein wenig Regen in den nächsten Tagen

Wenn es jetzt mal einen Tag lang stark regnet, kommt es nach Bremickers Angaben zwar zu einem Anstieg im Rhein, der aber auch schnell wieder ausklingt. „Es müsste lang anhaltend, flächenhaft und ergiebig über viele Tage regnen. Das wäre die Voraussetzung, dass sich der Wasserstand normalisiert.“

Zumindest kurzfristig besteht wenig Hoffnung auf eine durchgreifende Änderung. Der Deutsche Wetterdienst rechnet in den nächsten Tagen zwar mit Regen, insgesamt aber nicht sehr viel - zu wenig, um die großen Flüsse dauerhaft zu füllen. Weiter in die Zukunft schauen Meteorologen nicht so gerne, zu unsicher sind die Prognosen.

Boden kann jetzt wieder Feuchtigkeit speichern

Worauf Wissenschaftler aber seit Jahren hinweisen, ist ein möglicher Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und stabileren Wetterlagen in den mittleren Breiten. Ausdauernde Hochdruckwetterlagen über Mitteleuropa waren und sind es, die die Dürre des Sommers und die Trockenheit des Herbstes verursacht haben - wo eigentlich regelmäßig atlantische Tiefdruckausläufer immer wieder für ergiebigen Regen sorgen sollten.

Nach Bremickers Einschätzung könnte es noch etwas dauern, bis der Wasserstand des Rheins wieder spürbar steigt. Immerhin wird im Herbst nicht mehr jeder Regen sofort von der Vegetation aufgenommen. Jetzt könne der Boden wieder Feuchtigkeit speichern und später in Bäche und Flüsse abgeben. Vor allem kleine Fließgewässer, etwa auf der Schwäbischen Alb oder in der Rhein-Schotterebene, seien sogar trocken gefallen.

Binnenschiffe mit reduzierter Ladung unterwegs

Binnenschiffe können auf dem Rhein seit Monaten nur noch wenig Ladung befördern. Die Transportkosten steigen. Manchem Unternehmen fehlen Grundstoffe, BASF in Ludwigshafen denkt bereits über Alternativen zu den klassischen Binnenschiffen nach - zum Beispiel eine Pipeline auf dem Grund der Fahrrinne. Auswirkungen mangelnder Transportkapazitäten sind bis an die Tankstellen zu spüren. Mancherorts kommen die Lieferanten nicht nach, denn was auf dem Wasser an Transportkapazität fehlt, lässt sich auf Straße und Schiene kaum kompensieren.

Der Energiekonzern EnBW hat mit seinen jüngsten Quartalszahlen als Folge der stabilen Hochdruckwetterlagen schwächere Ergebnisse bei Laufwasserkraftwerken und Windenergie gemeldet. Das Atomkraftwerk Philippsburg hatte schon im Sommer wegen des zu warmen Rheinwassers seine Leistung drosseln müssen. Jetzt läuft das Kraftwerk nach Angaben von Unternehmenssprecherin Friederike Eggstein im Kreislaufbetrieb mit Kühlturm. Das verringere die Leistung zwar um 80 Megawatt, begrenze den Wasserbedarf aus dem Rhein aber auf eine kleine Menge.

EnBW setzt auf Kohletransporte per Eisenbahn

Die eingeschränkte Schifffahrt trifft auch den Transport von Kohle für die Kraftwerke zum Beispiel im Karlsruher Rheinhafen. „Diese Einschränkungen hatten bislang jedoch noch keine gravierenden Auswirkungen auf den Betrieb unserer Steinkohlekraftwerke“, sagte Eggstein. Um weiterhin genug Kohlevorräte zu haben, setzt EnBW auch auf eine Verlagerung von Transporten auf die Schiene.

Bei Karlsruhe reicht die Tiefe der Fahrrinne aktuell, um ein Standard-Rheinschiff mit 110 Metern Länge höchstens zu einem Drittel zu beladen. Die Schiffsführer selbst sind nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung dafür verantwortlich, ihre Ladung so an die Fahrrinnentiefe anzupassen, dass sie sicher fahren können.