Die Zustände auf der Schienenstrecke von Stuttgart über Ludwigsburg und Bietigheim bis nach Heilbronn frustrieren derzeit zahlreiche Pendler – mal wieder. Ein Grund offenbar: Das Cannstatter Frühlingsfest.

Ludwigsburg - Verspätete Züge, dreckige Waggons, krankes Personal: es klingt wie ein Rückfall in überstanden geglaubte Zeiten, was Pendler derzeit von der Situation auf der Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Heilbronn berichten. „Die Zustände sind untragbar“, schreibt ein Pendler, der täglich von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart fährt. Schon dieser vergleichsweise kurze Abschnitt der sogenannten Frankenbahn sei eine „permanente Zumutung“.

 

An einem Tag in der vergangenen Woche sei sein morgendlicher Zug in die Landeshauptstadt 22 Minuten zu spät gekommen, die Verbindung auf dem Rückweg ganz ausgefallen. Er befürchte, dass viele Pendler auf das Auto umsteigen würden.

„Eine permanente Zumutung“

Seinem Ärger Luft gemacht hat der Bietigheimer in einer E-Mail an den Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen (Grüne). Doch dessen Antwort wird ihm kaum gefallen haben: das Verkehrsministerium habe ihm mitgeteilt, dass vor allem seit dem Beginn des Cannstatter Frühlingsfestes die Probleme auf der Strecke wieder deutlich zugenommen hätten, schreibt Renkonen. Dies habe die Bahn gegenüber dem Ministerium wohl mit einem hohen Krankenstand unter den Mitarbeitern begründet. „Dies hängt auch direkt mit den teilweise unerträglichen Zuständen in den Zügen wegen der Vielzahl der Frühlingsfestbesucher zusammen. Da die Bahnpolizei weniger kontrolliert, wird die Arbeit auf einzelne Zugbegleiter abgewälzt, die mit der Situation offenbar überfordert sind“, schreibt der Landespolitiker.

Gegenüber dieser Zeitung will das Haus von Winfried Hermann (Grüne) nicht derart ins Detail gehen, bestätigt aber den neuerlichen Unmut und dass die Frankenbahn „einer der Problemschwerpunkte in Sachen Qualität“ sei. In den vergangenen Wochen hätten Krankmeldungen bei der Personaleinsatzstelle Heilbronn zu einigen Engpässen geführt, heißt es.

Ein Sprecher der Bahn bestätigt ebenfalls, dass es seit Ostern zu Ausfällen und Beeinträchtigungen gekommen sei. Man habe festgestellt, dass im Zeitraum des Frühlingsfestes, „wenn zu den ohnehin schon hohen Fahrgastzahlen noch einmal eine zusätzliche Spitze kommt, die Herausforderungen, zuverlässiger zu werden, noch einmal größer sind“. Verspätete Züge würden auch „die planmäßigen Abläufe bei der Zugreinigung beeinflussen“. Man wolle aber explizit keine externen Gründe suchen: „Die Verantwortung liegt bei uns“, räumt der Sprecher ein. Ob der hohe Krankenstand beim Personal ursächlich mit dem Cannstatter Fest zu tun habe, könne er nicht sagen, erklärt der Bahnsprecher.

Weniger Züge fahren pünktlich los

Da die Bahn seit einigen Monaten ihre Pünktlichkeitswerte im Internet veröffentlichen muss, lässt sich der Verdruss der vielen Pendler auf der Strecke an konkreten Zahlen festmachen. Fuhren Ende März noch knapp 90 Prozent der Züge wie im Fahrplan angegeben, waren es in den vergangenen beiden Wochen nur noch rund 82 Prozent – und damit deutlich unter dem landesweiten Schnitt.

Vermutlich nur ein geringer Trost für die Pendler im Kreis Ludwigsburg: auf der Regio-Strecke von Stuttgart nach Ulm, die über Bad Cannstatt führt, brach die Pünktlichkeit zuletzt um mehr als 24 Prozent ein. Dort kam in den vergangenen Tagen nur noch jeder dritte Zug pünktlich an.