Eine Toilette, Carsharing-Stellplätze im Parkhaus und eine Ladestation für E-Fahrzeuge, das soll in diesem Jahr noch umgesetzt werden.

Leonberg - Der Leonberger Bahnhof gehört nicht unbedingt zu den touristischen Höhepunkten der Stadt. Doch noch in diesem Jahr ist Besserung in Sicht: Der Planungsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für drei Projekte gegeben, die noch in diesem Jahr realisiert werden sollen: den Bau einer öffentlichen Toilette, die Einrichtung von Carsharing-Plätzen im Parkhaus am Bahnhof und eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Möglich wird dies durch das regionale „Förderprogramm Mobilitätspunkte“ des Verbands Region Stuttgart, mit dem 70 Prozent der Gesamtkosten von etwa 318 000 Euro abgedeckt werden.

 

Länger diskutiert wurde im Ausschuss, an welcher Stelle im Bahnhof die Reisenden künftig ihr Geschäft verrichten dürfen. Die Verwaltung bevorzugt einen leer stehenden Raum an der nordwestlichen Seite zwischen den Aufgängen zu Gleis 1. Dort soll an die bestehenden Strom- und Wasseranschlüsse eine so genannte Einkabinen-Unisex-Anlage mit Behinderten-WC angeschlossen werden, die rund 75 000 Euro kosten würde. Hinzu kämen Reinigungskosten, die Ralf Sperandio von den Stadtwerken auf rund 1000 Euro pro Monat bezifferte.

Schaal: Zwei Toiletten – nach Geschlecht getrennt

Der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid erklärte, ihm sei als Standort für ein Toilettenhäuschen der Bereich zwischen den Gleisen und dem Bahnhofsvorplatz lieber. „Die Zeit zum Umsteigen zwischen S-Bahn und Bus und umgekehrt beträgt vier Minuten. Die meisten Reisenden würden ihren Anschluss verpassen, wenn die Toilette in den Bahnhof integriert wäre“, erklärte er. Aus Sicht von Stadtplaner Norbert Geissel sprechen aber zwei Gründe gegen diese Lösung: „Zum einen wollen wir den Bahnhofsvorplatz eher entrümpeln und nicht noch mehr hinstellen. Zum anderen würde dies die Kosten um rund 50 000 Euro erhöhen, da dort keine Strom- und Wasseranschlüsse liegen“, erklärt Planer Geissel.

Stadtrat Wolfgang Schaal (Freie Wähler) merkte an, dass nur eine einzige Kabine zu langen Warteschlangen führen würde. „Außerdem gehen Männlein und Weiblein nicht gerne hintereinander auf die gleiche Toilette“, warb der Freie-Wähler-Chef für eine Zwei-Kabinen-Lösung. Unterstützung bekam er von Stadträtin Birgit Suckut (Grüne), die meinte, „das Hygieneempfinden der Geschlechter ist nicht identisch“. Geissel versprach, sich bei einem Vor-Ort-Termin mit der Deutschen Bahn für eine zweite Kabine einzusetzen. Stadtrat Wolfgang Röckle (CDU) regte an, man solle auch den Einbau von Schließfächern prüfen, die es bisher am Leonberger Bahnhof noch nicht gebe.

E-Mobilität: Das vorhandene Stromnetz kommt an seine Grenzen

Zur Förderung der E-Mobilität soll im Parkhaus beim Bahnhof eine Ladestation für Elektrofahrzeuge installiert werden. Die Nettokosten dafür belaufen sich auf etwas mehr als 10 000 Euro. Das vorhandene Stromnetz bietet allerdings nur technischen Spielraum für eine Lademöglichkeit bis maximal 22 Kilowatt. „Das reicht, um einen Renault Zoe in 90 Minuten komplett aufzuladen. Ein Tesla würde da allerdings nur müde lächeln“, erklärte Geissel.

Eine zweite Ladestation sei nur möglich, wenn man ein so genanntes Mittelspannungskabel zu einer bestehenden Trafostation verlege, was Kosten von rund 50 000 Euro verursache. Wolle man noch mehr Ladestationen einrichten, bräuchte man weitere Trafostationen, die mit jeweils 150 000 Euro zu Buche schlagen würden. „Ganz Deutschland ist auf den Ansturm von E-Autos nicht vorbereitet“, erklärte Ulrich Vonderheid den Stadträten.

Als dritten Aspekt zur Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes empfahl der Planungsausschuss, drei Carsharing-Stellplätze im Parkhaus auszuweisen. Dies werde vom Betreiber Stadtmobil ausdrücklich befürwortet. Geissel wies aber darauf hin, dass diese aus steuerlichen Gründen nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden könnten. Der Stadtplaner ergänzte, dass zudem neue Radständer in Form von beidseitig zugänglichen Bügeln in der sanierungsbedürftigen Rad-Abstell-Anlage errichtet werden sollen. Neben der neuen Treppenanlage am Bahnhof solle 2018 ein Radhaus für circa 50 Fahrräder mit einer Ladestation für E-Bikes und Pedelecs entstehen. „Mit all diesen Maßnahmen wird unser Bahnhof attraktiver“, freute sich Stadträtin Christa Weiß (SPD).