Plochingen bereitet jetzt den städtebaulichen Wettbewerb für den Bahnhofsvorplatz vor. Die OGL-Fraktion kritisiert einmal mehr den geplanten Ausbau der Eisenbahnstraße.

„Es ist wirklich schwierig, wenn Sie praktisch in jeder Sitzung versuchen, eine demokratische Entscheidung umzubiegen“, sagte der Plochinger Bürgermeister Frank Buß jüngst im Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt (ABTU) zu dem Stadtrat Peter Blitz von der Offenen Grünen Liste (OGL). Dieser hatte sozusagen händeringend appelliert, das Verkehrskonzept der Stadt nicht umzusetzen. Das tut er tatsächlich regelmäßig, wenn sich Gelegenheit bietet. In diesem Fall war der Aufhänger, dass die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb für den Bahnhofsvorplatz vorbereitet.

 

Zu dessen Rahmenbedingungen gehört der geplante Ausbau der Eisenbahnstraße, die künftig zur Haupt-Verkehrsachse in Ost-West-Richtung werden soll. Damit soll die Esslinger Straße entlastet und längerfristig vielleicht sogar zur Fahrradstraße werden. Vorher muss aber noch das westliche Ende der Eisenbahnstraße wie auch der Abschnitt zwischen dem Bahnhof und dem Lammkreisel, derzeit eine Einbahnstraße, entsprechend ausgebaut werden. Wenn das geschehen ist, werden den Prognosen zufolge täglich rund 13 300 Fahrzeuge am Bahnhof vorbeifahren; bisher sind es lediglich 7800.

Die Esslinger Straße soll entlastet und längerfristig vielleicht sogar Fahrradstraße werden. Foto: Roberto B/ulgrin

Bahnhofsvorplatz in Plochingen soll attraktiver werden

Das treibt die OGL um, die Fraktion sieht einen Widerspruch zwischen dieser Verkehrszunahme und dem Vorhaben, den Bahnhofsvorplatz zu einer „Mobilitätsdrehscheibe“ auszubauen und gleichzeitig attraktiver zu gestalten. Letzteres habe für seine Fraktion aber oberste Priorität, betonte Blitz, während sie die Verlegung des Haupt-Verkehrsstroms nach wie vor für einen Fehler halte. Er schlug vor, den Planern im Wettbewerb freie Hand zu lassen, ohne Festlegung, wie viele Autos längerfristig am Bahnhof vorbeifahren sollen oder nicht: „Lassen wir sie doch einfach mal machen.“

Davor warnte der Verbandsbaumeister Wolfgang Kissling: Das werde nicht funktionieren. Man könne nicht Wettbewerbsteilnehmern quasi nebenbei die Aufgabe stellen, über die Verkehrsführung in der Stadt zu entscheiden. Wenn der Gemeinderat hinter den bereits gefassten Beschluss zurückgehe, „sind wir wieder bei Null“.

Wettbewerb soll im Plochinger Doppelhaushalt ausgelobt werden

Der Ausschuss blieb bei der bisherigen Linie. Er lehnte Blitz’ Antrag, den Wettbewerb offener auszuschreiben, ab und beschloss stattdessen mit deutlicher Mehrheit das von der Verwaltung vorgeschlagene Vorgehen. Folglich soll der Wettbewerb so weit vorbereitet werden, dass er im nächsten Doppelhaushalt, also von 2026 an, ausgelobt werden kann. Für die spätere Umsetzung des Ergebnisses hofft die Stadt auf einen Zuschuss des Landes, aus einem Topf für nachhaltige Mobilitätskonzepte.

Als zentrale Elemente des Wettbewerbs nannte Oliver Bausch von der Abteilung Stadtplanung und Stadtsanierung unter anderem: die Verbesserung der Wegesituation, vor allem in Richtung Schulzentrum und Stadtzentrum, die Barrierefreiheit des Platzes und eine neue Gestaltung mit mehr Aufenthaltsqualität. Taxiwarteplätze, Kurzzeitparkplätze, Ladesäulen und weitere Fahrradstellplätze sollen neu angeordnet werden, Sitzplätze hinzukommen. Das bestehende, nur spärlich genutzte Radparkhaus könnte im Zug der Umgestaltung näher an den Bahnhof rücken.

Plochingen: Nicht alles am Bahnhof ist schlecht

Auf dem Vorplatz und in seinem Umfeld sollen sich verschiedene Mobilitätsangebote einschließlich Carsharing vernetzen. Wobei sich das Gremium einig war, dass nicht alles am Bahnhof schlecht sei: Dagmar Bluthardt (SPD) wies auf die schöne Architektur des historischen Bahnhofsgebäudes hin, außerdem sollten die großen, alten Bäume auf dem Vorplatz erhalten bleiben.

Schnittstellen hat der Vorplatz unter anderem zur Bahnhofstraße, deren Neugestaltung bevorsteht, zum Busbahnhof, der auf die Neuordnung wartet, und zum Bahnhof selbst. Für letzteren ist der barrierefreie Umbau geplant – in dieser Sache habe die Verwaltung Anfang Mai einen Gesprächstermin mit der Deutschen Bahn, sagte Buß.

Neugestaltung rund um den Plochinger Bahnhof

Wettbewerb
Der Planungswettbewerb für den Bahnhofsvorplatz soll zwei Teile umfassen: erstens einen Realisierungsteil für den Bahnhofsplatz und den Busbahnhof, zweitens einen Ideenteil für die Zugangsachsen Wilhelm-, Hermann- und Eisenbahnstraße. Bei der Bahnhofstraße steht die Neugestaltung bevor, der Ausschuss vergab die Bauarbeiten für 720 000 Euro. Sie sollen von Mai bis Oktober erledigt werden.

Sanierungsgebiet
Bereits abgeschlossen ist das Sanierungsgebiet Bahnhofsbereich, es lief von 2011 bis 2023. In dem Zusammenhang wurden sowohl private Erneuerungsprojekte gefördert als auch der Ausbau der Eisenbahnstraße im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs, wo das neue Musikzentrum liegt. Ebenso wurde der Kreuzungspunkt Eisenbahnstraße/Wilhelmstraße ausgebaut. Beides sind Schritte, um die Eisenbahnstraße für ein größeres Verkehrsaufkommen zu ertüchtigen.