Statt zu einer schnellen IC-Linie von Mannheim nach Frankfurt raten Experten zu einer gemeinsamen Nutzung der Trasse. Tagsüber sollen Personen befördert werden, nachts rollen dann die Güterzüge.

Mannheim - Das Bundesverkehrsministerium hat in Mannheim erste Ergebnisse eines Gutachtens zum Ausbau des Schienenverkehrs entlang des viel befahrenen Korridors am Mittelrhein zwischen Karlsruhe und Köln vorgestellt. Für den zentralen Abschnitt zwischen Mannheim und Frankfurt – er ist nach Angaben der Bahn der am stärksten belastete Abschnitt ihres gesamten ICE-Netzes – empfehlen die Experten demnach den Neubau einer zusätzlichen Mischstrecke für IC- und Frachtzüge: sie soll tagsüber allein dem schnellen Personenverkehr dienen, dafür sollen nachts nur Güterzüge rollen.

 

Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den ursprünglichen Planungen, die kurz vor der Jahrtausendwende begonnen hatten und nach denen die Bahn unter ihrem damaligen Chef Hartmut Mehdorn zwischen Mannheim und Frankfurt eine reine Hochgeschwindigkeitstrasse für Intercity-Züge bauen wollte. Sie war in der Region äußerst umstritten, vor allem weil die Bahn die Trasse mit einem Bypass versehen wollte, um Mannheim und den dortigen Hauptbahnhof zu umfahren.

Strecke für Mischverkehr soll die Fahrtzeiten verkürzen

Mitte 2012 hatte Mehdorns Nachfolger Rüdiger Grube dann dem Bypass eine Absage erteilt und angekündigt, dass weiter alle Personenzüge über Mannheim fahren sollen. Schon einige Monate zuvor hatte das Bundesverkehrsministerium ein Gutachten zur Untersuchung des gesamten Korridors zwischen Köln und Karlsruhe in Auftrag gegeben. Es soll zwar erst im Herbst fertig sein, angesichts des großen Interesses an Rhein und Neckar hat das Ministerium die Vertreter des Regionalforums ICE-Knoten aber schon jetzt bei einem internen Treffen über die wichtigsten Zwischenergebnisse zum Abschnitt Frankfurt- Mannheim informiert.

Demnach soll die neue Trasse parallel zur A 5 beziehungsweise der A 67 entstehen. „Nach den Erkenntnissen der Gutachter ist eine neue Strecke für Mischverkehr die beste Lösung“, teilte das Ministerium im Anschluss an das Treffen in Mannheim mit. Sie solle die erwartete steigende Verkehrsmenge aufnehmen, die Fahrzeiten verkürzen und den nächtlichen Lärmschutz an bestehenden Strecken verbessern. Abschließende Vorschläge sollten im Rahmen der Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans, der im Jahr 2015 komme, vorgelegt werden, heißt es in der Pressemitteilung.

Regionalvertreter betonen die Notwendigkeit eines Neubaus

Das Gutachten habe die dringende Notwendigkeit einer Neubaustrecke zwischen dem Rhein-Neckar- und dem Rhein-Main-Gebiet bestätigt, stellten die Sprecher der Industrie- und Handelskammern in Mannheim und Ludwigshafen fest. Ohne sie drohten massive Einschränkungen in allen Verkehrsbereichen. Auch die Vertreter des Regionalforums äußerten sich zufrieden; ausdrücklich begrüßten sie, dass der Bypass nicht mehr zur Debatte stehe. Der Sprecher des Forums, der Mannheimer OB Peter Kurz (SPD), lobte die gute Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen dem Bund und der Region, er wies aber auch darauf hin, dass die Bahn den Lärmschutz an bestehenden Strecken unabhängig von dem geplanten Neubau verbessern müsse.