Die Lage in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg wird offenbar immer schlimmer: Zahlreiche Betten können laut Klinikverband wegen Personalmangels nicht belegt werden.

Wegen des Personalmangels in Krankenhäusern müssen sich Patienten weiter darauf einstellen, dass ihre Operationen umgeplant und aufgeschoben werden. „Es wird viel über Fachkräftemangel gesprochen, aber das ist nichts Theoretisches mehr: Das ist bittere Realität“, sagte Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), am Montag in Stuttgart. Die Lage habe sich durch die Corona-Pandemie weiter verschärft. Im Durchschnitt können 14,3 Prozent der Betten nicht belegt werden, wie aus einer Umfrage der Krankenhausgesellschaft hervorgeht.

 

Scheffold fordert von der Politik, bürokratische Hürden abzubauen sowie die Corona-Quarantänezeiten für das Pflegepersonal zu verkürzen und die einrichtungsbezogene Impfpflicht auszusetzen. Diese werde im Gesundheitsbereich als ungerecht empfunden. „Die war ja immer im Kontext einer allgemeinen Impfpflicht gesehen“, sagte Scheffold. Letztere kam dann aber nie.

Hitze verschärft die Situation in den Kliniken

Auch die steigenden Kosten machen den Einrichtungen nach dem aktuellen BWKG-Indikator zu schaffen. Krankenhäuser und Reha-Kliniken sind laut Scheffold nicht auf unerwartete Preissteigerungen ausgerichtet. Die Einrichtungen seien unterfinanziert. Außerdem können Kliniken die Kosten nicht weitergeben, da es staatlich festgelegte Preise gibt, wie Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag sagte. 61,1 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Krankenhäuser gaben an, dass sie in diesem Jahr rote Zahlen erwarten. Die Gesellschaft dringt auf einen Inflationsausgleich durch den Bund.

Die derzeit sehr hohe Temperatur könnte die Lage in den Kliniken noch weiter verschärfen. Denn die Risikogruppen bei Corona und Hitze überschneiden sich, sagt Franziska Matthies-Wiesler vom Helmholtz Zentrum München. Betroffen seien oft Menschen mit Vorerkrankungen.

Zudem arbeitet das Klinikpersonal mit Schutzkleidung und Masken in Corona-Zeiten unter erschwerten Bedingungen. Nicht zuletzt fällt aktuell in den Kliniken wegen Urlaubs, Corona-Erkrankungen und anderer Infektionen Personal aus, was wiederum bei der Patientenversorgung fehlt.

Die 1953 gegründete Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft ist ein Zusammenschluss von 473 Trägern mit 198 Krankenhäusern, 132 Vorsorge- und Rehabilitations- sowie 733 Pflegeeinrichtungen.