Lange wurden die guten Absichten erklärt, dass man die Benin-Bronzen an Nigeria zurückgeben sollte. Nun wagt Baden-Württemberg einen radikalen Schritt.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Baden-Württemberg geht mit gutem Beispiel voran: Siebzig Benin-Objekte aus dem Besitz des Landes werden an Nigeria zurückgegeben. Die Landesregierung hat nun offiziell zugestimmt, dass das Eigentum übertragen wird. Noch in diesem Jahr werden erste Objekte nach Nigeria zurückgebracht und im Edo Museum of West African Art ausgestellt werden. Rund ein Drittel der siebzig Benin-Objekte werden dagegen als Leihgaben im Linden-Museum Stuttgart bleiben. „Das ist eine großzügige Geste von weitreichender Bedeutung“, sagte Baden-Württembergs neue Kunstministerin Petra Olschowski im Anschluss an die Kabinettssitzung in Freiburg.

 

Künstlerisch, aber auch rituell bedeutend

Die Bronzen und Kunstgegenstände wurden 1897 aus dem Palast des Königshauses Benin von britischen Soldaten gestohlen, die damals in Benin City Häuser plünderten, Menschen töten und große Teile der Stadt niederbrannten. Benin symbolisiere tiefes Unrecht und koloniale Gewalt, sagte Petra Olschowski. Die sogenannten Benin-Bronzen, die hauptsächlich aus Bronze, aber auch aus Holz, Elfenbein und Messing gefertigt wurden, sind zum Teil bereits im 13. Jahrhundert entstanden, sie werden wegen ihrer künstlerischen Qualität geschätzt, einige haben aber rituelle Bedeutung.

Suppenhersteller finanzierte Ankauf

Auch wenn das Linden-Museum weit weniger Benin-Bronzen besitzt als etwa das Humboldtforum Berlin, war es treibende Kraft in der Debatte um Restitution. Die Benin-Objekte sind in der Dauerausstellung zu Afrika ausgestellt. In einer kleinen Ausstellung wird außerdem nachgezeichnet, wie die Objekte überhaupt nach Stuttgart kamen: Das Berliner Völkerkundemuseum bekam sie angeboten, hatte aber weder Geld noch Platz, um sich all die Trophäen zu sichern. Deshalb übernahmen die Stuttgarter die Objekte. Finanziert wurde der Handel vom Suppenhersteller Karl Knorr.