Offenbar sondieren mehrere Gemeinden im badischen Landesteil, ob sie sich freiwillig für den Nationalpark melden sollen. Die Stadt Baden-Baden bietet 420 Hektar Wald neben dem Schlosshotel Bühler Höhe. Andere wollen folgen.

Baden-Baden - Die Befragung der Bevölkerung in sieben betroffenen Gemeinden zum geplanten Nationalpark Nordschwarzwald schlägt weiterhin Wellen, zuletzt am Donnerstag im Landtag. Derweil sondieren offenbar mehrere Gemeinden im badischen Landesteil, ob sie sich freiwillig melden sollen. Der Beschluss der Stadt Baden-Baden, dem Land Flächen anzubieten, gibt dem Vorschub.

 

Ist damit – nach den ablehnenden Voten in den württembergischen Orten Baiersbronn, Wildbad und Freudenstadt – ein Nationalpark allein auf badischer Gemarkung denkbar? Fest steht, dass seit geraumer Zeit mehrere Bürgermeister entlang des Rheintals, von Bühl (Kreis Rastatt), des Stadtkreises Baden-Baden sowie der Gemeinden Achern Lauf, Sasbachwalden, Sasbach und Ottenhöfen (alle Ortenaukreis), miteinander in Kontakt sind und dabei wohl auch einen Lückenschluss der Suchräume prüfen.

Das Land hat nach den bisherigen Planungen drei Suchräume definiert: den Bereich „Hoher Ochsenkopf“ an der Schwarzwaldhochstraße B 500, den Bereich „Ruhestein/ Schliffkopf“ südlich davon und den Bereich „Kaltenbronn“ südwestlich von Bad Wildbad. Ein Lückenschluss zwischen Ochsenkopf und Ruhestein wäre nun denkbar mit Einbeziehung von kommunalen Waldflächen besagter Gemeinden. Auch Bühlertal und Ottersweier verfügen dort über Waldbesitz.

Der Baden-Badener CDU-Oberbürgermeister ist dafür

Das sei „keine Baden- und keine Württemberg-Frage“, stellt der Baden-Badener OB Wolfgang Gerstner fest. Der CDU-Politiker bestätigt „entsprechende Gesprächskreise“, die im Übrigen parteiübergreifend stattfinden würden. Gerstner, der sich selbst als „überzeugten Nationalpark-Befürworter“ sieht, warnt gleichzeitig davor, dieses Thema „zum Spielball der Parteien zu machen“. Seine eigene gewachsene Überzeugung habe er ganz und gar „nicht mit dem Parteibuch mitbekommen“.

Auch der seit 2006 amtierende Bürgermeister der Schwarzwaldgemeinde Lauf, Oliver Rastetter, bestätigt Kontakte mit Nachbarkommunen. Die Ortenaugemeinde grenzt südlich an den Kreis Rastatt. „Wir im Badischen gehen unverkrampft mit dem Thema Nationalpark um“, sagt Rastetter, der als CDU-Politiker zudem seit Kurzem gewählter Vertreter im Landesvorstand des Naturschutzbundes Nabu ist. Rastetter zählt sich auch zu der „CDU-Bewegung für den Nationalpark“, die sich vor Monaten um den ehemaligen Umweltminister Erwin Vetter (Ettlingen) gebildet hat.

Stadt bietet dem Land 420 Hektar von ihrem Wald an

Mit dem Beschluss des Baden-Badener Gemeinderats vom Montag, dem Land 420 Hektar eigenen Stadtwald nahe der B 500, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schlosshotel Bühler Höhe und dem Ochsenkopf anzubieten, dürften entsprechende Sondierungen neuen Schub erhalten. Auch der Rastatter Landrat Jürgen Bäuerle bestätigt: „Da laufen Gespräche zwischen den Gemeinden, da macht man sich Gedanken, das ist absolut richtig.“ Er hält allerdings nichts „von einer etwaigen Lagerbildung“. Gemeinsam mit dem Landkreis seien mehrere Gemeinden – darunter auch Gernsbach und Forbach – nun dabei, „ein gemeinsames Positionspapier“ zu formulieren. Bäuerle ist sich sicher: ein möglicher gemeinsamer Nationalpark werde „Nationalpark Nordschwarzwald“ heißen.

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung verfügen an dem Korridor westlich des Suchraums „Hoher Ochsenkopf“ die an Gesprächen beteiligten Kommunen über insgesamt etwa 2000 Hektar Gemeindewald. Die größten Anteile haben dabei – neben Baden-Baden – die Gemeinden Bühl, Sasbach und Sasbachwalden mit jeweils mehr als 300 Hektar.

Die Murgschifferschaft könnte entscheidend sein

Der größte Flächenzuwachs könnte sich allerdings durch einen etwaigen Tausch der Eigentümergenossenschaft Murgschifferschaft in Forbach ergeben. Der Forstbetrieb verfügt zwischen den Suchräumen „Hoher Ochsenkopf“ und dem Südteil „Ruhestein/Schliffkopf“ über Flächen von etwa 3000 Hektar. Mit der Murgschifferschaft, die zu 55 Prozent dem Land gehört, in der aber auch zahlreiche private Eigentümer vereinigt sind, gab es aber offenkundig bisher keinerlei Verhandlungen.

Wolfgang Schlund, der Geschäftsführer des Naturschutzzentrums Ruhestein, sieht derweil bei Diskussionen über mögliche Arrondierungen „die Erfüllung naturschutzfachlicher Kriterien im Vordergrund stehen“. Ein Lückenschluss liegt für ihn nahe. „Die von Baden-Baden angebotenen Waldgebiete haben da eine hohe Wertigkeit. Es ist kein Fehler, große zusammenhängende Gebiete zu bilden“, sagt er. Der Laufer Bürgermeister Oliver Rastetter gibt sich weiter zuversichtlich: „Ich hoffe sehr, dass das Vorhaben Nationalpark realisiert wird und der Landtag ein dazugehöriges Gesetz noch dieses Jahr verabschiedet“, sagte er gegenüber dieser Zeitung.