Von Spargelessen bis zu Kunstwerken: Firmen, Organisationen und Privatleuten unterstützen die Landesverwaltung finanziell und materiell. Der Sponsoringbericht der Landesregierung soll Spenden künftig alle zwei Jahre offenlegen.

Stuttgart - Der erste Sponsoringbericht der Landesregierung hat zwei Wochen später als erwartet das Kabinett passiert. Eigentlich sollte er am 9. Juni vom Ministerrat verabschiedet werden, doch dann intervenierte der Ministerpräsident, wie es aus Regierungskreisen heißt. Das Innenministerium musste nacharbeiten. Winfried Kretschmann (Grüne) stieß sich an dem Begriff „anonym“ in der Rubrik „Zuwender“. Jetzt heißt es, „Einwilligung zur Veröffentlichung liegt nicht vor“, der 176 Seiten starke Bericht wurde um 26 Seiten dicker als die erste Fassung, in der Sache hat sich nichts geändert.

 

Das Land wurde im Jahr 2014 mit genau 59,453 Millionen Euro von Firmen, Organisationen und Privatleuten unterstützt. Der Löwenanteil ging mit 54,561 Millionen Euro an Einrichtungen unter dem Dach des Wissenschaftsministeriums. Es handelt sich jedoch nicht um Drittmittel. 3660 Einzelposten hat das Haus von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gemeldet. Bauer macht sich die Einleitung des Sponsoringberichts zu eigen und lobt, „das private finanzielle Engagement ist ein wichtiger Ausdruck der lebendigen Bürgergesellschaft Baden-Württembergs“.

„Segen“ für Kunst und Wissenschaft

Weiter betont sie, dass die privaten Fördermittel im Bereich Wissenschaft, Forschung und Kunst „eine segensreiche Wirkung“ entfalteten. Manche Kunstgegenstände könnten überhaupt nur mit Hilfe von Sponsoring erworben werden. Dass viel privates Geld in die Forschung fließe, sei ein Ausweis der hohen Qualität des Wissenschaftsstandorts.

Die Landesregierung hatte nach Diskussionen über die Finanzierung der Stallwächterparty vergangenes Jahr in Berlin beschlossen, Spenden und Sponsoring transparent zu machen. Der Sponsoringbericht, der offiziell Bericht über Spenden, Schenkungen und Sponsoringleistungen an die Landesverwaltung heißt, soll künftig alle zwei Jahre erstellt werden. Das Thema Sponsoring ist nicht neu. Schon 2008 gab es eine Anordnung, dass die Ministerien ihre Geldgeber auflisten und auf Anfrage offenlegen sollten. Das Innenministerium folgte der Aufforderung nach Informationen eines Sprechers von Minister Reinhold Gall (SPD) als einziges Ressort. Die Zuwendungen schwankten: 2008 ergibt die Erhebung dem Sprecher zufolge 39 000 Euro, ein Jahr später waren es 121 000 Euro, 2011 sogar 152 000 Euro, 2012 sank die Summe auf 91 000 Euro. Dann lief die Anordnung aus. Im aktuellen Spendenbericht erscheint das Haus von Gall mit 43 000 Euro.

Breite Förderpalette

Unterstützt wird der Staat von Bürgern und Betrieben mit großen und kleinen Summen quer durch den Gemüsegarten. So unterstützte die Obst- und Gemüseabsatzgenossenschaft Nordbaden das traditionelle Spargelessen in der Landesvertretung in Berlin mit 1182 Euro. Die Staatsgalerie erhielt von einem ungenannten Geber das Gemälde von Oskar Schlemmer „Landschaft Stuttgart I“ im Wert von 400 000 Euro.

Für die Lehrerfortbildung bekam das Kultusministerium 169 Sim-Karten zum kostenlosen Surfen und Tablets im Unterricht im Wert von 20 000 Euro. Auch die Stadt Stuttgart taucht als Geldgeber auf. Sie hat für Recherchen zur Aufnahme von Flüchtlingen in der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg 4000 Euro an das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde überwiesen. Der Zweckverband Oberschwäbischer Elektrizitätswerke bezuschusste die 500-Jahr-Feier des Haupt- und Landgestüts Marbach mit 15 000 Euro.

Ungleiche Verteilung

Mit 54,561 Millionen Euro führt das Wissenschaftsministerium die Liste an. Das Kultusressort meldete 3,679 Millionen Euro, das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft 342 998 Euro, das Staatsministerium 227 444 Euro. An das Regierungspräsidium Stuttgart gingen 133 000 Euro (vor allem für Schulen), an das Sozialministerium 132 000 Euro. Das Ministerium für Ländlichen Raum erhielt 98 126 Euro, es folgen die Regierungspräsidien Tübingen (94 192, Freiburg (52 967) und Karlsruhe (51 371). Das Innenministerium bekam 43 150, das Umweltministerium 29 000 Euro, das Justizministerium 8630 Euro. Leer gingen die Ressorts Verkehr und Integration aus.