Wer an Zecken denkt, hat meist die Natur im Kopf – Wälder, Wiesen oder Felder. Aber auch Stadtbewohner sollten die Augen offen halten.

Stuttgart - Zecken kommen längst nicht mehr nur im Wald und auf Wiesen vor - sie haben sich auch in Städten ausgebreitet, zum Beispiel in Parks, Gärten oder auf anderen Grünflächen. Stadtbewohner sollten daher ebenfalls aufmerksam und sensibel sein, sagte der Zeckenexperte des Naturschutzbundes (Nabu) Baden-Württemberg, Stefan Bosch. So nutze beispielsweise der Holzbock, die bisher übliche weit verbreitete Zeckenart, alle Lebensräume, die ihm von seinen Ansprüchen her entgegenkämen. So möge es das Tier gerne grün, mit Laub und ein bisschen feucht. „Früher war die Zecke als Waldtier abgestempelt, aber sie ist sicherlich überall präsent und man muss überall mit ihr rechnen.“

 

Wer also in einem Stadtpark oder -wald unterwegs war, sollte am Abend seinen Körper genau absuchen und nach Zecken fahnden, sagte Bosch. Auch die Stuttgarter Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim betont: „Sobald man das Haus verlässt und den Grünbereich betritt, ist man im Zeckenhabitat.“

Der gesamte Südwesten ist Risikogebiet

Wie sich die Zahl der Zecken in den vergangenen Jahren entwickelt habe, könne man nicht so leicht bestimmen, betonte Bosch. „In absoluten Zahlen ist das schwer zu sagen.“ Die Anzahl der Tiere variiere aufgrund verschiedener Faktoren, vor allem die Witterung spiele eine große Rolle. So seien beispielsweise warme Winter schlecht für die Population, weil die Zecken dann von anderen Parasiten zerstört würden. Feuchtes Wetter im Frühjahr wiederum helfe den Zecken, da sich in dieser Zeit die erste Generation entwickle.

Zecken können bei einem Biss unter anderem Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sowie die Infektionskrankheit Lyme-Borreliose übertragen. Im vergangenen Jahr erkrankten im Südwesten fast doppelt so viele Menschen an FSME wie im Jahr zuvor. Landesweit wurden 2016 insgesamt 116 Patienten registriert, wie die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg unlängst mitteilte. 2015 seien es 60 Betroffene gewesen. Dies zeigten die vom Robert Koch Institut erhobenen Daten. Grund für den Anstieg sei die Impfmüdigkeit vieler Menschen im Südwesten. Die Krankenkasse und das Landgesundheitsamt riefen dazu auf, sich impfen zu lassen. Denn mit Ausnahme von Heilbronn sei der gesamte Südwesten Risikogebiet.