Eine Zugverbindung zwischen Kirchheim und Göppingen rechnet sich nicht. Die Streckenführung über Weilheim und Bad Boll hält einer Kosten-Nutzen-Rechnung nicht stand.

Esslingen/Göppingen - Der Zug ist vorerst wieder mal abgefahren. Nachdem ein Gutachten den Bau einer durchgehenden Schienenverbindung von Göppingen über Bad Boll und Weilheim nach Kirchheim, gemessen an den erwarteten Fahrgastzahlen, als zu teuer einschätzt, hat der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Esslinger Kreistags beschlossen, das Projekt „unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen“ nicht weiter zu verfolgen.

 

Einen nahezu wortgleichen Beschluss hatte vor gut zwei Wochen auch schon der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Göppinger Kreistags gefasst. Immerhin wollen beide Landkreise die für einen Schienenstrang vorgesehene rund 30 Kilometer lange Trasse planerisch weiterhin freihalten.

Der Lückenschluss wäre zu teuer

Sowohl auf der Strecke von Göppingen nach Bad Boll, als auch zwischen Weilheim und Kirchheim sind bis vor rund 30 Jahren noch Züge unterwegs gewesen. Auf dem im Jahr 1908 in Betrieb gegangenen sieben Kilometer langen Teilstück zwischen Kirchheim und Weilheim ist der letzte Personenzug im Jahr 1982 gefahren. Auf der im Jahr 1926 gebauten Strecke zwischen Göppingen und Bad Boll, der Voralbbahn, ist der „Mariele“ genannte Triebwagen noch rund sieben Jahre länger unterwegs gewesen.

Als Knackpunkt hatten sich nicht die Bestandstrassen, sondern der rund zwölf Kilometer lange Lückenschluss zwischen Bad Boll und Weilheim erwiesen. Um die Schienen durch die hügelige Voralblandschaft zu führen, hätten bis zu fünf Brücken gebaut werden müssen. Zudem hätten die Schienen sowohl in Weilheim, als auch in Bad Boll in den Untergrund abtauchen müssen. Nur so hätten sich laut Gutachten, für das der Landkreis anteilig rund 16 000 Euro gezahlt hat, die jeweils im Zentrum liegenden Bahnhöfe auch konfliktfrei bedienen lassen.

„S’isch au amol guat jetzt“

Unterm Strich würde eine Bahnverbindung zwischen Göppingen und Kirchheim zwar rund 1800 Fahrgäste täglich auf die Schiene bringen. Die Zahl reicht allerdingslange nicht aus, um angesichts der Baukosten, die auf knapp eine halbe Milliarde Euro geschätzt werden, ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erreichen. Dazu müssten täglich rund 2500 Fahrgäste auf den Zug aufspringen.

„S’isch au amol guat jetzt“, hat der Esslinger Landrat Heinz Eininger die mittlerweile fünfte Untersuchung zu dem Thema auf gut Schwäbisch kommentiert. Damit sprach er der Ratsrunde weitgehend aus dem Herzen. Die stimmte dem Verwaltungsvorschlag, die Sache bis auf Weiteres ruhen zu lassen, in ihrer Sitzung am Donnerstag denn auch einmütig zu.