Weil die Reise nicht am Bahnsteig endet, gibt es jetzt am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen einen Mobilitätspunkt, an dem Pendler von der Bahn auf Smart, Scooter oder Fahrrad umsteigen können. Wir haben uns die neuartige Station genauer angeschaut.

Vaihingen - Die Deutsche Bahn bietet ihren Kunden am großen und immer bedeutsamer werdenden Knotenpunkt Vaihinger Bahnhof einen neuen Service an. Vergangenen Monat wurde hier der bundesweit erste sogenannte Mobility Hub eingerichtet. Für die, die sich darunter zunächst nichts vorstellen können: Das Pilotprojekt, das über 18 Monate laufen soll, erleichtert es Reisenden, von der Bahn oder Stadtbahn auf E-Autos, E-Roller, E-Scooter und E-Fahrräder verschiedener Sharing-Anbieter umzusteigen – oder eben umgekehrt. Der Trend geht in diese Richtung: Erst vor wenigen Tagen hat die Stadt Leinfelden-Echterdingen ihren ersten, vergleichbaren Mobilitätspunkt an der neuen U6-Haltestelle Stadionstraße eröffnet.

 

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„Mit dem Mobility Hub ist der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen, einer unser wichtigsten Pendlerstandorte, noch besser angebunden“, erklärte der Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding bei der Einweihung. Per digitaler Applikation mit dem Namen „Mobility Stuttgart“ soll man die Fortbewegungsmittel online bequem buchen können. Außerdem ist vorgesehen, dass das digitale Helferlein kombinierte Routenvorschläge mit öffentlichem Nahverkehr und Sharing-Angeboten liefert. Diejenigen, die mit dem eigenen Auto anreisen möchten, können über die App „Park+Ride“ die Parkplatzauslastung vor Ort überprüfen. Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich über eine weitere Webseite einen Parkplatz für rund drei Euro pro Tag reservieren lassen.

So kann man die Sharing-Angebote nutzen

Die Angebote sollen die Anschlussmöglichkeiten flexibilisieren, aber die Realität sieht ein wenig anders aus. Zumindest dann, wenn man nicht entsprechend vorbereitet ist. Sind die genannten Applikationen und die der Sharing-Anbieter nicht bereits auf dem Smartphone installiert und eingerichtet, kann der Pendler auf die Dienste nicht so schnell zugreifen, wie er eventuell möchte.

Die Mobility-Stuttgart-App liefert zwar Fahrplaninformationen und zeigt an, welche weiteren Fortbewegungsmittel verfügbar sind. Diese sind aber nicht über die Applikation buchbar. Soll bedeuten, dass man zuerst Konten bei den insgesamt sechs verschiedenen Sharing-Anbietern, die vor Ort vertreten sind, anlegen muss, um den vollen Umfang des Mobility Hubs nutzen zu können. Kurzentschlossene und Reisende, die noch nie mit so einem Dienst in Berührung gekommen sind, können ihn also nicht spontan nutzen. Möchte man zusätzlich auch noch auf die Parkplatzreservierung und -auskunft zugreifen, muss man eine weitere App auf das Smartphone laden und eine Webseite zu seinen Favoriten hinzufügen.

Nicht immer stehen die E-Scooter am vorgesehenen Stellplatz

Auf der anderen Seite scheint der Mobility Hub in Vaihingen trotzdem gut anzukommen und genutzt zu werden. Ob Fahrrad, Roller oder Scooter – an den Stellplätzen finden sich immer Lücken, wo Pendler eines der Fortbewegungsmittel ausgeliehen haben beziehungsweise es wieder abstellen können. Zur Wahrheit gehört aber auch: In den Stuttgarter Stadtbezirken sieht man etliche E-Roller, die nicht wie vorgesehen abgestellt, sondern auf Grünstreifen oder am Straßenrand geparkt wurden und die zu Stolperfallen werden.

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Damit das zumindest am Vaihinger Bahnhof nicht passiert, kooperiert die Deutsche Bahn mit dem Berliner Unternehmen Contipark. Mit dem von der Bahn entwickeltem Tool „Curbside Cockpit“ lässt sich ermitteln, welche Fahrzeuge außerhalb der vorgesehenen Parkzone abgestellt wurden, um sie dann am Mobility Hub abzustellen. „Mit dem Hub und der neuen Stellplatzreservierung zeigen wir, dass für uns eine Reise nicht am Bahnsteig aufhört, sondern wir unseren Fahrgästen eine komfortable Tür-zu-Tür-Mobilität ermöglichen möchten“, so der Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding. Komfortabel und flexibel ist der Mobility Hub allemal. Nur an der barrierefreien Nutzung sollte man noch arbeiten.