Fährt ein mit Graffiti überzogener Zug durch Deutschland, ist das für Sprayer wie eine rollende Visitenkarte. Die Bahn will ihnen solche Erfolgserlebnisse vermasseln - auch weil der Schaden in die Millionen geht. Der Konzern rüstet weiter nach.

Köln - Der Traum des Philosophen endet auf einem etwas kargen Gelände in Köln-Nippes. „Der Idealismus ist eine Tugend der Unerfahrenheit“ hat jemand auf den S-Bahn-Zug der Deutschen Bahn gesprayt - ein Graffiti. Bald wird nicht mehr viel davon übrig sein. „Für mich sind das keine Künstler, sondern Kriminelle“, sagt Sarkis Zarman, der vor dem Zug steht. Für gesprayte Philosophie hat der Servicebereichsleiter der Bahn in Köln wenig übrig. Ein paar Meter weiter hat daher gerade ein Waschtrupp begonnen, den Zug mit einem Gel einzukleistern, das die Farbe lösen wird.

 

Die Bahn stellt an diesem Tag eine neue Anti-Graffiti-Anlage vor, 750 000 Euro hat sie nach eigenen Angaben dafür investiert. Es ist ein weiterer Schritt im fortwährenden Kampf des Konzerns gegen Graffiti-Sprayer, die mit Vorliebe Züge bemalen. Während manche Graffiti als Kunst ansehen, ist es für die Bahn ein großes Ärgernis.

Die neue Anlage in Köln ist im Prinzip eine große Waschstraße. Die S-Bahn-Züge fahren ein, dann machen sich Mitarbeiter in Ganzkörperanzügen an ihnen zu schaffen. Das Farbgemisch, das sie abschrubben, wird automatisch aufgefangen, aufbereitet und wieder getrennt. Wasser fließt zurück in die Schmutzwasserkanalisation, die chemischen Überreste bleiben als Brocken für den Sondermüll übrig.

Zum Säubern hat die Bahn auch mobile Einsatztrupps

Zum Säubern ihrer Züge hat die Bahn auch mobile Einsatztrupps, die von Zug zu Zug fahren. Der Vorteil einer stationären Anlage, wie sie nun in Köln steht, liegt unter anderem in der Effizienz. Man spart zum Beispiel lange Anfahrtswege. Ein ähnliches Modell wurde bereits 2013 in Düsseldorf präsentiert.

Effizienz ist in der Auseinandersetzung mit den Sprayern wichtig. Denn wo erstmal ein Graffiti aufgesprüht wurde, folgen in der Regel schnell weitere. Einen Zug zu „bomben“, also komplett zu bemalen, bringt in der Szene zudem Anerkennung. Rollt er durch Deutschland, ist das wie eine Art Visitenkarte für die Sprayer. „Der Sprayer darf nicht sehen, wie sein Graffiti am nächsten Tag unterwegs ist“, warnt daher Manuel Hardt vom Flottenmanagement. Oft kämen die Attacken nachts und am Wochenende, wenn Züge irgendwo abgestellt stehen.

Derartige Erfolgserlebnisse will die Bahn am liebsten verhindern. Deshalb reinigt sie die Züge so schnell es geht. Hinzu komme, dass die Graffiti bei Fahrgästen ein Gefühl der Unsicherheit auslösten und mitunter auch wichtige Wagenkennzeichnungen verdeckten. Im vergangenen Jahr wurden nach Bahn-Angaben mehr als acht Millionen Euro in die Beseitigung gesteckt.