Aus drei mach zwei: Die Bahn hat vor, eine Unterführung am Bahnhof Feuerbach wegfallen zu lassen. Für zwei wegfallendende Bauwerke soll lediglich eine neue Fußgängerpassage in Höhe des Wiener Platzes geschaffen werden.

Feuerbach - Ekkehard Lay ist beim Projekt Stuttgart 21 für die Umbauten am Bahnhof Feuerbach zuständig. Der Projektleiter hat schon in einigen Ländern der Welt Schienenwege geplant. Sein jetziges planerisches Gebiet heißt im Fachjargon „Planfeststellungsabschnitt 1.5“ und umfasst die Zuführung und Verbindung der Eisenbahninfrastruktur aus Richtung Bad Cannstatt und Feuerbach mit dem neuen Hauptbahnhof.

 

In der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirates stellte Lay den Stand der Stuttgart-21-Arbeiten am Bahnhof Feuerbach vor. Ein Schwerpunkt der momentanen Arbeiten betrifft die Eisenbahnüberführung über die B 295. Die besagte Brücke wird abgebrochen und stattdessen eine neue aus Beton errichtet: „Wir müssen vom Bahnübergang Borsigstraße bis zum späteren Tunnelportal rund sechs Meter Höhenunterschied überwinden. Mit der jetzigen Überführung können wir dies nicht bewerkstelligen“, begründet Lay die Maßnahme. Deshalb werde eine neue Betonbrücke an gleicher Stelle gebaut. Momentan werden die beiden Widerlager auf der Nord- und Südseite der Borsigstraße betoniert.

Die drei Fahrspuren der Borsigstraße sind noch befahrbar

Aktuell seien trotz der Baumaßnahmen alle drei Fahrspuren der Borsigstraße noch befahrbar, sagte Mathias Härterich, der beim Tiefbauamt für das Projekt Stuttgart 21 zuständig ist. Das wird sich allerdings in den kommenden Monaten ändern.

Die Autofahrer werden sich auf Sperrungen einzelner Fahrspuren und neue Wegeführungen durch Umleitungen einstellen müssen. Eine Fahrspur stadtauswärts in Richtung Steiermärker Straße werde allerdings bis auf zwei Komplettsperrungen bei Nacht immer offen bleiben, betonte Härterich bei der Sitzung. Stadteinwärts werde der Verkehr über die Bludenzer- und Tunnelstraße umgeleitet. Komplett gesperrt wird der Durchlass Borsigstraße in den Nächten vom 13. auf den 14. April und vom 14. auf den 15. April jeweils von 21 Uhr abends bis 5 Uhr morgens.

An den beiden Wochenenden vom 17. bis 19. April und vom 26. bis 28. April werden insgesamt zwei von drei Fahrspuren aufgrund der Bauarbeiten nicht befahrbar sein. Vor allem in den Monaten April und Juni müssen Autofahrer, die auf der B 295 in diesem Bereich unterwegs sind, mit Behinderungen rechnen. „Wir haben geplant, Ende April eine Informationsstunde für die betroffenen Anwohner und Bürger in der Festhalle Feuerbach durchzuführen“, kündigte Alice Kaiser, die Bürgerbeauftragte der Stadt Stuttgart für Stuttgart 21 an.

Die neue Fußgängerpassage soll sechs Meter breit werden

Was allerdings Bürgern wie Kommunalpolitikern weit mehr als die zeitweiligen Sperrungen missfällt, ist die dauerhafte Verringerung der Unterführungen für Fußgänger und Radfahrer beim Bahnhof Feuerbach. Denn bisher gab es drei Querungsmöglichkeiten, die unter dem Gleiskörper hindurchführten. Ein Durchlass befand sich im Bahnhofsgebäude, zwei weitere außerhalb des Gebäudes. Sowohl die Fußgängerunterführung im Bahnhof, als auch die Passage in Höhe der Kruppstraße muss nun aber wegen der Absenkung der Fernbahngleise abgerissen und zubetoniert werden.

Für die zwei wegfallendenden Bauwerke soll aber lediglich eine neue Fußgängerpassage in Höhe des Wiener Platzes geschaffen werden. „Um diese realisieren zu können, müssen wir die Wendeschleife für die Busse verschieben“, sagte Lay bei der Sitzung am vergangenen Dienstag. Die neue Fußgängerpassage soll sechs Meter breit werden, also in etwa so breit wie jede der beiden wegfallenden Querungen.

„Eine Unterführung mit sechs Metern Breite halten wir nicht für ausreichend“, sagte ein Sprecher der Arbeitsgruppe „Städtebauliche Entwicklung“ im Zukunftsforum Feuerbach. Er fragte bei Lay nach, ob es möglich wäre, unter dem geplanten Trogbauwerk eine weitere Unterführung in Höhe der Kruppstraße zu realisieren. Auch andere Bürger und die verschiedenen Sprecher der Bezirksbeiratsfraktionen erklärten, sie seien mit der jetzigen Planung der Unterführungen nicht einverstanden. Heinrich Bek (CDU) merkte an, dass die bisherigen Kapazitäten verringert würden und wollte von Lay eine Begründung haben, warum eine sechs Meter breite Unterführung aus Sicht der Bahn ausreichend sei.

Lay hob hervor, das Planfeststellungsverfahren sei abgeschlossen und die Dimensionierung der Abgänge, Durchgänge und Fluchtwege sei ausreichend geprüft und erörtert worden. „In Sachen Sicherheit stehen wir ja unter intensiver Beobachtung. Wir stehen aber auch in der Verantwortung, dass wir den Kostenrahmen einhalten müssen“, so Lay weiter.

Bezirksbeirat Jochen Heidenwag (Freie Wähler) kündigte an, dass er einen Antrag zu dem Thema vorbereiten werde. Er befürchtet, dass es regelmäßig zu Staus, Engpässen und Rempeleien im Untergrund kommen könnte, wenn die Kapazitäten für Fußgänger, Radfahrer, Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer sowie Mütter mit Kinderwagen nicht ausreichend seien. Er fordert daher die Stadt auf, sie solle bei der Deutschen Bahn darauf hinwirken, dass diese „die Fußgängerunterführung auf zehn Meter“ verbreitern möge. Falls dies aufgrund der bereits fertiggestellten Planfeststellung nicht möglich sei, solle die DB auf das Thema bei der Bürger-Info „detailliert eingehen“. In der kommenden Bezirksbeiratssitzung soll über den Antrag abgestimmt werden.