Trotz der Initiativen des Stuttgarter Verkehrsministeriums gibt es in den Zügen der Rembahn weiterhin erhebliche Engpässe. Jetzt melden sich die Bürgermeister von Plüderhausen und Urbach zu Wort. Bei einem Krisengespräch soll über die Sache beraten werden.

Rems-Murr-Kreis - Für Andreas Schaffer, den Bürgermeister der Gemeinde Plüderhausen, ist es eine Zugfahrt gewesen, die seine „bisherige Vorstellungskraft gesprengt hat“. Am 7. November, einem Sonntag, wollte der leidenschaftliche VfB-Stuttgart-Fan von seinem Heimatbahnhof aus zum Heimspiel ins Daimlerstadion fahren. Es sei ein Tour „bei drängelnder Enge und mit sich schnell entwickelnder Hitze“ gewesen, berichtet der Schultes.

 

Bei einem der drei Doppelstockwagen, die in Plüderhausen eingerollt waren, seien die Türen verriegelt gewesen, Fahrgäste und Schlachtenbummler seien eingepfercht in den anderen beiden Waggons gestanden. Er habe den Zug bereits in Urbach verlassen wollen, sagt Schaffer – was aber nicht geklappt habe, weil dort noch mehr Fahrgäste in den Zug gedrängt seien. In Schorndorf sei er in die S-Bahn umgestiegen, erst dann sei es „ein relativ angenehmes Fahren“ gewesen, sagt Schaffer.

In Cannstatt habe er nachgezählt, mit wie vielen Waggons die Züge aus Esslingen oder Tübingen einrollten: Alle hätten fünf Waggons gehabt – nur nicht jene der Remsbahn, die „vollgestopft“ gewesen seien.

Krisengespräch am 19. Dezember

Der Bürgermeister hat nach dem eigenen Erlebnis nun seine Amtskollegen aus Schorndorf und Urbach und weitere Mitstreiter gewonnen, die sich die Zustände nicht gefallen lassen wollen. Für den 19. Dezember ist im Schorndorfer Rathaus ein Krisengespräch angesetzt, zu dem sich die örtlichen Landtagsabgeordneten, Vertreter des Verkehrsministeriums, der Nahverkehrsgesellschaft und der Bahn angekündigt haben. Denn Erlebnisse wie die von Schaffer sind, seit der Übergangsfahrplan zum 1. Oktober in Kraft trat, keine Seltenheit mehr.

In einem offenen Brief stoßen die Landräte des Rems-Murr-Kreises und des Ostalbkreises, Richard Sigel und Klaus Pawel, ins gleiche Horn. Sie monieren „überfüllte Züge, die die vertraglich vereinbarte Wagenbehängung unterschreiten, defekte Türen und dadurch stillgelegte Wagenabteile sowie große Verspätungen und Zugausfälle.“ Trotz der Maßnahmen des Verkehrsministeriums, die sich nun von der Bahn wöchentlich Rapport erstatten lässt, seien „die Probleme die Gleichen geblieben“. Die Remsbahn sei ein „unverzichtbares, leistungsfähiges und umweltschonendes Mobilitätsrückgrat“. Man bitte um „schnellstmögliche Verbesserungen“, damit sich „in puncto Zuverlässigkeit und Qualität das Blatt andauernd zum Besseren wendet“.

Weniger Sitzplätze ab dem Jahr 2019?

Eine weitere Sorge betrifft jene Züge, die von Juni 2019 an im Zuge des neuen Verkehrsvertrags über die Remsbahn rollen sollen. Nach Auskunft der Firma Go-Ahead hätten diese Züge eine maximale Kapazität von 702 Sitzplätzen, schreibt der Urbacher Schultes Jörg Hetzinger an die Nahverkehrsgesellschaft. Man habe erhebliche Zweifel, ob das ausreiche. Die Züge, die aktuell dort in den Morgenstunden unterwegs seien, würde bereits 800 Sitzplätze bieten – und trotz des teilweise verdichteten Taktes schon jetzt kaum ausreichen.

„Wir haben uns an den Anforderungen des Landes orientiert“, sagt dazu ein Sprecher des Unternehmens Go-Ahead. Diese sähen 700 Plätze je Remsbahnzug vor. In den Stoßzeiten wolle man mit 711 Sitzplätzen fahren. Falls dies nicht ausreiche, „so gehen wir gern auf das Land zu, um eine optimale Lösung im Sinne aller Fahrgäste zu diskutieren“, so der Go-Ahead-Sprecher.