Am Wochenende beginnt eine 14-wöchige Phase von Bauarbeiten an den Gleisen in Stuttgart, die heftige Auswirkungen auf die Fahrgäste haben wird. Noch sind nicht alle Ersatzkonzepte spruchreif, aber immer mehr Details werden bekannt. Wir geben einen umfassenden Überblick.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Die Deutsche Bahn (DB) kann nicht mehr lange auf die Geduld des Verband Region Stuttgart bauen. Das wurde bei der Sitzung des regionalen Verkehrsausschuss am Mittwoch deutlich. Was kurz vor Beginn der 14-wöchigen Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten an der Strecke zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen auf die Nutzer der vom Verband bestellten und von der DB gefahrenen S-Bahn zukommt, ist noch nicht in allen Einzelheiten klar. Gleichwohl versuchte die Verbandsverwaltung am Mittwoch einen Überblick zu geben.

 

„Die Bahn kommuniziert dazu nur sehr dezent, um es zurückhaltend zu sagen“, sagte Verbandsdirektor Alexander Lahl vor dem regionalen Verkehrsausschuss. Alles was man sage, könne morgen schon Makulatur sein. „Wir haben uns aber trotzdem entschieden, nun zu informieren. Damit muss die Bahn dann zurecht kommen“, so Lahl im Blick auf mögliche Reaktionen der Bahnnutzer. Auch der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler, dem es zufiel, die Versatzstücke der Bahn zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen, wollte seine Ausführungen als vorläufig verstanden wissen. Es fehle an der nötigen Detailtiefe der Informationen.

Was ist bekannt?

Die Bahn muss zunächst an der Strecke zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen umfangreiche Arbeiten ausführen, die der Verkabelung der Signaltechnik und dem Einbau einer neuen Signaltechnik dienen. Darüber hatte die DB kurzfristig im März informiert. Die 14-wöchige Umbauzeit gliedert sich in vier Phasen, in denen die Auswirkungen auf die Bahnfahrer unterschiedlich stark sind.

Phase 1 vom 21. April bis 25. April

Im Bahnhof Bad Cannstatt werden die Gleise 5 bis 8 gesperrt. Sämtlicher Verkehr muss über die verbleibenden vier Gleise abgewickelt werden. Die S-Bahnlinien 1,2 und 3 sind statt alle 15 nur alle 30 Minuten unterwegs. Der Regionalverkehr aus Richtung Schwäbisch Hall fährt nur bis Backnang auf seinem gewohnten Weg und wird ab da via Marbach und Ludwigsburg nach Stuttgart umgeleitet. Der Regionalverkehr aus Aalen endet in Waiblingen. Zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt wird ein stündlich fahrender Busverkehr eingerichtet, dessen Abfahrtszeiten auf den Regionalverkehr in Waiblingen abgestimmt sind. Unabhängig von den akuten Arbeiten der Bahn finden langfristig geplante Arbeiten an der S6 zwischen Leonberg und Ditzingen statt. Auch dort fahren ersatzweise Busse.

Phase 2 vom 26. April bis 12. Mai

Im Bahnhof Bad Cannstatt werden die Gleise 6 und 7 gesperrt. Bei den S-Bahnlinien 1,2 und 3 gilt weiterhin der 30-Minuten-Takt, der Regionalverkehr soll „weitgehend“ im normalen Betrieb möglich sein. Ein paralleler Busverkehr ist nicht geplant. Auch in dieser Phase gibt es weitere, mit den Signalarbeiten nicht in Zusammenhang stehende Einschränkungen. Zwischen 29. April und 2. Mai ist die S1 zwischen Vaihingen und Böblingen unterbrochen. Ein Busverkehr wird eingerichtet.

Phase 3 vom 13. Mai bis 08. Juni

Alle dazu zusammengetragenen Informationen stellten nur einen „vorläufigen Planungsstand“ dar, unterstrich Wurmthaler. Demnach sind in dieser Phase alle Gleise zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen gesperrt, die an den beiden Enden liegenden Bahnhöfe aber nutzbar, was laut Wurmthaler von Vorteil ist, weil dort die Züge beginnen und enden könnten. Die S1 fährt in dieser Phase regulär. Die S2 und die S3 fahren nicht zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt. Züge des Regionalverkehrs aus Aalen enden in Waiblingen, jene aus Schwäbisch Hall enden in Backnang oder werden von dort via Marbach und Ludwigsburg nach Stuttgart umgeleitet. Mit 80 Bussen wolle die Bahn die Folgen abmildern. Eine Linie fährt zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt im 5-Minuten-Takt mit Halten in Fellbach und an der Haltestelle Nürnberger Straße. Eine zweite Linie fährt dieselbe Strecke ebenfalls im Fünf-Minuten-Takt allerdings ohne Zwischenhalt. Die Busse der Expressbuslinie X20, die Waiblingen mit Esslingen über den Schurwald verbinden, werden verdoppelt. Jedem regulären Bus folgt unmittelbar ein weiterer. Zwischen Sommerrain und Nürnberger Straße pendelt alle zehn Minuten ein Kleinbus. Eine ursprünglich vorgesehene Baustelle in Feuerbach an der Borsigstraße, die den Bahnverkehr für vier Wochen gestört hätte, wurde abgeblasen.

Phase 4 vom 9. Juni bis 28. Juli

In Bad Cannstatt sind die Gleise 2 bis 7 gesperrt, es sind keine Fahrten Richtung Waiblingen möglich. Die S-Bahnlinie 1 fährt nur alle 30 Minuten. Die S2 und S3 fahren nicht zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt. Für den Regionalverkehr gelten die Regelungen aus Phase 3. Auch der sogenannte Schienenersatz mit Busse soll weitestgehend dem der Phase 3 entsprechen. Ab 1. Juli ist die Gäubahn bei Ehningen gesperrt, zusätzlich muss die S-Bahnlinie 1 zwischen Vaihingen und Böblingen im Zeitraum vom 15. bis 17. Juli unterbrochen werden.

Welche Reaktionen gibt es?

Angesichts der Kürze der Zeit und wohl auch, weil an den Sperrungen nicht mehr zu rütteln ist, beließen es die Regionalräte bei einem Dank an die Verwaltung des Verbandes für die Übersichtlichkeit der Darstellung, die man sich auch von der Bahn gewünscht hätte. Zweifel wurden laut, dass das Busersatzkonzept aufgeht. Wurmthaler verwies darauf, dass die Bahn eigene Busse und Fahrer einsetzen werden und stets weitere Fahrzeuge kurzfristig hinzuziehen könne. „Aber die Verhältnisse auf den Straßen kann die Bahn natürlich nicht beeinflussen“, stellte Wurmthaler trocken fest. Er und Verbandsdirektor Lahl sagten zu, die Regionalräte während der Sperrungen regelmäßig auf dem Laufenden zu halten.