Im Steit um Stuttgart 21 ist Bahnchef Grube zu Kompromissen bereit - auch bei der Südflügelfrage.

Berlin - Im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist Bahnchef Rüdiger Grube zu Kompromissen bereit. Grundsätzlich sei es denkbar, mit dem Abriss des Südflügels bis nach der Volksabstimmung im Herbst zu warten.

 

„Bedingung ist, dass uns finanziell und rechtlich keine Nachteile entstehen und dass das Projekt nicht weiter verzögert wird“, sagte Grube der „Süddeutschen Zeitung“. Das müsse Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ihm verbindlich zusichern. „Wir wollen ja niemanden unnötig provozieren und schon gar nicht eskalieren“, sagte Grube. Zuvor hatte Kretschmann die Bahn mehrfach davor gewarnt, den Südflügel vor der für Ende November geplanten Volksabstimmung abzureißen.

"Stuttgart 21 ist dem Kombi-Bahnhof überlegen"

Zu dem von Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler Ende Juli ins Gespräch gebrachten Kombi-Bahnhof sagte Grübe, diese Idee sei Anfang der 90er Jahre „ausführlich diskutiert und damals aus guten Gründen nicht weiter verfolgt worden“. „Aus unserer heutigen Sicht ist Stuttgart 21 dem Kombi-Bahnhof überlegen - und zwar sowohl städtebaulich, wirtschaftlich, ökologisch als auch verkehrlich.“

Geißler hatte vorgeschlagen, statt des unterirdischen Durchgangsbahnhofs eine Kombilösung aus überirdischer Station für den Regional- und unterirdischer für den Fernverkehr zu bauen.

Herrmann begrüßt Grubes Entgegenkommen

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) begrüßte das Entgegenkommen des Bahnchefs. Ein besonderes Geschenk sei es aber nicht. Schließlich habe die Bahn diesen Schritt für das Milliardenprojekt Stuttgart 21 nach eigener Bauplanung ohnehin viel später vorgesehen, sagte Hermann am Donnerstag in Stuttgart. So sei ein Teilabriss erst für Februar 2012 geplant gewesen, vollständig verschwinden sollte der Südflügels sogar erst im Zeitraum 2013 bis 2020. „Offenbar hat Herr Grube erkannt, dass ein baldiger Abriss zu einer Eskalation beitragen könnte“, sagte Hermann.

Zugleich trat er Grubes Bewertung entgegen, Stuttgart 21 sei der vom Verkehrsberater sma und Schlichter Heiner Geißler vorgeschlagenen Kombilösung überlegen: „Ich bin keineswegs ein glühender Anhänger einer Kombination aus Tief- und Kopfbahnhof. Aber das Kombimodell bietet gegenüber S21 deutliche Vorteile“, führte der Minister aus. „Es wäre mit geringeren Kostenrisiken verbunden, brächte erhebliche Vorteile für den Nah- und Regionalverkehr und lässt sich schrittweise bei einer funktionierenden Infrastruktur realisieren.“