Nicht zufrieden sind die Abgeordneten Haußmann und Paal mit der Bahn. Da die gefährliche Lücke beim Aus- und Einstieg erst 2022 geschlossen wird, drängen sie auf eine Zwischenlösung. Ein erster Vorschlag ist aber schon abgelehnt worden.

Rommelshausen - Selbst wer nicht gebrechlich ist, muss schon sehr aufpassen, wohin er tritt, wenn er die S-Bahn Richtung Schorndorf am Bahnhof in Rommelshausen verlassen will. Ein gefährliche Lücke klafft zwischen Zug und Bahnsteigkante. Einige Menschen sind schon hineingerutscht oder gestürzt – wenn dann der Triebwagen anfährt, sind sie in großer Gefahr.

 

Haußmann und Paal sind sich einig

Der Bahnsteig liegt in Rommelshausen tief, und die Züge neigen sich auch noch in der Kurve zur Gegenseite. Erst im Jahr 2022 aber, so hat es die Bahn kürzlich bekannt gegeben, kann sie Abhilfe schaffen. Dagegen protestieren nicht nur die örtlichen Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann (FDP) und Claus Paal (CDU), sondern auch das Verkehrsministerium Baden-Württemberg: „Die geschilderte Bahnsteigerhöhung ist als Maßnahme seit Jahren bekannt. Daher ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum die Umsetzung erst bis zum Jahr 2022 erfolgen kann“, schreibt der Ministerialdirektor Uwe Lahl, der zusammen mit Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Spitze des Ministerium bildet.

Haußmann und Paal sind sich einig: Wenn die Bahnsteigerhöhung so weit in die Zukunft hinausgeschoben wird, muss eine Zwischenlösung gefunden werden. Die beiden Abgeordneten kündigen jetzt an, zu Beginn des Jahres einen Gesprächstermin mit dem Konzernbevollmächtigten der Bahn in Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, zu vereinbaren. Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch stimmte bereits zu, an den Gesprächen ebenfalls teilzunehmen. Der Bahn-Manager hat sich in seinem jüngsten Schreiben offen für weitere Gespräche und die Suche nach einer solchen temporären Verbesserung gezeigt.

Erst Mitte 2021 wird das Bundesamt voraussichtlich grünes Licht geben

Krenz geht laut seinem jüngsten Schreiben von einem Baubeginn im Februar 2022 aus: „Eine Beschleunigung des aktuell geplanten Vorhabens ist leider nicht möglich, weil noch das Planrechtsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt durchlaufen werden muss.“ Erst Mitte 2021 wird das Bundesamt voraussichtlich grünes Licht geben. Der Bahn-Konzern wird nicht nur die Bahnsteige auf die Höhe von 96 Zentimetern über der Schienenoberkante bringen, sondern auch die Neigung der Bahn-Wagen senken, um den Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante zu vermindern. Dazu soll die Schienenüberhöhung des Gleises Richtung Schorndorf reduziert werden. „Mit weiteren technischen Maßnahmen kann der sichere Ein- und Ausstieg der Fahrgäste in Rommelshausen aus unserer Sicht nicht verbessert werden.“

Die jüngst vorgeschlagenen Verkehrsspiegel, die dem Zugführer einen Blick über den ganzen gebogenen Bahnsteig ermöglichen würden, lehnt die Bahn dagegen ab: Sowohl die Länge eines Zuges von bis zu 210 Metern, als auch im Besonderen in Rommelshausen die Bahnsteigkrümmung könnten nicht wirkungsvoll in Spiegelbildern wiedergegeben werden.

Das System werde eingesetzt, um die Zugabfertigung zu beschleunigen

Der Triebfahrzeugführer dürfe auch nicht bei seiner Aufgabe abgelenkt werden: Um die Abfahrbereitschaft zu erkennen „verwertet der Lokführer die technische Anzeige im Führerstand, die angibt, dass alle Türen am Zug verschlossen sind und der Zug abfahren kann“, schreibt Krenz. Auch eine Abfertigungsanlage, wie sie an Stationen mit zahlreichen Fahrgästen aufgestellt wird, kommt laut Krenz für Rommelshausen nicht infrage. Das System werde eingesetzt, um die Zugabfertigung zu beschleunigen. „Das ist genau das Gegenteil dessen, was im Zusammenhang mit der besondere Bahnsteigsituation in Rommelshausen erwartet wird“, schreibt Krenz. Der Triebzugführer nutzt bei diesem System Bilder aus Monitoren auf dem Bahnsteig, die von Kameras mit sehr geringer Bildverzögerung übertragen werden. Danach kann er alle Türen zentral zeitgleich schließen. Es gebe keine Gewähr, so schreibt der Bevollmächtigte, „dass Unregelmäßigkeiten beim Ein- und Ausstieg der Fahrgäste auch tatsächlich von unseren Triebfahrzeugführern auf den Monitoren erfasst werden können.“ Für ein angepasstes technikbasiertes Abfertigungsverfahren mit unabhängiger Sichtprüfung durch Spiegel oder Kameras hatte zuvor auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) plädiert. Diese müsse allerdings die Bahn, nicht die Landesregierung oder die Gemeinde bezahlen.