Der Rems-Murr-Kreis ist nach wie vor die Nummer Eins, was Seen zum Baden angeht. Wir verraten einige Geschichten über die Badeseen, die Sie noch nicht kannten – und auch, welcher See in diesem Jahr etwas schlechter abschneidet.

Region Stuttgart - Sie ist fast makellos, die Bilanz der heimischen Badeseen auf der aktuellen Gewässerkarte des Umweltministeriums. Fünf der sechs überwachten Badestätten ziert dort die blaue Farbe für sehr gute Wasserqualität und Drei-Sterne-Qualität nach EU-Maßstab. Nur der Aichstrutsee bei Welzheim fällt diesmal etwas aus strahlendblauen Badesee-Parade. Er ist einer von rund einem Dutzend Badegewässer im Land, die es nur auf die Note gut, verbunden mit einem grünen Punkt und zwei EU-Sternen, bringen. Der Grund: Im vergangenen Jahr ist dort die Quote unbeanstandeter Proben für die allerhöchste Qualitätsstufe nicht erreicht worden. Gegen ein Bad bestehen bei dieser Einstufung aber trotzdem keinerlei Bedenken.

 

Unsere interaktive Karte zeigt alle Badeseen in den fünf Landkreisen der Region Stuttgart:

Die Qualität der Badeseen in Baden-Württemberg

Insgesamt überwacht das Ministerium laut Angaben des Gesundheitsministers Manne Lucha zurzeit 313 Badestellen im Land. Fast alle seien entweder mit dem Prädikat sehr gut oder gut versehen worden. Den Aitrachsee (Region Bodensee-Oberschwaben) ereilte die mäßige Beurteilung einer nur ausreichenden Wasserqualität – gelber Punkt. Der Badesee Goldscheuer im Ortenaukreis hat wegen der hohen Anzahl an Wasservögeln den roten Punkt für mangelhaft erhalten und bleibt bis auf weiteres gesperrt. An den überwachten Badestellen werden entsprechend der Vorgaben der Europäischen Union während der Badesaison (1. Juni bis zu 15. September) regelmäßig Wasserproben entnommen und analysiert. Hauptparameter für Verunreinigungen sind Colibakterien und Enterokokken.

Der Ebnisee im Welzheimer Wald

Der auch über die Kreisgrenzen hinaus bekannteste unter den Badeseen im Rems-Murr-Kreis ist „die Perle des Schwäbischen Waldes“, der Ebnisee. Bei den in der interaktiven Gewässerkarte hinterlegten Daten weist er, für die vergangenen fünf Jahren jeweils die makellose blaue Einstufung der Wasserqualität auf.

Seit Herbst ist direkt am Seeufer auch das Wirtshaus am Ebnisee unter neuer Regie und nach umfangreicher Sanierung an Gasthaus, Terrassenbereich und Hotel wieder ein touristisches Prunkstückle. Mehrere Kioske und ein Bootsverleih mit Ruder- und Tretbooten locken zu Einkehr und Ausfahrt. Entlang des Ufers, das auf kompletter Länge auch für Rollstuhlfahrer befahrbar ist, stehen Grillplätze, Liegewiesen oder auch stille Ecken zum Angeln zur Verfügung.

Der größte See im Schwäbischen Wald war 1746 ursprünglich für die Holzflößerei angelegt worden, er ist bereits seit 1884 ein touristisches Ausflugsziel. Am Samstag, 22. Juni, findet abends ein Jubiläumsfestival zum 40. Geburtstag des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald statt – an vier Musik- und Kunstbühnen rund um den Ebnisee.

Der Waldsee bei Fornsbach

Auch der Waldsee östlich von Murrhardt ist schon vor Jahren unter anderem mit Einstiegsstellen für geh- und sehbehinderte Besucher möglichst barrierefrei ausgebaut worden. Neben einem Sandstrand stehen auch hier diverse Mietboote, kulinarische Einrichtungen und ein Campingplatz zur Verfügung. Auf der Gewässerkarte weist auch der Waldsee für die vergangenen fünf Jahre die blaue Drei-Sterne-Qualität auf.

Das allerdings ist nicht immer so gewesen. Vor gut zehn Jahren haben die Badewasserkontrolleure dem Gewässer bei Fornsbach vorübergehend einen roten Punkt verpasst und ihn für nicht zum Baden geeignet erklärt. Der Grund: Eine Schlechtwetterperiode hatte den See 1997 über die Ufer treten lassen und der Eintrag aus Wiesen und Feldern der Umgebung hatte dann für die Beurteilung „häufiger belastet“ gesorgt. Denn bei damals nur neun Proben während der Badesaison hatte der Einzelfall der Überschreitung der Grenzwerte für gesamtcoliforme und fäkalcoliforme Bakterien ausgereicht, um die vorgeschriebene Mindestmarke von 95 Prozent untadeliger Proben zu verfehlen. Entsprechend empört waren die Reaktionen im – um den touristischen Ruf fürchtenden – Murrhardt, wo das Rathaus gar mit presserechtlichen Schritten gegen alle drohte, die Schlechtes über das Waldsee-Wasser verbreiteten.

Der Aichstrutsee lockt Triathleten

Nicht zum ersten Mal hat in diesem Jahr auch der Aichstrutsee bei Welzheim die optimale Einstufung in Sachen Wassergüte verpasst. Zwar sind die vergangenen Jahre blaue Punkte für den Stausee mit Holzsteg samt Plattform, einem Zeltplatz und Wohnmobilplätzen verteilt worden. Davor waren es einige Male lediglich Grün gewesen – für die Einhaltung der etwas höheren Grenzwerte für lediglich gute Wasserqualität. Und anno 2007 hatte auch den Aichstrutsee das Schicksal des vor dem Baden warnenden roten Punktes ereilt, weil „zeitweilige Belastungen“ festgestellt worden waren. Die Warnung wurde bald aufgehoben, weil Folgeproben wieder unauffällig waren.

Der Eisenbachsee bietet Liegewiesen

Der zweite See, der damals im Jahr 2007 mit dem gefürchteten roten Punkt gestraft war und mit dafür gesorgt hat, das der Rems-Murr-Kreis ein Viertel der damals acht rot bepunkteten Seen im Land stellte, ist der Eisenbachsee bei Alfdorf. Das Badegewässer mit schlichtem Kiosk weist in den vergangenen fünf Jahren allerdings eine makellose Bilanz auf. Rundum bietet sich beim kleinen Gewässer zwischen Wiesen und Wald reichlich Liegefläche.

Der Plüderhausener Badesee

Für die Gartenschau im Remstal hat Plüderhausen seinen Badesee schon im vergangenen Jahr kräftig herausgeputzt und in Badelandschaft und Möblierung kräftig investiert. Auch hier ist der blaue Punkt auf der Gewässerkarte seit Jahren unstrittig – auch wenn der Ansturm der Badenden bisweilen nicht nur zu Chaos auf den Parkplätzen anbei, sondern ab und an auch für ölige Schlieren im Gewässer sorgt. Vor drei Jahren hat der Plüderhausener Badesee auf ganz andere Weise Schlagzeilen gemacht: Im hinteren Teil des Sees wurde ein Auto mit einer Leiche gefunden und aus dem Gewässer geborgen. Auch das hat die Wasserqualität auf Dauer nicht beeinträchtigt.

Der Ziegeleisee – nicht nur Freibad

In besonderem Maße selbstverständlich ist die allerbeste Wasserqualität im Schorndorfer Ziegeleisee. Schließlich gehört dieser als Freibadbereich zum Oskar-Frech-Bad. Mit 85 000 Besuchern habe man im vergangenen Jahr einen Rekordsommer erlebt, berichtet der Bäderchef Jörg Bay. Wegen des Hallenbadanbaus falle zwar ein Teil der bisherigen Sandfläche weg. Am bei den Jüngsten beliebten Wasserlauf gibt es aber zusätzliche Staumöglichkeiten. Dazu kommt ein neuer Kletterparcours, eine schwingende Hängematte und ein Spielschiff. Und auch am Ziegeleisee gibt es einen Beitrag für die Remstal-Gartenschau: Eine im Seegrund verankerte Bühne, die immer freitags bei „Kultur am See“ zum Einsatz kommt.