Auch wenn der Handel unter dem Coronavirus ächzt: Es wird in Baden-Württemberg vorerst keine zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag geben. Das sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am Donnerstag.

Stuttgart - In Baden-Württemberg gibt es bis auf weiteres keine zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntage. Bei den von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Donnerstag vermittelten Gesprächen zwischen Vertretern von Einzelhandel, Städten, Gewerkschaften und Kirchen sei kein Konsens erreicht worden, sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. „Wir bedauern dies, respektieren aber die vorgetragenen Argumente.“

 

Vor allem der Einzelhandel hatte auf zusätzliche Sonntags-Verkaufstage gedrängt und auf Umsatzrückgänge infolge der Corona-Pandemie verwiesen. Auch in Stuttgart und Tübingen gab es Überlegungen zu zusätzlichen Sonntagsöffnungen. Streitpunkt ist beispielsweise, dass verkaufsoffene Sonntage laut Gesetz nur in Verbindung mit besonderen Anlässen wie Stadtfesten möglich sind. Dies hatte auch das Bundesverwaltungsgericht vor wenigen Wochen betont. Wegen Corona sind im Südwesten aber vielerorts die entsprechenden Feste oder Märkte abgesagt.

Verdi-Sprecher Martin Gross betonte, auch in Zeiten der Pandemie stehe der Sonntag unter besonderem Schutz. Außerdem seien fehlende Gelegenheiten zum Shoppen nicht das Problem der vergangenen Monate. „Der Nachfragerückgang hat andere Gründe: allen voran Einkommensverluste durch Kurzarbeit“, so der Verdi-Vertreter.

Für die katholische Kirche sagte der Diözesansprecher der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), Peter Niedergesäss, niemand verschließe die Augen vor den aktuellen Sorgen der Einzelhändler. Den Sonntag als Zeit für Begegnung und Ruhe zu schützen, sei aber gerade in Corona-Zeiten wichtig. „Der Sonntag ist kein Shopping-Tag, sondern der Sonntag gibt der Gesellschaft einen Rhythmus und einen Sinn fürs Leben“, so Niedergesäss. Zudem habe die Corona-Krise auch das kritische Nachdenken über Konsum und Kommerz verstärkt. Eine Strategie des Weiter-So wie vor dem Lockdown sei nicht zukunftsfähig, so die KAB.