Auf Bundesstraßen, auf Autobahnen, auf Landstraßen: Stunde für Stunde ereignen sich drei Dutzend Unfälle in Baden-Württemberg. Die Zahl sinkt leicht, eine andere Zahl macht dem Innenminister Sorgen.

Stuttgart - In Weißbach kracht am Sonntag ein Motorradfahrer in einen Bus und stirbt, am selben Tag kommt eine Frau auf einem Krad nahe Aalen ums Leben, ein weiterer Motorradfahrer prallt auf einer Bundesstraße gegen ein Verkehrsschild, auch er überlebt den Unfall nicht. Mindestens drei tote Motorradfahrer an einem Tag. In den ersten sechs Monaten des Jahres sind deutlich mehr Biker auf den Straßen im Südwesten ums Leben gekommen als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres.

 

Insgesamt starben bei Verkehrsunfällen in Baden-Württemberg 214 Menschen, das sind drei mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. 50 von ihnen waren mit dem Motorrad unterwegs, im vergangenen Jahr waren es zwischen Januar und Juni noch 44. „Das ist ein trauriger Anstieg“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). „Mit der Entwicklung der Zahl von tödlichen Motorradunfällen bin ich nicht zufrieden.“

Zahl der Unfälle insgesamt nimmt ab

Dabei hatte das Innenministerium im Frühjahr 2018 extra einen „5 Punkte Plan für mehr Sicherheit in der Motorradsaison“ aufgelegt. Er sieht unter anderem eine intensive Überwachung, das Entschärfen gefährlicher Strecken und kostenlose Technikchecks vor. Trotz der neuen Zahlen soll das Programm nicht erweitert werden.

Die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 von 159 347 auf 158 718 (minus 0,4 Prozent). Dabei wurden 18 064 Menschen leicht verletzt (minus 4,2 Prozent), 3758 Personen erlitten schwere Verletzungen (minus 5,8 Prozent).

Auch die Zahl getöteter Fahrrad- oder E-Bike-Fahrer hat zugenommen, während die Zahl der Unfälle in diesem Bereich zurückging. Die traurige Bilanz: Zwischen Januar und Juni wurden noch 4878 Unfälle gezählt (minus 5,8 Prozent), es starben allerdings 33 Fahrradfahrer (plus 18 Prozent). Einen Grund für die fatalen Folgen hat Innenminister Strobl bereits ausgemacht: „Bei den getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern trugen mehr als zwei Drittel keinen Helm“, sagte er. „Die Schutzwirkung eines Fahrradhelms ist glasklar und unbestritten. Jedem muss klar sein: Helme können Leben retten.“

Alkohol und zu hohe Geschwindigkeit

Mehr als jeder zweite wurde in den ersten sechs Monaten auf baden-württembergischen Straßen getötet, weil ein Fahrer betrunken oder zu schnell unterwegs war. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat - eine Dachorganisation für 200 Mitgliedsorganisationen, darunter Ministerien, Automobilclubs, Versicherungen und Kirchen - fordert intensivere Kontrollen und schärfere Strafen. „Außerdem wird der Raum auf den Straßen immer knapper“, sagt Sprecherin Carla Bormann. „Immer mehr Menschen müssen sich den Platz teilen.“