Trotz eines kalten und verregneten Frühjahrs ist der Tourismus in Baden-Württemberg weiter auf Erfolgskurs. Minister Bonde rechnet erneut mit über 48 Millionen Übernachtungen für 2013.

Stuttgart - Das kühle und regnerische Wetter im Frühjahr vorigen Jahres hat dem Tourismus in Baden-Württemberg zu schaffen gemacht. Dennoch rechnet der für den Tourismus zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) erneut mit einem Rekordjahr im Südwesten. „Von Januar bis November 2013 konnten bei den Ankünften Zuwächse von 0,4 Prozent und 0,1 Prozent bei den Übernachtungen verzeichnet werden“, sagte Bonde auf der Reisemesse CMT in Stuttgart. Für das Gesamtjahr werden voraussichtlich wieder 48 Millionen Übernachtungen im Land erreicht.

 

Das ist mit zunehmenden Maß auch den Touristen und Geschäftsreisenden aus dem Ausland zu verdanken. Ihr Anteil liegt inzwischen bei rund 20 Prozent. Konkret kamen im vergangenen Jahr 3,4 Prozent mehr Gäste aus dem Ausland, der Zuwachs bei den Übernachtungen lag bei 4,8 Prozent. Es sind vor allem Schweizer, Österreicher, Franzosen, aber auch Niederländer, die gerne Urlaub im Schwarzwald, am Bodensee und auf der Schwäbischen Alb machten, sagt der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft des Landes (TMBW), Andreas Braun. Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland richte die TMBW verstärkt den Blick auf den Auslandsmarkt – und damit auch auf außereuropäische aufstrebende Länder wie China oder Indien, wo aufgrund der verbesserten Reisemöglichkeiten und steigender Einkommen immer mehr Menschen Urlaub machen könnten.

„Grüner Süden“ stößt deutschlandweit auf Interesse

Gleichzeitig interessierten sich mehr Menschen im In- und Ausland für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den Ressourcen auch bei der Urlaubsplanung, erklärte Minister Bonde. Im nachhaltigen Tourismus liege deshalb eine große Chance für das Land. Mit dem „Grünen Süden“, einem Konzept der TMBW für naturnahen und umweltfreundlichen Tourismus, habe Baden-Württemberg bereits große Aufmerksamkeit in Deutschland erreicht, und einige Bundesländer inspiriert, bestätigte Dirk Dunkelberg, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbund (DTV). Auch ist der Schwarzwald einer von fünf Gewinnern im ersten Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregion 2012/2013. An dem Wettbewerb des Bundesumweltministeriums, des Bundesamts für Naturschutz und des Deutschen Tourismusverbands hatten sich 34 Regionen beteiligt. Der Schwarzwald hatte unter anderem mit seiner im Südwesten noch immer beispiellosen Konus-Karte gepunktet, die Urlauber im gesamten Schwarzwald als Freifahrtticket für Busse und Bahnen nutzen können. Umweltfreundliche Mobilität ist ein Thema, das Minister Bonde jetzt zusammen mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) anpacken will. Entwickelt werden soll ein Beratungsangebot für nachhaltige Mobilitätskonzepte in Tourismusorten. Die Landesregierung, für die Nachhaltigkeit „ein wichtiges politisches Kernziel“ sei, engagiere sich nicht nur beim Verkehr, sondern etwa auch, gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, für eine soziale Nachhaltigkeit, etwa beim Thema Barrierefreiheit.

Zudem wird derzeit ein sogenannter Nachhaltigkeitscheck, also eine Zertifizierung für ganze Reiseziele, getestet. Die höchst unterschiedlichen Probanden sind die Stadt Stuttgart, der Kurort Bad Dürrheim, der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie der Europapark Rust.

Neues Logo für Nationalpark Schwarzwald

Dass Nachhaltigkeit keine neumodische Eintagsfliege ist, sondern zum unternehmerischen Erfolgsfaktor werden kann, verdeutlichte eindrucksvoll Claus Hipp, der Chef eines der bekanntesten Familienunternehmen Deutschlands und Marktführer bei Babynahrung. Für ihn bedeutet Nachhaltigkeit, Verantwortung zu übernehmen für spätere Generationen. Auch Europas größter Reiseveranstalter, die Tui, macht sich Gedanken über Nachhaltigkeit. Das fängt beim Kerosinverbrauch der Flugflotte an und reicht bis zur Verantwortung in den Urlaubsorten. „Wir sind auf eine intakte Natur angewiesen“, sagt Harald Zeiss, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements des Konzerns.

Auch hier kann Baden-Württemberg punkten – mit sieben Naturparks, dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb und nun auch mit dem neuen Nationalpark Schwarzwald. Das Interesse am Nationalpark sei „riesig“, sagt der auch für den Naturschutz zuständige Minister Bonde. Auch wenn es zwei Wochen nach dem Start noch kein Besucherprogramm gibt, so hat der Nationalpark nun zumindest ein Logo. Dies zeigt in stilisierter Form, was Gäste dort erwartet, sagte dessen Leiter Wolfgang Schlund – „Berge und Wald“.