In Obertürkheim ist ein weiterer Zwischenschritt auf dem Weg zum „modernsten Bahnknoten Europas“ gefeiert worden. Bei der Feierstunde wurde nicht mit Superlativen gespart.

Die S-21-Tunnel im Stuttgarter Talkessel sind fertig gegraben. Damit hat die Landeshauptstadt rund 51 Kilometer Bahntunnel mehr. Dieser wichtige Baufortschritt gut drei Jahre vor der geplanten Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Durchgangsbahnhofs im Dezember 2025 ist jetzt am Tunnelausgang in Obertürkheim gefeiert worden.

 

Schwierige logistische Bedingungen in der Großstadt

Die Redner sparten dabei nicht mit Superlativen: „modernstes Eisenbahnland Deutschlands, wenn nicht Europas“, „großer Meilenstein für die Entwicklung des Schienenverkehrs in ganz Deutschland“, „Wunderwerk der Technik“, „Meisterwerk der Tunnelbaukunst“, „eines der tollsten Projekte Deutschlands“ war zu hören. Zu der Feierstunde waren hochrangige Vertreter der Deutschen Bahn, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, der Europäischen Kommission und aus der Baubranche gekommen.

„Exakt 51 093,2 Meter Tunnelvortrieb unter schwierigen logistischen Bedingungen einer Großstadt – das ist eine herausragende Leistung“, sagte der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber. „Dahinter stecken viel geistige Arbeit, Schweiß und Mut. Dafür gebührt den Tunnelbauerinnen und Tunnelbauern unser Dank.“ Er selbst sei schon mehrfach auf den S-21-Baustellen gewesen, so Huber. „Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, was hier entsteht.“

Erstmals ganz ohne analoge Technik

„Mit dem Projekt Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm wird die Eisenbahninfrastruktur der Region fit für das 21. Jahrhundert gemacht“, freute sich der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr und Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer. Neben den gewaltigen Baumaßnahmen werde in Stuttgart bis Ende 2025 erstmals auch eine digitale Knotenorganisation ganz ohne analoge Technik realisiert. Stuttgart werde dann einer der modernsten Bahnknoten in Europa sein und einen großen Beitrag in Richtung Deutschlandtakt leisten. „Das ist ein großer Meilenstein für die Entwicklung des Schienenverkehrs in ganz Deutschland.“

„Genau so ein Projekt macht uns Hoffnung, dass wir es gemeinsam schaffen“, sagte Karl-Heinz Strauss, CEO der PORR Group, als Vertreter der Arge mit Blick auf die Krisen unserer Zeit, ob Corona, Ukraine-Krieg oder Energiekrise. „Ich beneide Stuttgart darum, ein neues Zentrum gestalten zu können. Welche Stadt kann das schon?“

Die Landesregierung wurde durch Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr, vertreten. „Wir freuen uns über die Fortschritte bei der Realisierung von S 21“, sagte Frieß. „Gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck daran, die gemeinsam von Bahn, Landeshauptstadt Stuttgart, Region und Land im S-21-Lenkungskreis im Juli beschlossenen weiteren Verbesserungen im Eisenbahnknoten Stuttgart voranzutreiben.“ Dazu gehörten der Pfaffensteigtunnel, die sogenannte P-Option, als Teil des neuen Nordzulaufs in die Stadt sowie der Erhalt der Panoramabahn bis in die Innenstadt. Auf den von ihm erwähnten und von Landesverkehrsminister Hermann geforderten Nahverkehrsergänzungsbahnhof ging keiner der anderen Redner ein. Oberbürgermeister Frank Nopper bezeichnete das Ereignis als „Licht am Ende des Stuttgart-21-Tunnels“.

Nur am Flughafen wird noch gegraben

Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 wurden seit dem Baubeginn am 4. Dezember 2013 in Stuttgart sieben Tunnel gegraben: der Tunnel Bad Cannstatt, der Tunnel Feuerbach, der Fildertunnel, der Tunnel Obertürkheim, der S-Bahn-Tunnel zwischen der Haltestelle Mittnachtstraße und der S-Bahn-Station Hauptbahnhof, der S-Bahn-Tunnel Rosenstein sowie der Tunnel Untertürkheimer Kurve. In 30 der 51 Tunnelkilometer liegen bereits Schienen, und der technische Innenausbau läuft. Lediglich am Stuttgarter Flughafen wird noch gegraben, dort fehlen noch einige Hundert Meter von weiteren 4,4 Tunnelkilometern.