Ulrich Peters soll neuer Chef des Badischen Staatstheaters werden – und die Nachfolge des umstrittenen Peter Spuhler antreten. Im Südwesten ist Peters kein Unbekannter.

Karlsruhe - Es sind besondere Herausforderungen die auf ihn warten: nach dem einhelligen Beschluss des Verwaltungsrates soll Ulrich Peters ab September neuer verantwortlicher Leiter des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe werden. Und dies ganz bewusst als Interims-Intendant, für die Phase von drei Spielzeiten. Peters soll auf den umstrittenen Peter Spuhler folgen, dessen Vertrag als Generalintendant im vorigen Herbst vorzeitig aufgelöst wurde. Spuhler ist formal bis zum Sommer Chef des Hauses, war aber seit Jahresbeginn nicht mehr öffentlich aufgetreten. Ohnedies ist wegen des Lockdowns seit Monaten kein Spielbetrieb. Derzeit wird das Staatstheater vom Geschäftsführenden Direktor vertreten.

 

Der in Stuttgart geborene 65-jährige Peters hat vielfältige Erfahrungen im Theater- und Musiktheaterbereich. Seit 2012 fungiert er als Generalintendant des Theaters Münster, davor leitete er das Staatstheater am Gärtnerplatz in München und war 1999 bis 2007 auch Intendant des Theaters Augsburg. 1997 bis 1999 war er zudem Oberspielleiter des Musiktheaters und der Händelfestspiele in Karlsruhe. Er fühlt sich demnach dem Haus in Karlsruhe schon von früher her verbunden. Bis Ende Dezember wird er übergangsweise sowohl in Münster wie in Karlsruhe arbeiten.

Viele Baustellen warten im Dreispartenhaus

Auf Peters warten in Karlsruhe einige Baustellen, die es in sich haben. Da sind die bis in den vorigen Herbst anhaltenden Querelen in dem Theaterhaus, die mit dem bisherigen Generalintendanten Spuhler zu tun haben. Ihm war zuletzt Machtmissbrauch vorgeworfen worden, er wollte zudem die Oberhoheit in allen Sektoren des Dreispartenhauses für sich beanspruchen. Im Juni und Juli hatten mehrere Dramaturgen um Vertragsauflösung gebeten. Auch die Chefin der Opernsparte war kurz vor dem Absprung, wird aber nun doch bleiben. Ulrich Peters Aufgabe wird es sein, das Theaterhaus mit seinen 700 Mitarbeitern nach innen zu befrieden, gleichzeitig soll er – laut den Worten von Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) – maßgeblich „am Zukunftsprozess des Hauses“ mitwirken. Dabei geht es einerseits um eine bessere Beteiligung der Mitarbeiter in den drei Sparten Oper, Theater und Ballett. Aber auch um Überlegungen, die angelaufen sind, ob die Konstruktion des Hauses mit einer Hierarchie, alleine zugeschnitten auf einen mit viel Machtbefugnis ausgestatteten Generalintendanten, noch zeitgemäß erscheint. Am Ende könnte es womöglich so sein, dass Peters seine im September anzutretende derzeitige Stellenbeschreibung selbst mit abzuschaffen hilft.

Wie die Stimmung im Theaterhaus derzeit ist, kann wegen Spielzeitunterbrechung infolge der Coronapandemie nur schwer eingeschätzt werden. Die dritte Herausforderung, die auf Ulrich Peters als Interims-Intendant und den Geschäftsführenden Direktor Johannes Graf-Hauber zukommen wird, ist die Erweiterung und Generalsanierung des Hauses. Zuletzt hatte es erneut Kritik an den Kostensteigerungen gegeben. Am 20. Juni wird das erneut im Karlsruher Gemeinderat thematisiert. Dort soll final entschieden werden, ob an der seit 2017 entwickelten Konzeption mit derzeit geschätzten Kosten von rund 508 Millionen Euro festgehalten wird.