Die Agentur des früheren Daimler-Medienchefs Christoph Walther ist ohne eigene Ausschreibung eingeschaltet worden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)
Stuttgart - Entgegen der Ankündigung von Bahn-Chef Rüdiger Grube ist die Unternehmensberatung CNC Communications nun doch ohne gesonderte Ausschreibung für die Bahn und das Projekt Stuttgart 21 tätig. Entsprechende Recherchen der StZ bestätigten auf Anfrage Sprecher von Bahn und CNC. Ihre Argumentation: der Auftrag an die Agentur um den früheren Daimler-Kommunikationschef Christoph Walther habe kein solches Vergabeverfahren erfordert. Die Einschaltung der international tätigen Kommunikationsprofis war Ende September angekündigt worden, als Bahn und Land bei einer Pressekonferenz die beiden neuen Projektsprecher vorstellten. Die Nachfolger des zurückgetretenen Wolfgang Drexler, Udo Andriof und Wolfgang Dietrich, sollten von Experten von CNC unterstützt werden, hieß es damals. Auf die Frage nach den Modalitäten der Auftragsvergabe sagte Grube laut Teilnehmern, es sei eine Ausschreibung geplant, bei der sich auch CNC bewerben könne.

Nach StZ-Informationen wurden Walther und seine Mitarbeiter jedoch bereits tätig, ohne dass die angekündigte Ausschreibung erfolgt ist. Das Kommunikationsbüro der Bahn und ein CNC-Sprecher erläuterten dies mit wortgleichen Erklärungen. Bereits seit Anfang September sei CNC von der Deutschen Bahn "für verschiedene Dienstleistungen beauftragt, die teilweise auch dem Kommunikationsbüro zugutekommen"; dieses Mandat dauere bis Ende November. Danach werde CNC als Subunternehmer der - ungleich kleineren - Agentur Die Crew eingesetzt. Die Stuttgarter hatten den Auftrag für ein Marketingkonzept und eine Medienkampagne für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm in einer europaweiten Ausschreibung gewonnen.

Prominente sollen als Fürsprecher gewonnen werden


Bestandteil des Vertrages sei, "dass einzelne Leistungsteile nicht von der Agentur selbst erbracht, sondern...bei anderen Agenturen zugekauft werden", heißt es bei Bahn und CNC. Weder für die drei Monate von September bis November noch für den nachfolgenden Vertragszeitraum "bestand ein rechtliches Erfordernis, ein weitergehendes Vergabeverfahren durchzuführen", hieß es in der augenscheinlich abgestimmten Stellungnahme. Aus Bahnkreisen verlautete, Grube habe mit seiner Ankündigung offenbar die bereits erfolgte Ausschreibung gemeint.

Was sich die Deutsche Bahn AG den Einsatz von CNC kosten lässt, war nicht zu erfahren. Die PR-Profis mit weltweit 100 Mitarbeitern unterhalten einen großen Apparat und gelten als entsprechend teuer. Auch zu den konkreten Aufgaben im Zusammenhang mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm gab es in der Erklärung keine Auskunft. Dem Vernehmen nach entwickelten und betreuen die CNC-Leute das neue Internetportal "Direkt zu Stuttgart 21", in dem Fragen von Bürgern beantwortet werden. Nach Informationen der StZ bemüht sich Christoph Walther auch, bekannte Persönlichkeiten als Fürsprecher des Projekts zu gewinnen.