In der neuen Staffel der Vox-Show „Survivor“ zeigt die Esslingerin Bärbel Göbel-Stolz, was in ihr steckt. Im Interview erzählt sie, was sie dazu bewegt hat, bei der extremen Show mitzumachen und wie es ihr bisher erging.

Volontäre: Chiara Sterk (chi)

Stuttgart - Am 16. September lief bei Vox die neue Staffel der Reality-Show „Survivor“ an. Darin wird eine Gruppe von Menschen an einem abgelegenen Ort abgesetzt und in Stämme aufgeteilt. Die Teilnehmer müssen sich ohne fremde Hilfe um Nahrung, Wasser, Feuer und Unterkunft kümmern und treten in regelmäßigen Abständen in Wettkämpfen gegeneinander an. Am Ende jeder Folge muss eine Person das Spiel verlassen. Die Serie läuft immer montags um 22.15 Uhr auf Vox.

 

Unter den Teilnehmern ist auch Bärbel Göbel-Stolz. Die 40-Jährige, die in der Eifel aufwuchs, zog es mit 18 Jahren nach Stuttgart. Dort ging Göbel-Stolz zur Schauspielschule, bevor es sie nach Esslingen zog. In Esslingen arbeitete sie bei der Württembergischen Landesbühne und studierte Amerikanistik. Dann verschlug es Göbel-Stolz in die Vereinigten Staaten. 2016 kam sie zurück nach Deutschland, zwischenzeitlich lebt die Fernsehwissenschaftlerin mit ihrer Familie in Birmingham.

Sie sind großer „Survivor“-Fan – seit wann sehen Sie sich die Serie an und was gefällt Ihnen besonders gut?

Ich gucke „Survivor“ seit 2008. Ich habe damals im Sommer angefangen, Interviews für meine Dissertation zu transkribieren und mich in die Show verliebt. Low-key genug, dass man mal weggucken kann, und spannend genug, damit man immer weiter schaut. Die Intrigen sind ein Punkt, aber mehr noch, finde ich interessant zu sehen, wie die Leute auf der einsamen Insel zu Aktionen verleitet werden. Es ist wie Schach auf Droge, habe ich mal gesagt, weil man eben spontan sein muss und nicht lange überlegen kann. Es gibt so viele Variablen, dass Planung nur zur Rauswahl führen kann. Und zumindest im US-Original haben auch Couch Potatoes eine echte Chance. Es gibt natürlich solche und solche. Kandidaten, die aussehen wie ich, haben es nicht so leicht. Vorurteile bestimmen das Leben, aber trotzdem, „Survivor“ hat recht selten Gewinner, die man erwarten würde.

Wie kam es dann dazu, dass Ihnen das Zuschauen nicht mehr gereicht hat und Sie bei „Survivor“ mitmachen wollten?

Als ich den Aufruf sah, habe mich mir gedacht, jetzt oder nie. Die Chance musste ich wahrnehmen.

Wie hat Ihr Umfeld und Ihr Mann reagiert?

Manche haben gejubelt, andere den Kopf geschüttelt und gelacht – der Rest hat die Augen verdreht. Mein Mann unterstützt mich, auch wenn er das nicht immer toll findet, und meine Eltern waren nervös. Mein großer Bruder hat mir klar gesagt, dass er hofft, dass ich nicht angenommen werde. Er glaubt, dass ich die „Verarschenummer“ der Show sein werde.

Wie haben Sie sich auf „Survivor“ vorbereitet? Haben Sie speziell trainiert?

Ich war vor der Geburt meiner Tochter super fit und hatte das ganz schön schleifen lassen. Mir war klar, so wie die Sportler werde ich nicht mehr in der kurzen Zeit, aber ich habe zwei Mal die Woche Yoga gemacht, bin zweimal zum Boxen und war zweimal in der Woche schwimmen. Ich habe an meiner Grundausdauer gearbeitet, an meiner Elastizität, um Verletzungen vorzubeugen, und weil ich Panik vor dem Ertrinken habe, war ich schwimmen. Außerdem habe ich einige Spiele aus bisherigen „Survivor“-Staffel nachempfunden: So habe ich Puzzeln trainiert, was eher meine Stärke ist, geübt, wie man Feuer macht, viel balanciert, mich mit Speed-Knoten beschäftigt und am ausgestreckten Arm lange Zeit Dinge gehalten.

Was spornt Sie an, bei der Show an Ihre Grenzen zu gehen?

Alles. Ich gehe immer an meine Grenzen. Ich glaube, ich kann da nicht anders – und schon gar nicht bei dieser einmaligen Gelegenheit. Auch wenn ich hoffe, dass es die Show noch lange in Deutschland gibt – vielleicht mach ich dann auch ein zweites Mal mit...

Worin liegt Ihr Vorteil bei „Survivor“? Können Sie von Ihrem Beruf als Fernsehwissenschaftlerin profitieren?

Natürlich glaube ich schon einen Vorteil zu haben, aber ich glaube, der liegt nur bedingt im Spiel an sich, denn einige meiner Fan-Kollegen auf der Insel haben wahrscheinlich viel mehr analytisches Geschick. Ich denke, mein Vorteil liegt darin, dass ich als Fernsehwissenschaftlerin arbeite: Ich weiß, worauf ich mich TV-spezifisch eingelassen habe und kann die Erwartungshaltung der Caster und Crew einzuschätzen, die ja immer einen klaren Kandidaten im Auge haben.

Gibt es auch so etwas wie Alltag auf der Insel? Wie läuft so ein Tag ab?

Ein Tag auf der Insel fängt früh an. Wir warten oft auf den Sonnenaufgang, denn ohne die Sonne geht nichts. Wenn der Mond bereits verschwunden ist, ist selbst der Toilettengang nicht ganz ohne. Wenn wir aufstehen, geht es ans Feuermachen, Feuerholz suchen, die Wasserflaschen befüllen. Wenn ein Wettkampftag ansteht, kochen wir etwas. Dabei essen wir allerdings nie viel, denn wir müssen uns die Rationen gut einteilen. Nebenher basteln wir eigentlich immer an unserer Behausung und am Feuer oder suchen Proviant.

Können Sie sich überhaupt fallen lassen?

Da ist immer das Ungewisse: Kommen die gleich und sagen, es geht los zum Wettkampf oder nicht. Wir haben ja alle keine Uhren oder Telefone und wissen auch nicht, was die „Survivor“-Götter noch so in Planung haben. Aber das treibt auch an, wir nutzen die Zeit, die wir haben. Jedes Nickerchen kann zur Gefahrenquelle werden. Wir können ungefähr abschätzen, wenn es so drei oder vier wird, weil die Sonne dann langsam gen Horizont wandert. Dann müssen wir wirklich alles bereit haben: das Feuer für die Nachtwache muss gemacht sein, damit wir nicht frieren, die Wasserflaschen müssen gefüllt sein und das Essen sollte auf der Feuerstelle sein. Denn im Dunkeln ist gut munkeln, aber nicht gut kochen. Um 18.30 Uhr dann – ich hatte mir vor der Abreise den Tageszyklus angesehen – war es das mit der Sonne dann für die nächsten 13 Stunden, weil ja grade Winter im Südpazifik ist. Dann sehen wir nichts als Sterne, wenn es nicht stürmt und hören das Meeresrauschen und Krebsgekrabbel – oder das Flüstern der Opposition und das Munkeln mit den eigenen Verbündeten. Die Nächte sind am Schlimmsten.

Sie sind im roten Team gelandet – mit wem wollen Sie zusammenzuarbeiten und mit wem gar nicht?

Als ich mein Team am ersten Tag gesehen habe, war mir gleich klar, dass das für mich eine harte Gruppe wird. Die beiden letzten auf den Pfählen hatten sich schnell als Einzelkämpfer etabliert, die mir aber auch klar zeigten, dass sie das Spiel nicht kennen. Bei Ingo war ich hin und hergerissen, er schien mir nett, aber gefährlich, so wie Abdallah. Christian war mir zu neugierig und forsch im Spiel, ich sah wie er Juliane beim Lesen des Gewinns über die Schulter schauen wollte. Die einen sind zu wenig, die anderen zuviel im Spiel, und Sissi und ich sind Welten entfernt voneinander.

Es steht eine halbe Million auf dem Spiel.

Ja, am Ende muss man schon etwas vorweisen können, um sich die halbe Million zu verdienen – da kann man nicht nur mitlaufen.

Welche Challenges mussten Sie bisher schon meistern – und welche haben Sie besonders gefordert?

Jede Challenge war schwer, aber besonders die, bei denen man schwimmen musste, weil ich da so Panik habe. Als wir zu Beginn auf den Pfählen standen und das Gleichgewicht halten mussten, habe ich gesungen und teils die Augen zugemacht, um mich abzulenken. Aber das wurde mit der Zeit echt anstrengend – auch weil man ja gar nicht weiß, wie viel Zeit vergeht. Beim Verlagern habe ich mich dann aber mit den blöden Sandalen vertan und den Abgang gemacht.

Als ich bei der Balancier-Challenge aussetzen sollte, fand ich das blöd. Ich bin zwar weder schnell noch gut im Schwimmen, aber ich habe Gewicht und beim Verlagern einer Plattform im Wasser hätte das geholfen, wenn wir uns abgesprochen hätten. Im Nachhinein ist man zwar immer klüger, und ich habe der Truppe zugestimmt, auszusetzen, aber das war ein Moment wo ich dachte: „Wenn ich denen nicht mal beweisen kann was ich kann, kann ich dann vielleicht eigentlich gar nix?“ Body Positivity hört sich zwar gut an, ist aber schwer anzunehmen.