Im Badischen Landesmuseum ist bereits im Oktober eine Schnitzerei entwendet worden; das wurde jetzt öffentlich. Im April stahlen Unbekannte dann ein Diadem. Ein Insider erhebt Vorwürfe.

Karlsruhe - Zwei Mal innerhalb weniger Monate ist im Badischen Landesmuseum Karlsruhe ein wertvolles Kunstwerk gestohlen worden. Erst im April war ein millionenteures Diadem aus seiner Vitrine gestohlen und der spektakuläre Diebstahl auch öffentlich gemacht worden. Nicht bekannt war hingegen bislang der Raub einer wertvollen Barockschnitzerei aus Elfenbein des Künstlers Leonhard Kern aus dem Jahr 1620. Dies berichtete nun ein anonymer Hinweisgeber der Deutschen Presseagentur – er erhob zugleich Vorwürfe gegenüber dem Museum. Die Karlsruher Staatsanwaltschaft wie auch das Museum bestätigten den Diebstahl.

 

Im Museum würden die Säle abends nicht oder zumindest nicht konsequent abgeschlossen und auch nicht alle Räume vom Sicherheitsdienst regelmäßig kontrolliert, hieß es aus dem Kreis von Mitarbeitern des Museums. Der Direktor Eckart Köhne wies die Kritik entschieden zurück. Bei beiden Diebstählen seien Profis am Werk gewesen, die die Tat ausführlich geplant hätten. Alle Sicherheitsanlagen seien intakt und in Betrieb gewesen. „Der Sicherheitsdienst kontrolliert alle Räume, die Räumlichkeiten werden verschlossen“, sagte Köhne.

Die Vitrine wurde beim Diebstahl nicht beschädigt

Der Diebstahl der Barockschnitzerei ist laut dem Direktor am 20. Oktober des vergangenen Jahres aufgefallen und den Behörden sofort gemeldet worden. Das Kunstwerk hatte sich in einer Vitrine im ersten Obergeschoss im Karlsruher Schloss befunden. Die Vitrine sei mit einem geeigneten Gegenstand geöffnet worden und unbeschädigt geblieben, betonte die Museumssprecherin Natalia März. Man habe den Fall bewusst nicht öffentlich gemacht: „Das gestohlene Stück ist auf dem freien Markt nicht verkäuflich, da es unverwechselbar ist und so zum Besitzer zurückverfolgt werden kann. Wir hoffen weiter, dass das Exponat wieder zu uns zurückkehrt.“

Das Kunst- und das Finanzministerium waren laut der Ministeriumssprecherin Denise Burgert über beide Diebstähle informiert und haben eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die für alle zwölf staatlichen Museen im Land die Sicherheitsmaßnahmen, die baulichen Gegebenheiten und die Abläufe innerhalb der Museen prüfen und Handlungsempfehlungen aussprechen soll. Beide Stücke waren Landeseigentum und wohl nicht versichert. Der Schätzwert der Elfenbeinskulptur, die die Römerin Fulvia mit dem abgetrennten Kopf des Cicero zeigt, liegt nach Museumsangaben bei 500 000 Euro. Es handelt sich um ein Unikat mit einem selten dargestellten Sujet – Fulvia war die Gattin des mächtigen Marcus Antonius. Das brillantenbesetzte Diadem aus Gold und Platin wird auf einen Wert von 1,2 Millionen Euro geschätzt. Eine Spur haben die Behörden in beiden Fällen nicht. Tobias Wagner von der Staatsanwaltschaft sagte, es gebe keine Indizien auf die möglichen Täter, auch spreche g nichts dafür, dass ein Mitarbeiter des Museums beteiligt gewesen sei. Ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen sei ebenfalls nicht erkennbar. Die Ermittlungen zu Kerns Schnitzerei seien bereits eingestellt worden, so Wagner; nur bei neuen Hinweisen würde der Fall wieder geöffnet. Zum jüngeren Diebstahl des Diadems laufe die Untersuchung noch.

Owinger Johannes-Figur kehrt nach 37 Jahren zurück

Kunstraub aus Museen ist nach Auskunft der Polizei ein recht seltenes Delikt; meist gehe es in diesem Bereich eher um den Verkauf von Fälschungen. Aufsehen erregte Ende März dieses Jahres der nächtliche Diebstahl einer hundert Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin – Materialwert 3,8 Millionen Euro. Bis heute fehlt jede Spur von der Münze, vielleicht haben die Täter sie eingeschmolzen und in kleinen Einheiten zu Geld gemacht.

Einen glücklichen Ausgang fand dagegen der Raub einer 500 Jahre alten Holzfigur des heiligen Johannes Evangelista aus einer Wallfahrtskirche in Haigerloch-Owingen (Zollernalbkreis). Sie war 1979 entwendet worden und fiel 35 Jahre später, im Frühjahr 2014, Polizisten bei einer Internetauktion in Augsburg auf. Nach langen Irrungen konnte die Skulptur, die in der Slowakei sichergestellt worden war, im Oktober 2016 zurück nach Owingen gebracht werden. Sie wird aber nicht mehr an ihrem alten Standort aufgestellt – dazu ist die Kirche zu abgelegen.