Seit zehn Jahren fordern Bürger weitere Fußgängerüberwege am Bahnübergang Stuttgarter Straße in Korntal-Münchingen. 

Korntal-Münchingen - Ursula Schill ist enttäuscht. Die Sprecherin der Agendagruppe 1 „Lebenswertes Münchingen“ hofft seit Jahren auf einen weiteren Fußgängerüberweg am Bahnübergang Stuttgarter Straße – damit Passanten die viel befahrene Hauptverkehrsstraße sicher überqueren können. Doch für einen Zebrastreifen gehen dort zu wenig Fußgänger drüber, und die Alternative, eine Ampel, ist der Stadt zu teuer. Für die Bürger bleibt trotz ihres Einsatzes alles beim Alten. Zumal die Stadt in einer weiteren Querungshilfe keinen Mehrwert erkennt. „Die Leute gehen über die Straße, wo sie wollen“, befürchtet Sonja Widmann, die Bereichsleiterin Hoch- und Tiefbau der Stadt Korntal-Münchingen.

 

Die jüngste Verkehrszählung im April zeigte, dass im Bereich des Bahnübergangs höchstens 31 Menschen pro Stunde die Straße überqueren. Eine Richtlinie sieht vor, dass für einen Zebrastreifen an der jeweiligen Stelle pro Stunde mindestens 50 bis 100 Passanten über die Straße laufen und mindestens 200 bis 300 Autos entlangfahren müssen. Laut Gutachten wurde nur die Zahl der Autos überschritten. „Ein Zebrastreifen ist verboten, wenn die Kriterien der Richtlinie nicht erfüllt werden“, sagt Widmann. Ohnehin wäre er direkt am Bahnübergang nicht möglich. Aus Sicherheitsgründen müssen davor und dahinter 25 Meter frei sein. Außer, die Stadt entscheidet sich für eine Ampel. Die Variante kam von Bürgerinitiativen, darf am Bahnübergang stehen und war schon vor zwei Jahren in der Diskussion. Jetzt wurde auch diese Idee endgültig abgelehnt.

Kosten für Fußgängerampel haben sich verdoppelt

Laut einer Stellungnahme der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) vom August muss die Fußgängerampel mit der Sicherungsanlage des Bahnübergangs technisch verknüpft werden. Das macht die Ampel doppelt so teuer wie gedacht. „Bisher sind wir von Gesamtkosten von 95 000 Euro ausgegangen und davon, dass nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz Stadt, Land und WEG sich die Kosten dritteln“, sagt Widmann. Nun liegen die Kosten bei rund 195 000 Euro. Und da das Gutachten die Notwendigkeit der Ampel nicht bestätigte, „ist die Kostenbeteiligung durch das Land fraglich“, sagt Widmann. Ohne dieses Geld kommen auf die Stadt Kosten von 97 500 Euro zu.

Schill versteht die Zurückhaltung der Stadt, unzufrieden ist sie dennoch. Politisch sei ein weiterer Übergang eben nicht gewollt, kritisiert sie. „Die Zählung der Fußgänger entspricht nicht unserer Wahrnehmung“, sagt die Sprecherin der Agendagruppe, die es seit 2002 gibt. Zwar sei ihr bewusst, dass es aufwändig und teuer wäre, aber man müsse an mehr als vier Tagen prüfen, wie viele Fußgänger beim Bahnübergang über die Straße gehen statt an der Mittelinsel auf Höhe des Discounters Lidl.

Bereich kein Unfallschwerpunkt

Die Mittelinsel ist 65 Meter vom Bahnübergang weg. Die Distanz verhindert, dass sich Autos bis auf die Gleise stauen. „Die Querungshilfe wird angenommen, aber viele Menschen gehen aus praktischen Gründen bei den Gleisen über die Straße“, sagt Schill. Der Bereich sei „stark frequentiert“, Passanten und vor allem Schüler nutzten ihn als Fußweg von der oder zur Haltestelle Rührberg oder um ins Freizeitbad zu kommen. „Zum Glück ist noch kein Unfall passiert“, sagt Schill. Sie akzeptiert den Entschluss der Verwaltung zähneknirschend als „demokratische Entscheidung“.

„Der Bereich ist kein Unfallschwerpunkt. Wenn Bedarf für eine weitere Querung besteht, dann sehen wir das“, betont der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Hönes. Seine Partei äußerte von Anfang an Bedenken. Die Bahnschranke gehe viermal pro Stunde runter – und sei dann lange unten. „Mit einer Ampel gäbe es für die Autos fast kein Durchkommen mehr“, sagt Hönes. Er hält indes einen Zebrastreifen an der Königsberger Straße für sinnvoll und daher für nicht ausgeschlossen. Der wäre 150 Meter vom Bahnübergang entfernt.