Der Verein, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, ist zu einem Sparkurs gezwungen. Das von der Bahn zur Verfügung gestellte Geld ist schon überplanmäßig ausgegeben, das Land verringert seine Rate.

Stuttgart - Die hohen Baukosten beim Bahnprojekt Stuttgart 21 und der langwierige Bau hinterlassen auch bei der Öffentlichkeitsarbeit immer kräftigere Bremsspuren. Dem Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm werden dafür in den nächsten Jahren nur noch jeweils rund drei Millionen Euro zur Verfügung stehen – nachdem es 2015 noch 4,1 Millionen Euro und 2016 immerhin noch 3,7 Millionen Euro gewesen waren.

 

Der Hintergrund: Die Bahn drehte den Geldhahn nicht weiter auf, die vor Jahren zugesagten Gelder müssen anders auf den Bauzeitraum verteilt werden. Von dem Paket, das der damalige Technikvorstand Volker Kefer vor einigen Jahren festgelegt habe, sei nicht zuletzt wegen vieler Tunneldurchschlagsfeiern schon viel verbraucht, sagte der Vereinsvorsitzende Georg Brunnhuber. Jetzt stünden bis Ende 2021 noch gut elf Millionen Euro zur Verfügung. Das Land zahle von 2017 an auch nicht mehr 600 000 Euro, sondern wie die Stadt 300 000 Euro pro Jahr. Die Bahn bringt pro Jahr noch 2,25 Millionen Euro auf.

Bis Ende 2021 stehen rund 15 Millionen Euro zur Verfügung

Diese Beteiligten und der Verein selbst durch eigene Einnahmen könnten bis Ende 2021 rund 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Für die Öffentlichkeitsarbeit zur Bahnhofseröffnung und im Fall, dass die Bauzeit länger währen sollte, könne man gegebenenfalls noch einmal verhandeln. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins, in dem die Bahn-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm, das Land, die Stadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart, der Flughafen und sozusagen als Gast die Stadt Ulm Mitglieder sind, sei die Kürzung kurz vor Weihnachten beschlossen worden, teilte Brunnhuber mit. Das Budget, das jetzt bis zum Ende des von der Bahn propagierten Fertigstellungsziels Ende 2021 festgelegt ist, ist in seinen Augen „gerade noch auskömmlich“. Größere Sonderaktionen seien nicht mehr möglich. Die Mitglieder hätten die Einschnitte als schmerzlich, aber „tragbar“ beurteilt.

Der Vereinschef respektiert, dass die Bahn bei ihrer offiziellen Aussage zur Fertigstellung immer noch mit 2021 operiert. „Mein Eindruck ist, dass bei der Bahn auch hart an dem Erreichen dieses Ziels gearbeitet wird“, sagte Brunnhuber.

Geplantes Infozentrum in Wendlingen wird gestrichen

Die ersten Opfer des Sparkurses stehen schon fest: Das Infomobil, das schon fast jede Große Kreisstadt des Landes angesteuert hat, muss verkauft werden. Das spart bis 2021 rund 900 000 Euro. Dieser Schritt ist in Brunnhubers Augen fast noch schwerwiegender als ein anderes Ergebnis der Rotstiftaktion: In Wendlingen wird kein stationäres Infocenter mehr gebaut werden. Das erübrigt in den nächsten Jahren Ausgaben von rund 750 000 Euro. Stattdessen möchte man an der Wendlinger Baustelle für die ICE-Strecke inhaltlich weitergehende Baustellenführungen anbieten als anderswo. Die Baustellenbesichtigungen – 2015 und 2016 seien in einer „logistischen Meisterleistung“ gut 100 000 Besucher auf die Baustelle gebracht und betreut worden – will der Verein noch forcieren. Die Zahl der Besucher in den Inforäumen im Bahnhofsturm, die 2016 von rund 240 000 erneut anstieg auf 260 000, möchte man auch weiter steigern – dabei übertreffe der Ansturm der Menschen auf die Informationsangebote schon bisher alle Erwartungen, sagte Brunnhuber.

Auch am kommenden Wochenende soll die Informationsoffensive weitergehen. Von Freitag, 6. Januar, bis zum Sonntag, 8. Januar, sind Tage der offenen Baustelle rund um den Hauptbahnhof. Dann kann man sich jeweils zwischen 10 und 16 Uhr informieren – und auch die Tunnelbaustelle der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) bei der Staatsgalerie für die Stadtbahn besichtigen, versprach der Verein. Diese Baumaßnahme ist ja eine Folge des Bahnhofsprojekts Stuttgart 21. Bei der Veranstaltung wird auch ein neues digitales Modell eine Rolle spielen, das dem Betrachter mit entsprechender Brille eine 3D-Perspektive ermöglicht.