Die Ehe lebt: In Baden-Württemberg wird mehr geheiratet und weniger geschieden. Das geht aus dem Datenbestand des Statistischen Bundesamtes hervor, der noch andere überraschende Zahlen rund um Heirat und Trennung bereithält.
Stuttgart - Schlechte Nachrichten für Fachanwälte für Familienrecht und solche, die es werden wollen: Es werden immer weniger Ehen geschieden. Das gilt in der ganzen Republik, aber auch in Baden-Württemberg. In der Zeit von 2006 bis 2014 ist die Zahl der von einem Gericht aufgehobenen Ehen bundesweit um fast 13 Prozent zurück gegangen, in Baden-Württemberg sank die Zahl etwas weniger stark, um 10,4 Prozent. Das hat jetzt das Statistische Bundesamt öffentlich gemacht.
Im vergangenen Jahr sind in Baden-Württemberg demnach insgesamt 20 328 Ehen mit Brief und Siegel beendet worden. Die Abwärtsentwicklung ist im bundesweiten Vergleich verhalten. In Mecklenburg-Vorpommern gingen 2014 nur 4,9 Prozent der Partner nach einem Urteil des Familiengerichts weniger auseinander als 2006, in Berlin hingegen 23 Prozent.
Es wird mehr geheiratet
Was sind die Ursachen, die viel bemühte Demografie? Wo immer weniger Menschen leben, können natürlich auch weniger Ehen geschieden werden? Ganz falsch – nicht nur, weil im Südwesten ja die Bevölkerung noch wächst. Das gilt auch für die Eheschließungen. 2014 gaben sich im Land 50 751 Paare vor dem Standesbeamten das Ja-Wort. 2006 waren es erst 48 780. Einer steigenden Zahl von Eheschließungen steht also eine sinkende Zahl von amtlichen Trennungen gegenüber.
Die Statistiker haben auch dafür eine Kennzahl: im vergangenen Jahr wurden je tausend bestehenden Ehen in Baden-Württemberg 8,4 aufgehoben. Dieser Wert liegt im bundesweiten Vergleich ziemlich unten. Mit 7,7 getrennten je tausend existierenden Ehen sind die Sachsen am beständigsten, gefolgt von den Thüringern (8,1) und den Sachsen-Anhaltinern (8,3). Dann folgt – als erstes West-Land Baden-Württemberg.
Flexible Stadtstaaten
Die Stadtstaaten geben sich hingegen, ehelich betrachtet, am flexibelsten. In Berlin und Hamburg überdauerten im vergangenen Jahr 10,8 von tausend Ehen nicht. In Bremen waren es 10,1. Nicht zu unterschätzen: Von den im Südwesten getrennten 20 328 Ehen waren 16 451 minderjährige Kinder betroffen.
Bei den baden-württembergischen Männern ist 46 das besonders kritische Alter, bei den Frauen sind es 42,9 Jahre. Da lag 2014 jeweils das Durchschnittsalter der Betroffenen. Das war ziemlich genau der Bundesdurchschnitt.
Unterschiede gibt es freilich bei der durchgestandenen Ehedauer. In Baden-Württemberg betrug sie im vergangenen Jahr exakt 15 Jahre. In Brandenburg war die Dauer mit 15,8 Jahren im Durchschnitt etwas länger. im Hamburg mit 13,3 Jahren deutlich kürzer. Im Bundesdurchschnitt verbrachten die Ehepartner 14,7 Jahre miteinander, bevor sie aufgaben.
Einer will raus
Die Statistik legt auch bestimmte soziostrukturelle Merkmale offen. So wird zum Beispiel auch erfasst, wer die Scheidung beantragt hat und ob dies mit Zustimmung des Partners geschehen ist oder nicht. Wie sich zeigt, ist der Scheidungswunsch meist Sache eines der beiden Partner. Nur gut sechs Prozent der Verfahren wurden von beiden Betroffenen beantragt. In 49,5 Prozent waren es die Frauen, in 42,3 Prozent die Männer. In gerade mal 3,5 Prozent aller Scheidungsverfahren hat es von der Frau oder dem Mann keine Zustimmung gegeben.
Das nimmt sich übers Land gesehen freilich ganz unterschiedlich aus. Während etwa im Landkreis Rottweil bei 260 Scheidungsfällen nur zwei der betroffenen Männer nicht einverstanden waren, in Calw bei 265 Paaren ein einziger Mann, steht der Main-Tauber-Kreis eher für Rosenkrieg: Dort waren fast die Hälfte der betroffenen Ehepartner nicht mit der Scheidung einverstanden, von 219 Paaren 60 Männer und 46 Frauen.