Weil an schönen Wochenenden zu viele Radler in die IRE-Züge drängen, erwägt die Bahn den kostenlosen Rad-transport abzuschaffen. Das ärgert die Kunden.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen/Stuttgart - Die Bahn überlegt, Radler künftig auf der schnellen Interregioexpress-Strecke (IRE) Richtung Bodensee zur Kasse zu bitten, auch wenn sie innerhalb vom VVS-Gebiet unterwegs sind. Seitdem auch der Landkreis Göppingen in den Verkehrsverbund Stuttgart integriert ist, müssen Fahrräder bis Geislingen kostenlos transportiert werden. In der Praxis scheint das nicht immer zu funktionieren. Zudem trägt eine steigende Zahl von Sonderregelungen bei der Mitnahme von Rädern zur Verwirrung der Kunden bei.

 

An schönen Wochenenden wird es eng im Zug

Im Ausflüglerverkehr an schönen Wochenenden sei der Platz für Fahrräder in den Waggons schnell erschöpft, bestätigte der Bahn-Sprecher Roland Kortz. Dabei komme es speziell in den im Zweistundentakt verkehrenden roten doppelstöckigen IRE-Zügen zu Beeinträchtigungen von Reisenden durch die vielen Radler. Im IRE dürfen Räder lediglich im Einstiegs- und Mehrzweckbereich transportiert werden.

„Jeder kann einsteigen, solange es Platz gibt“, sagt Kortz, ansonsten müssten die Radler auf den nächsten Zug warten. Die Bahn sucht nun wohl noch nach anderen Steuerungsmöglichkeiten für den Radverkehr und soll in Gesprächen mit dem Verkehrsministerium und dem VVS offenbar erwägen, die Radkarte im IRE auch im VVS-Geltungsbereich zur Pflicht zu machen.

Im VVS-Gebiet ist die Radmitnahme meistens kostenlos

Ulrike Weißinger, die VVS-Sprecherin, äußert Verständnis für die Transportprobleme. In Stoßzeiten empfiehlt sie Ausflüglern, die samt Rad die Bahn auf der Strecke von Ulm nach Stuttgart nutzen wollen, auf den Regionalexpress auszuweichen. Weißinger bestätigt, dass die Mitnahme von Rädern im Geltungsbereich des VVS grundsätzlich kostenlos ist. Eine Radkarte müsse nur lösen, wer wochentags morgens in der Zeit von 6 bis 8.30 Uhr das Rad mit in den Zug nehmen will. Diese Regelung gilt laut Weißinger für die Züge Interregioexpress, Regionalexpress und Regionalbahn.

IRE- Fahrgast wurde genötigt, Radkarte zu lösen

Dass Theorie und Praxis häufig zweierlei seien, wirft Peter Pipiorke der Bahn vor. „Es gibt regelmäßig Probleme“, sagt der Vorsitzende der Stuttgarter Naturfreunde Radgruppe zur Umsetzung der Beförderungsbedingungen des VVS. So sei ein Fahrgast, der samstagnachmittags den IRE von Geislingen nach Stuttgart mit dem Rad nutzte, genötigt worden, eine Radkarte zu lösen. Der VVS hat sich inzwischen entschuldigt, und auch der Bahn-Sprecher bedauerte das Vorgehen des Zugbegleiters, der wohl nicht Bescheid gewusst habe.

„Bahn-Kauderwelsch“ als Ärgernis bezeichnet

Pipiorke setzt nach und wirft der Bahn vor, die VVS-Bestimmungen nach Belieben auszulegen. Der Fahrradfunktionär setzt sich seit Jahren für eine landesweit einheitliche Regelung bei der Radmitnahme in Zügen ein. Dies sei aber bisher an den unterschiedlichen Bestimmungen der zahlreichen Verkehrsverbünde gescheitert, was an Kleinstaaterei grenze. Als Ärgernis bezeichnet Pipiorke auch das „Bahn-Kauderwelsch“ der Mitnahmebestimmungen, das dazu verleite, unnützerweise eine Radkarte zu kaufen.

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