Mit dem offiziellen Spatenstich haben am Montag die Arbeiten an der ICE-Strecke von Wendlingen nach Ulm begonnen. Bahnvorstand Kefer beschwor den Frieden und Verkehrsminister Hermann lächelte, so gut es gehen wollte.
Dornstadt - Der Bahn-Vorstand Volker Kefer hat die emotionale Kraft der Stunde an der Autobahn 8 genutzt, etwas fürs Atmosphärische zu tun. Direkt wandte er sich in seiner Ansprache an den Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): „Wir proben hier zum ersten Mal einen gemeinsamen Spatenstich. Ich hoffe, es wird nicht der letzte sein.“ Die bisherigen Auseinandersetzungen, so klang es besänftigend, hätten sich doch immer auf den Stuttgarter Tiefbahnhof konzentriert, „aber nie auf den Ausbau der Schnellfahrstrecke“.
Es sind genau genommen zwei Schnellfahrstrecken, deren Bau am Montag bei Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) offiziell begann. Als symbolhafter Feierort wurde eine Brücke ausgesucht, die so verbreitert wird, dass sechs Asphaltspuren und zwei Hochgeschwindigkeitsgleise hindurchpassen. Das dichte Beieinander der Großverkehrsprojekte werde, so das Versprechen, Landschaftsverbrauch und Lärm gering halten. Landwirte, die Plakate mit der Aufschrift „Stoppt den Flächenfraß“ hochhielten, waren trotzdem gekommen.
Bahn hält an Fertigstellung im Jahr 2020 fest
Ende 2020, daran ließ Bahn-Vertreter Kefer in Dornstadt nicht rütteln, soll die 60 Kilometer lange Schienenstrecke zwischen Wendlingen und Ulm fertig sein. Dann sei auch Stuttgart 21 vollendet. Bis zu 250 Kilometer pro Stunde sollen Züge auf der Albhochfläche einmal erreichen. Die veranschlagten Kosten betragen 2,9 Milliarden Euro, das Land trägt davon einen Anteil von 950 Millionen Euro. Einen großen Teil der Bausumme werden neun Tunnel und mehr als 40 Eisenbahn- und Straßenüberführungen verschlingen.
So gleichberechtigt, wie es den ersten Anschein hat, werden Schiene und Straße nicht ertüchtigt. Die sechsstreifige A 8 wird vom Bund in Abschnitten bis 2018 lediglich von der Anschlussstelle Ulm-West bis Hohenstadt, also bis zum Drackensteiner Hang, ausgebaut. Die Investition in diese 22 Kilometer beträgt 200 Millionen Euro. In Berlin sagte der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer dennoch: „Wir realisieren in Baden-Württemberg zwei Vorhaben von europäischer Bedeutung. Davon profitiert nicht nur der gesamte süddeutsche Raum, sondern ganz Europa.“
Verkehrsminister sieht Bahn und Bund in der Pflicht
So wollte das der Verkehrsminister Hermann nicht stehen lassen. Es sei schon so, konzedierte er zunächst Volker Kefer, dass die Gleisneubaustrecke über die Alb in den zurückliegenden Monaten „nicht annähernd so umstritten“ wie S 21 gewesen sei. Doch in Sachen Nahverkehr, so etwa bei der Elektrifizierung der Südbahn, entziehe sich die Bahn vielen offenen Fragen. Im Ausbau der A 8 wiederum sieht Hermann noch Stückwerk: „Den Albaufstieg haben wir nach jahrzehntelanger Planung immer noch nicht in trockenen Tüchern.“ Der Bund müsse Sondermittel für den Ausbau der Hauptverkehrsachsen frei machen; es sei ein Irrweg zu glauben, Privatinvestoren könnten dauerhaft Löcher im Fernstraßenbau stopfen.
Hermann fand am Montag Unterstützung bei der Landtags-FDP, deren verkehrspolitischer Sprecher Jochen Haußmann forderte, „dass das drängende Problem des Albaufstiegs endlich gelöst wird“. Land und Bund müssten die „Verkehrsengstelle“ beheben. Der CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Peter Hauk warnte Hermann, der Spatenstich müsse mehr sein als „ein netter Kameratermin“. Die Landesregierung müsse klare Vorschläge machen, wie sie sich Lösungen für die offenen Fragen auf den Fildern vorstelle.
Durchbrüche klingen irgendwie anders. Einem letzten Symbolakt wollte sich Hermann in Dornstadt aber doch nicht verweigern. Zusammen mit Volker Kefer ergriff er einen Spaten für die Fotografen – und lächelte, so gut es eben gehen wollte.