Maschinen werden immer klüger. Baden-Württemberg will zu einem Hotspot für Künstliche Intelligenz werden und dafür mehr Geld in die Hand nehmen. Denn der weltweite Wettbewerb ist hart.

Stuttgart - Die grün-schwarze Landesregierung steckt mehr Geld in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und will damit im weltweiten Wettbewerb bei dem Thema bestehen. Im geplanten Nachtragsetat zum laufenden Landeshaushalt 2018/2019 sind dazu Mittel in Höhe von rund 20 Millionen Euro geplant, die unter anderem in wirtschaftsnahe Forschungsprogramme fließen sollen. Das teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mit. Weitere 100 Millionen Euro stellt die Landesregierung als Kofinanzierung von Projekten im Rahmen einer Bundesstrategie zur Künstlichen Intelligenz und für die Batterieforschung in Aussicht.

 

Die Landesregierung hatte etwa Ende 2016 zusammen mit Universitäten und Firmen das „Cyber Valley“ im Raum Stuttgart ins Leben gerufen. Das ist ein Forschungsverbund für Künstliche Intelligenz. Insgesamt investieren die Partner - die Max-Planck-Gesellschaft, die Unis Stuttgart und Tübingen, mehrere Stiftungen, die Wirtschaftspartner und das Land - im ersten Schritt 165 Millionen Euro in den Standort, um ihn so auszubauen, dass er international konkurrenzfähig ist.

Digitalisierungsminister Thomas Strobl (CDU) sagte: „Die Künstliche Intelligenz wird die Universaltechnologie im 21. Jahrhundert werden.“ Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sprach von einem enormen Wettbewerbsdruck, unter dem Deutschland stehe. Die USA, China und Asien investierten schon lange sehr viel Geld in diesen Bereich. Im vergangenen Jahr seien aus China heraus 48 Prozent der weltweiten Investitionen in Start-ups im Bereich der KI getätigt worden. 38 Prozent seien aus den USA gekommen und 14 Prozent aus dem Rest der Welt. Baden-Württemberg müsse sich hier stärker aufstellen. Nach den Worten von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) geht es dabei auch darum, die besten Forscher zur KI anzuziehen.

Datenschutz muss laut Kretschmann noch geklärt werden

Deutschland hat laut Kretschmann noch ein besonderes Thema zu bewältigen: den Datenschutz. „Wir müssen sehen, dass wir von einem abwehrenden zu einem gestaltenden Datenschutz kommen.“ Große Datenmengen seien für die Künstliche Intelligenz nun einmal nötig. Jedoch dürften die Menschen nicht „gläsern“ werden.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Boris Weirauch, sagte, das Land müsse das Thema Künstliche Intelligenz beherzter angehen - mit mehr Geld. „Darüber hinaus wird es darum gehen, dass Deutschland zusammen mit europäischen Partnern wie Frankreich ein Gegengewicht zu Akteuren in Nordamerika und Asien bildet.“

Die AfD-Landtagsfraktion sieht schlechte Erfolgschancen für die Pläne der Landesregierung. „KI benötigt als Grundvoraussetzung für ihr Funktionieren in der Breite den Zugang zu Massendaten“, teilte der digitalisierungspolitische Sprecher, Klaus Dürr, mit. „Unter der Knute der europäischen Datenschutzgrundverordnung und der starken Restriktionen auch im Massendatenbereich in Baden-Württemberg sind die Aussichten für einen Spitzenplatz des Landes denkbar schlecht.“

Die Wirtschaftsexpertin der FDP im Landtag, Gabriele Reich-Gutjahr, meinte, das Land dürfe die vielen mittelständischen Firmen nicht übersehen, deren Engagement bei der Digitalisierung mancherorts noch geweckt werden müsse. „Nur auf diesem Weg bleibt auch die Wertschöpfung stabil und im Land verortet.“