Wegen erheblicher Probleme könnten die neuen Planzahlen des Staatskonzerns schon bald wieder Makulatur sein. Es sind grundlegende Reformen erforderlich, kommentiert Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Ob Bahnchef Lutz den Gewinn bis 2022 fast verdoppeln will, dürfte den meisten Reisenden erst mal ziemlich egal sein. Für Bahnkunden ist vor allem wichtig, dass ihr Zug pünktlich und zuverlässig von A nach B fährt. Das aber klappt leider viel zu oft nicht optimal, trotz aller schönen Worte und Pläne so vieler Bahn-Manager in der Vergangenheit und Gegenwart. Es hakt an so vielen Stellen, dass die Ertragsziele des Staatskonzerns tatsächlich erst mal zweitrangig sind.

 

Vorgaben schwer zu erreichen

DB-Chef Lutz wird die Vorgaben nur erreichen, wenn der Konzern seine zahlreichen Problemfälle in den Griff bekommt. So schreibt der Güterverkehr seit Jahren rote Zahlen. Schwere Unwetter und die wochenlange Vollsperrung der Rheintalstrecke nach einem Tunneleinsturz haben zudem den gesamten Schienenverkehr in den letzten Monaten stark beeinträchtigt. Hinzu kommen immer wieder Technikprobleme mit Zügen, zuletzt mit dem Zugsteuerungssystem ETCS auf der neuen ICE-Strecke Berlin-München. Und beim größten Bauprojekt Stuttgart 21, wo Kosten und Terminpläne immer weiter aus dem Ruder laufen, geht es inzwischen um gut drei Milliarden Euro Mehrausgaben, deren Finanzierung unklar ist.

Jede Menge Schlagzeilen

So sorgte die Bahn auch zum Jahresende wieder für jede Menge Schlagzeilen, die leider selten positiv und manchmal allzu hämisch ausfielen. Das ist so bedauerlich wie fatal, denn nur mit einem intakten und für Reisende attraktiven Schienenverkehr wird die überfällige Wende hin zu mehr nachhaltiger Mobilität gelingen. Dabei dürfen Umsatz- und Gewinnziele eines Konzerns nicht im Mittelpunkt stehen, zumal die Bahn-Bilanzen und die staatlichen Milliardenzuschüsse für die Schiene besonders viel Spielraum lassen, zumindest auf dem Papier gewünschte Ergebnisse zu erzielen.

Politische Reformen nötig

In erster Linie muss die Bahn als Verkehrsmittel exzellent funktionieren, beim Personen- ebenso wie beim Frachttransport. Dafür sind auch politische Reformen nötig. Die Schieneninfrastruktur sollte unabhängig betrieben, große Bauprojekte müssen vernünftiger und schneller bewertet, ausgewählt und umgesetzt werden. Der kaum noch steuerbare Riesen-Konzern mit mehr als 300 000 Beschäftigten und über 1000 Tochterfirmen in aller Welt sollte sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Für die neue Bundesregierung und besonders ihren Verkehrsminister gibt es hier eine Menge zu tun.