2015 hat sich die Zahl der Adoptionen in Baden-Württemberg um elf Prozent verringert. Die meisten Kinder wurden vom Partner oder der Partnerin der leiblichen Mutter oder des leiblichen Vaters angenommen.

Stuttgart - Insgesamt 510 Kinder sind im vergangenen Jahr im Südwesten adoptiert worden. Nach Angaben des Statistischen Landesamts wurden 268 Jungen und 242 Mädchen zur Adoption vermittelt – elf Prozent weniger als 2014. Fast zwei Drittel der Kinder wurden vom Partner der leiblichen Mutter oder der Partnerin des leiblichen Vaters (333) angenommen, acht Kinder von verwandten Personen.

 

Dabei gibt es je nach Alter deutliche Unterschiede: Kleine Kinder werden überwiegend von fremden Personen adoptiert, größere zumeist von Stiefvätern oder Stiefmüttern. Bei den Kindern unter drei Jahren sind 61 Prozent nicht verwandt mit ihren Adoptiveltern, bei den Drei-bis Fünfjährigen 57 Prozent, bei den Sechs- bis Achtjährigennoch 20 Prozent, bei Kindern ab zehn und Jugendlichen sogar nur vier Prozent.

Fast drei Viertel der adoptierten Kinder haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Von den 133 Adoptivkindern mit ausländischer Staatsangehörigkeit stammen 62 Prozent aus europäischen Ländern – darunter Bulgarien, Polen, Rumänien und vor allem Russland; 31 Prozent stammen aus einem asiatischen Land, überwiegend aus Thailand. Die meisten der aus dem Ausland adoptierten Kinder sind mit ihren Adoptiveltern nicht verwandt.

Die Zahl der Adoptionen ist seit Jahren rückläufig. Einen Höhepunkt erreichte sie im Jahr 1979 mit 1367 Adoptionen, 1999 wurde mit 986 Adoptionen die 1000er-Grenze unterschritten. Der Rückgang liegt aus Sicht von Experten zum einen daran, dass die Zahl der Geburten insgesamt zurückgeht – und dass weniger Mütter ihre Kinder zur Adoption freigeben, weil es mehr Unterstützung gibt, unter anderem bei der Kinderbetreuung. Vier von fünf Müttern, die ihre Kinder zur Adoption freigaben, waren nicht verheiratet oder geschieden. Elf Kinder wurden von verheirateten und zusammenlebenden Eltern an nicht verwandte Personen abgegeben. Die anderen Kinder wurden adoptiert, weil ein oder beide Elternteile verstarben.

Aus der Statistik geht auch hervor, dass der Anteil der Adoptionen durch Stiefeltern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen ist. Bis 1987 lag die Zahl derer, die das Kind aus einer früheren Beziehung ihrer Partnerin oder ihres Partners annahmen, unter der Zahl derer, die mit ihrem Adoptivkind nicht verwandt waren. Im vergangenen Jahr war ihre Zahl fast doppelt so hoch wie die der nichtverwandten Adoptiveltern.

Das Interesse von Eltern, ein Kind zu adoptieren, hält aber weiter an. 2015 kamen nach Angaben des Statistischen Landesamts auf jedes zur Adoption vorgemerkte Kind 12 Bewerbungen, 2014 waren es 21 Bewerbungen, 2013 13 Bewerbungen. Die Schwankungen sind auf die Stichtagsregelung zurückzuführen.

Die Bundeszentralstelle für Auslandsadoption in Bonn hat bis Ende Oktober dieses Jahres 119 abgeschlossene Auslandsadoptionen registriert. 31 Kinder kommen aus Haiti, 29 aus Thailand, 12 aus Russland, 9 aus Südafrika. 2012 wurden noch überwiegend Kinder aus der Russischen Föderation, aus Thailand, Äthiopien oder Bulgarien adoptiert. Solche Verschiebungen gebe es immer wieder, weil sich die politische Situationen ändere oder Länder weniger Kinder zur Adoption melden bzw. freigeben, sagt Kristina Reisinger, Sprecherin des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales, ein Ansprechpartner für Auslandsadoptionen.