Baden-Württemberg Land will „Mega“-Mittelstand abfeiern

Das Wirtschaftsministerium von Nicole Hoffmeister-Kraut startet eine Werbeoffensive für den Mittelstand im Südwesten. Foto: dpa

Eine Imagekampagne des Landes soll die Leistungen der Mittelständler in Baden-Württemberg sichtbar machen. Die damit beauftragte Kommunikationsagentur aus Tübingen hat bei einem früheren Auftrag schon besonderes Aufsehen erregt.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Auf der Internetseite www.megastand.de läuft der Countdown. Noch elf Tage, wird dort am Freitag plakativ angezeigt, bis zum Kampagnenstart für den Mittelstand in Baden-Württemberg. „Er ist alles andere als mittel. Er ist MEGA“, heißt es da neudeutsch. Urheber der Imageoffensive ist das Wirtschaftsministerium. Am 14. Mai will dessen Chefin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) mit Vertretern von Dachverbänden und -kammern auf dem Schlossplatz in Stuttgart das offizielle Startsignal geben.

 

Geplant sei ein Kampagnenzeitraum bis Mitte September, erläutert eine Sprecherin des Ministeriums. Grundlage sei ein Auftrag aus dem grün-schwarzen Koalitionsvertrag sowie eine Empfehlung aus dem Gutachten „Masterplan Mittelstand“. Die Werbestrecke findet nicht zuletzt in elektronischen Kanälen statt. So gibt es einen Instagram-Account und den Hashtag #mittelistMEGA.

„Gesamtbudget von maximal 1,6 Millionen Euro“

Die Kosten der Kampagne werden den Angaben zufolge allein vom Land getragen. Eingeplant sei ein „Gesamtbudget von maximal 1,6 Millionen Euro“. Im Mittelpunkt, so die Sprecherin, stünden die Geschichten von Mittelständlerinnen und Mittelständlern einschließlich deren Beschäftigten und Auszubildenden. „Sie alle sollen dem Mittelstand ein sympathisches Gesicht geben und sein wirtschaftliches und gesellschaftliches Verdienst auf Plakaten, in Social-Media-Posts, Video-, Radioclips und Podcasts greifbar machen.“ Die digitalen Formate würden auf der Kampagnen-Website mit Sachinformationen gebündelt.

Bei der Fachkräftesuche ins Hintertreffen geraten

Das 135-seitige Gutachten „Masterplan Mittelstand“ war bis Oktober vorigen Jahres in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) entstanden. Demnach repräsentiert der Mittelstand mit mehr als 485 000 Betrieben gut 99 Prozent aller Unternehmen im Land, stellt mehr als 64 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze (gut drei Millionen) und ist für mehr als 36 Prozent des Gesamtumsatzes der Südwest-Wirtschaft verantwortlich. Das Kernziel war es, „Impulse geben, wie die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands in einem hochdynamischen Umfeld erhalten bleibt“ – nicht zuletzt im Rennen um qualifiziertes Personal. Da sehen sich viele Mittelständler gegenüber der Industrie und dem öffentlichen Dienst benachteiligt. Es geht der Politik wohl vor allem darum zu zeigen: Wir tun was für euch!

Mit der Umsetzung der Kampagne wurde die Tübinger Kommunikationsagentur Die Kavallerie beauftragt. Das Unternehmen wird von Bjørn Franke und Mark Pelzer geführt. Die Geschichte der „Kavallerie“ habe vor mehr als 20 Jahren nicht in einer Garage, dafür in der gemeinsamen Studentenbude begonnen, heißt es auf der Website. Heute hat die Agentur mehr als 40 Beschäftigte. Die Tübinger und das Land verbindet eine längere Zusammenarbeit – auch andere öffentliche Auftraggeber hat es schon gegeben. So wurde vor einem Jahr für „die vermeintlich graue Maus Reutlingen“ eine „zehntägige provokante Teaser-Kampagne entwickelt“ – mit selbstironischen Plakatsprüchen, auf denen die Stadt ein wenig zum Spottobjekt gemacht wurde. Dass der Mittelstand bei so viel Kreativität mitmachen würde, ist eher unwahrscheinlich.

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