Junge Unternehmen und Gründer profitieren davon, dass bei Investoren das Geld wieder locker sitzt. Nach einem Dämpfer in der Pandemie bekommen Start-ups Rekordsummen. Baden-Württemberg belegt einen der vorderen Platz im Ranking der Länder.

Stuttgart - Start-ups in Baden-Württemberg haben 2021 deutlich mehr Geld eingeworben: Sie erhielten laut einer neuen Studie 599 (Vorjahr: 155) Millionen Euro Risikokapital von Investoren, wie die Beratungsgesellschaft EY am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. In Deutschland waren es insgesamt fast 17,4 Milliarden Euro - mehr als dreimal so viel wie im Corona-Krisenjahr 2020 (5,3 Milliarden).

 

Dabei sammelten Gründer in Berlin das mit Abstand meiste Geld ein, gefolgt von Bayern. In der Reihenfolge kam der Südwesten auf den dritten Platz. An vierter Stelle folgte Nordrhein-Westfalen. Das meiste Risikokapital floss in junge Firmen aus den Branchen Finanzen, Online-Handel und Software.

Es wurde der Studie zufolge nicht nur ein Anstieg des Investitionsvolumens verzeichnet, sondern gleichfalls die Zahl der Investitionsrunden. Eine überdurchschnittlich positive Entwicklung verzeichne Baden-Württemberg, wo die Zahl der Finanzierungen um gut das Doppelte auf 73 zugelegt habe, teilte EY weiter mit.

Corona bremst viele Start-ups aus

Start-ups mit ihren meist technologiebasierten Geschäftsmodellen profitieren davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat. Ob Homeoffice, Online-Shopping, Streaming, Essenslieferungen oder Finanzgeschäfte - Corona verstärkt diese Trends.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Fonds und große Firmen stecken Kapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Geschäftsideen durchsetzen. Start-ups gelten als Innovationstreiber für die Wirtschaft. Jedoch sinkt seit Jahren die Zahl der Selbstständigen in Deutschland. Und bei der Finanzierung und Börsengängen von Start-ups liegt Deutschland weit hinter Ländern wie der USA und Großbritannien zurück.

Investoren waren 2020 zurückhaltend

Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie den Aufschwung vieler Start-ups gebremst: Geldgeber hielten sich zurück, Finanzierungen platzten, die Geschäfte junger Firmen wurden mühsamer. Das große befürchtete Gründersterben blieb jedoch bisher aus.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, die Corona-Pandemie habe Start-ups ohne Frage in eine sehr schwierige Lage gebracht, denn Industriepartner und private Investoren hielten sich mit neuen Start-up-Kooperationen und Investments zurück. Genau aus diesem Grund habe das Land bereits 2020 mit Start-up BW Pro-Tect einen Rettungsschirm für krisengeschüttelte Start-ups aufgesetzt. „Kein anderes Bundesland hat dies so schnell eingeführt.“ Damit konnten den Angaben zufolge bislang rund 500 Gründerinnen und Gründer mit 32 Millionen Euro zuzüglich über 6 Millionen Euro privater Ko-Finanzierung unterstützt werden.