Als Prenzlschwäbin brachte Bärbel Stolz nicht nur Schwaben und Berliner zum Lachen. Nun erfindet sie sich neu: Als Polizistin im Stuttgarter Soko-Team.

Stuttgart - Ein Spielplatz in Berlin, Prenzlauer Berg, Lieblingstreff der Knirpse Hugo-Bruno-Luis und Wikipedia mitsamt ihrer Eltern. Der kleine Ägidius darf auch mitsandeln, nur bei der Halloween-Party zuhause will ihn niemand haben. Der nimmt ja Ritalin! Wirklich pfui ist aber die Einladung von Kevin, weil der im Wedding wohnt. Wie kann man nur! Halb so schlimm dagegen, dass die Xenia-Adelheid und der Friedrich-Anthony neulich erst das Kinderzimmer ihrer Gastgeber verwüstet haben. Die Eltern der beiden haben nämlich das schnieke Paläo-Restaurant in der Oderberger Straße, wo man ein halbes Jahr im Voraus einen Tisch bestellen muss.

 

Zum Kugeln sind diese Szenen, die sich die gebürtige Esslingerin Bärbel Stolz ausgedacht hat. Als „Prenzlschwäbin“ parodiert die an der Berliner Ernst-Busch-Schule ausgebildete Schauspielerin seit 2015 nach Berlin emigrierte Schwaben mit deren Macken, Trends, speziellen Vorlieben und extremen Erziehungsmodellen. Youtube-Videos mit Titeln wie „Digital Detox“ oder „Food Porn“ bekommen Hunderttausende von Klicks und erfreuen Comedy-Fans jenseits wie diesseits des Weißwurst-Äquators. Erfolgreich war Bärbel Stolz auch als Autorin mit ihrem Buch „Isch des bio? Die Prenzlschwäbin erzählt aus ihrem Kiez“ und dem dazugehörigen Comedy-Programm.

Lokalpatriotischer Side-Kick

Jetzt ist Bärbel Stolz aber dem Berliner Kiez-Spielplatz und dem Vegan-Restaurant untreu geworden und steht in den Stuttgarter Bavaria-Studios in ihrer neuen Rolle als Streifenpolizistin Sibylle Beyer im schwäbischen Soko-Team vor der Kamera. „Ich hab das Rollenprofil gelesen und gedacht, ja, bitte bitte, das will ich machen“, sagt sie und freut sich über das Engagement. Auch, weil es so schön sei in ihrer alten Heimat. „Es ist perfekt, dass ich jetzt immer wieder zum Drehen hierher kommen kann, aber weiterhin in Berlin wohne“, findet sie, so habe sie einfach das beste von beiden Regionen.

An der Figur der Sibylle Beyer gefällt ihr, dass sie keinen schnurgeraden Lebenslauf hat. „Sie ist ursprünglich Physiotherapeutin, weil sie aber ein großer Krimifan ist, hat sie noch die Ausbildung zur Polizistin gemacht und sich dann bis zur Kripo vorgearbeitet. Sibylle ist unheimlich eifrig und neugierig, sie liest wahnsinnig viel und sagt immer: Ich hab alles gelesen zum Thema Fahndungstechnik, lasst mich das mal machen“, so Bärbel Stolz zum Subtext der Rolle, den sie beim Spielen immer mitdenkt. Ob Sibylle irgendwann die Beförderung zur Hauptkommissarin anpeilt, hängt davon ab, wie sehr das Publikum die Figur ins Herz schließt. „Sie ist auch der lokalpatriotische Side-Kick, eine Buffo-Figur“, eine lustige Person, die für heitere Momente sorgt.

Und dann die Polizeiwache auf der Alb?

Bärbel Stolz ist zwar schon auf einigen Theaterbühnen gestanden, aber Arbeiten fürs Fernsehen gehörten schon ganz früh zu ihrem Berufsalltag. So spielte sie in der Sat-1-Telenovela „Verliebt in Berlin“ die Kiosk-Aushilfe und spätere Barkeeperin Yvonne, sie war in Serien wie „Türkisch für Anfänger“ und „Doctor´s Diary“ zu sehen. Angst, dass ihr die Rollenanzüge der Serienfiguren irgendwann zu eng werden könnten, hat sie nicht. „Ach, das sind so Gedanken, die immer mal wieder kommen, weil man in Deutschland sofort in einer Schublade verortet wird: Die hat mal eine Krankenschwester gespielt, also spielt sie wieder eine Krankenschwester! Eine Zeit lang musste ich permanent Kinder kriegen und schwanger sein, bevor ich wirklich Kinder bekommen habe. Aber ich finde das mittlerweile nicht mehr so schlimm, weil man aus allem seinen Spaß ziehen kann“, sagt Stolz und freut sich darüber, dass man langfristig angelegte Figuren zu facettenreichen Charakteren ausbauen kann. „Ich könnte mir für die Sibylle zum Beispiel ein komplettes Spin-Off vorstellen, mit einer kleinen Polizeiwache auf der Schwäbischen Alb, die sie übernimmt. Fände ich eine super Idee!“