Schon zum zweiten Mal in der laufenden Tarifrunde ruft die Gewerkschaft Verdi für Donnerstag bei der landeseigenen SWEG zu Arbeitsniederlegungen auf. Reicht der Druck auf die Unterhändler, um am Freitag zum Ergebnis zu kommen?

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Die Gewerkschaft Verdi ruft für den 4. Mai zum zweiten Warnstreik beim landeseigenen Bahnunternehmen SWEG (Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH) in Baden-Württemberg auf. Anlass ist der Konflikt um den Eisenbahn-Tarifvertrag (ETV) .

 

Das Unternehmen hat zuvor mehr wegen der harten Auseinandersetzung mit der Lokführergewerkschaft GDL Schlagzeilen gemacht – über acht Monate wurden insgesamt 633 Streikstunden verzeichnet. Am vorigen Donnerstag hat der SWEG-Aufsichtsrat die Anfang April von der SWEG-Geschäftsführung mit der GDL ausgehandelten Tarifabschlüsse abgesegnet.

Nun ist die konkurrierende Verdi Hauptakteur in einer bundesweiten Tarifrunde für ca. 5000 Beschäftigte, von der etwa 40 Unternehmen betroffen sind. Die dem Tarifvertrag angeschlossenen Arbeitgeber erbringen Dienstleistungen im ÖPNV auf der Straße oder auf der Schiene. Verdi und der Arbeitgeberverband Deutsche Eisenbahnen (AGVDE) hatten am 28. April noch keinen Durchbruch erzielt – die nächste Verhandlung steht am 5. Mai in Fulda an. Beim ersten Warnstreik am 26. April waren mehr als 2000 Beschäftigte beteiligt, allein in Baden-Württemberg rund 800.

Neben den erneuten Aktionen im Südwesten soll es auch Streikaufrufe in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern geben. „Lediglich kosmetische Änderungen im Angebot der Arbeitgeber zwingen uns, die Beschäftigten bei der SWEG ein zweites Mal zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen“, äußerte der Verdi-Landesfachbereichsleiter Jan Bleckert. „Wir hoffen, dass der Weckruf ausreicht, um die Arbeitgeber wachzurütteln.“

Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Gehälter um 550 Euro monatlich über zwölf Monate. Das Angebot der Arbeitgeber sehe eine Laufzeit von 26 Monaten und eine Tabellenerhöhung ab Mai 2024 um acht Prozent beziehungsweise mindestens 300 Euro vor. In 2023 böten die Arbeitgeber eine steuerfreie Sonderzahlung in Höhe von 1080 Euro und elf monatliche Einmalzahlungen von 160 Euro bis April 2024 an.

Viele Standorte sind tangiert

Ganztägige Aktionen sind Verdi zufolge in vielen Betriebsteilen geplant – und zwar an den Standorten Wiesloch, Sinsheim, Offenburg, Lahr, Müllheim, Endingen, Weil am Rhein, Dörzbach, Lauda, Schutterwald, Kehl, Gammertingen, Hechingen, Immendingen, Heidenheim und Ulm. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass es wie schon am 26. April im Busverkehr in den Gebieten Kraichgau Wiesloch, Hohenlohe, Main/Tauber, Mittelbaden, Markgräflerland, Weil am Rhein, Landkreise Zollernalb, Sigmaringen, Reutlingen, Biberach und Tübingen zu Beeinträchtigungen kommen kann. Außerdem werde es im Schienenpersonennahverkehr in den Netzen 8, 12, 14 und 15 Behinderungen geben.

Laut der SWEG ist „in weiten Teilen des Verkehrsgebiets mit Fahrtausfällen zu rechnen“. Dies könne auch auf Schulbusse zutreffen, was insbesondere Schüler beachten sollten, bei denen am 4. Mai wichtige Prüfungen anstünden, heißt es.

Da die Zugleitstelle in Gammertingen vom Streikaufruf betroffen sei, ergäben sich voraussichtlich zusätzlich Auswirkungen auf den Zugverkehr der Schwäbischen Alb-Bahn auf der Strecke Gammertingen – Engstingen – Schelklingen. Da ebenso die Zugleitstelle in Endingen betroffen sei, könnte der Zugverkehr der DB Regio am Kaiserstuhl zwischen Endingen und Gottenheim tangiert sein.

Keine Ausfälle bei der SWEG Bahn Stuttgart

Keine Ausfälle werde es bei der SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS) geben und ebenso nicht bei den Fahrten, die von diesen Bus-Tochtergesellschaften erbracht werden: SWEG Bus Schwetzingen GmbH, SWEG Bus Rheinmünster GmbH, SWEG Bus Pforzheim GmbH, SWEG Bus Karlsruhe GmbH, Nahverkehr Mittelbaden Walz GmbH.

Eine Ersatzbeförderung sei nicht möglich, so die SWEG, die betroffene Fahrgäste bittet, auf andere Verkehrsunternehmen auszuweichen. Auskünfte erteile die Servicezentrale unter Telefon 0 78 21 / 9 96 07 70.