Die Technik ist störungsanfällig und soll für rund drei Millionen Euro erneuert werden. Im Sommer könnten die Sportschwimmer des VfL Sindelfingen im Freibad trainieren. Doch was ist bei schlechtem Wetter und niedrigen Temperaturen?

Sindelfingen - Es kommt immer mal wieder vor, dass im Sindelfinger Hallenbad eine Pumpe nicht richtig arbeitet oder ein anderer Defekt auftritt. „Bisher haben es die Besucher nicht gemerkt“, sagt Thomas Steegmüller, der städtische Bäderchef. Das Bad ist jedoch in die Jahre gekommen. Und Ersatzteile für die 40 Jahre alten Anlagen sind nur noch schwer aufzutreiben. „Pumpen wie unsere werden gar nicht mehr hergestellt“, erklärt Steegmüller. Man habe sich bisher stets behelfen können. Auf längere Sicht gehe das aber nicht. Bevor die Badegäste heimgeschickt werden müssen, weil das Wasser nicht mehr gereinigt werden kann, soll das Hallenbad nun technisch generalsaniert werden.

 

Keine Firma gefunden, die alles renoviert

Für Brigitte Klink vom Sport- und Bäderamt in Sindelfingen ist das Vorhaben jedoch zum Haareraufen. Schon vor zehn Jahren sollte das Hallenbad technisch auf Vordermann gebracht werden. Die Renovierung wurde aber immer wieder aufgeschoben. Manche der technischen Anlagen ist nach den heutigen Vorschriften nicht mehr zulässig. „Wir haben aber keine Firma gefunden, die wir mit der Erneuerung der gesamten Anlagen beauftragen könnten“, sagte Klink im Sportausschuss des Gemeinderats. Die Folge: Es gibt weitere Zeitverzögerungen und die ganze Sache wird um einiges teurer.

Vor einem Jahr hatten sich die Schwimmbadplaner zuletzt mit dem Projekt befasst. Damals waren sie noch von Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro ausgegangen. Nun ist aber wieder Zeit verstrichen, „weil durch die konjunkturell sehr gute Lage am Bau so ziemlich jede Firma mit Aufträgen völlig ausgelastet ist“, erläuterte Klink. Man wolle nun auf die jeweiligen Spezialunternehmen zugehen, welche die einzelnen Komponenten der Lüftung, der Steuerungs- und der Reinigungstechnik erneuern.

Ein Projektsteuerer für 200 000 Euro

Es gebe nur wenige Unternehmen, die bei der heutzutage komplexen Technik alles auf einmal aufrüsten könnten. Deshalb sei ein Projektsteuerer nötig, der das ganze Sanierungsvorhaben koordiniere. Dieser koste voraussichtlich rund 200 000 Euro. Dazu kämen jetzt auch noch Preissteigerungen, sodass die städtischen Planer momentan von insgesamt drei Millionen Euro ausgehen, welche die Stadt für die Sanierung ausgeben muss.

Seit dem Jahr 2008 sind zwar schon mehrere Modernisierungen vorgenommen worden, etwa am Dach des Gebäudes oder an einigen Lüftungsanlagen. Diese Arbeiten konnten meist während der vierwöchigen Schließzeit im Sommer erledigt werden. Nun geht es aber um eine längerwierige Generalsanierung. Dafür standen zwei Varianten im Raum. Entweder könnten die Schließzeiten jeweils in den Sommermonaten genutzt werden, um die einzelnen Anlagen auszutauschen. Wie viele Jahre das dauere, sei jedoch kaum abzusehen, sagte Klink. Außerdem sei nicht klar, mit welchen Kosten man am Ende dastehen würde.

Eine Traglufthalle als Zwischenlösung?

Die andere Variante sei, alles auf einmal zu erledigen und das Bad etwa ein halbes Jahr zu schließen. Die Ausschussmitglieder stimmten für letzteres, weil die Renovierung dann besser planbar sei.

Allerdings gibt es einen Haken. Wo sollen die Schwimmer des VfL Sindelfingen, die Triathleten und die Taucher ihr Training abhalten, wenn das Bad voraussichtlich im Jahr 2021 für mindestens ein halbes Jahr geschlossen ist? Auch Behinderte und Schüler können während der Zeit dort nicht ihre Bahnen ziehen. „Wir sind für die Sanierung an einem Stück und werden sicher eine Lösung finden“, meinte Roland Medinger, der VfL-Geschäftsführer. Falls sich die Sanierung des Hallenbads in den Winter hineinziehen würde, kann er sich vorstellen, dass man über dem Freibad eine Traglufthalle baut. Die Kosten dafür freilich müssten noch ermittelt werden.

Eines der größten Bäder in Süddeutschland

Badezentrum:
Das Sindelfinger Freibad ist mit einer Gesamtfläche von 60 000 Quadratmetern eines der größten in Süddeutschland. Im vergangenen Jahr kamen 147 000 Besucher. Es hat ein Sport- und ein Sprungbecken mit einem Zehn- und einem Fünf-Meter-Turm. Daneben gibt es ein Nichtschwimmer-, ein Kinder- und ein Rutschbecken mit einer Rutsche. Das Hallenbad hat ein 50-Meter-Sportbecken, das in Hallenbädern der Region eher selten ist. Im vergangenen Jahr wurden 262 000 Badegäste gezählt. Das Badezentrum wird von der Stadt betrieben.

Alternativen
: Im Stadtgebiet gibt es noch das Gartenhallenbad in Maichingen (25-Meter-Becken) und das Klostergartenbad (20-Meter-Becken). Sie werden von Vereinen geführt, für die Betriebstechnik ist aber die Stadt zuständig. Wenn das städtische Hallenbad schließt, können die Sportschwimmer dorthin nicht ausweichen, weil es keine 50-Meter-Bahnen gibt.

Bäderkonzept: 
Die Stadt möchte für die künftige Nutzung der Bäder ein Konzept ausarbeiten.