S-Bahn oder Metropolexpress? Der Renninger Gemeinderat möchte eine Gegenüberstellung der möglichen Verbindungen zwischen Stuttgart und Calw.

Mit seiner „Resolution“ zur Bahnverbindung Stuttgart-Calw hat der Renninger Gemeinderat vor einigen Wochen großes Aufsehen erregt. Die Gemeinderäte hatten das Papier gemeinsam aufgesetzt und forderten von den jeweils Verantwortlichen eine nochmalige Überprüfung und Gegenüberstellung der Verkehrsmittel S-Bahn und Metropolexpress, beispielsweise in puncto erforderliche Baumaßnahmen und Kosten. Allerdings gab es zu dem Zeitpunkt noch gar keine Resolution, da das Papier noch nicht beschlossen wurde.

 

Dieser Beschluss ist seit Montag da. Das Ergebnis hat aber einen etwas anderen Touch erhalten: Der Gemeinderat erhält seinen Wunsch für eine Gegenüberstellung aufrecht. Allerdings ist der von der Verwaltung überarbeitete Beschlussvorschlag deutlich seichter formuliert, auch von dem Wort Resolution, Bezeichnung für eine politische Erklärung mit Forderungen, ist nicht mehr die Rede.

Das Eckpunktepapier wurde 2019 unterzeichnet

Die Verwaltung hatte das vorgeschlagen, da die Stadt vor nicht einmal drei Jahren das Eckpunktepapier zur Aktivierung der Hermann-Hesse-Bahn unterzeichnet und damit der darin festgelegten weiteren Entwicklung bereits zugestimmt hat. „Auf dieser Basis erfolgen seither die Vorbereitungen beider Bahnen. Die Züge für die S 62 sind längst bestellt, die Bauarbeiten für die Hermann-Hesse-Bahn sind in vollem Gange“, erklärte der Erste Beigeordnete Peter Müller. Nach Ansicht der Verwaltung wäre es „höchst kontraproduktiv, wenn nun diese nach schwierigen Verhandlungen gefundene Lösung durch eine erneute Diskussion gefährdet werden könnte“.

Der Gemeinderat votierte einstimmig für den Beschlussvorschlag. Das bereits ausgearbeitete Papier solle den Anfragen trotzdem beigelegt werden, forderte Jan Hambach, Fraktionsvorsitzender der SPD. Das Eckpunktepapier besagt unter anderem Folgendes: Die Hermann-Hesse-Bahn wird 2023 in Betrieb genommen und pendelt dann von Calw nach Renningen. Als Kompromiss wird die Bahn ihre Fahrt allerdings schon in Weil der Stadt beenden, während die neue Express-S-Bahn fährt. Die besagte S 62 fährt ab September 2022 von Weil der Stadt nach Zuffenhausen, um den Takt der S 6 zu verstärken, lässt dabei aber einige Stationen aus. Zudem ist vorgesehen, die Strecke nach Calw langfristig zu elektrifizieren, um das S-Bahn-Netz irgendwann bis nach Calw auszuweiten.

Die S 62 kann Renningen zunächst nicht anfahren

Mehrere Schwierigkeiten haben sich seither offenbart: Renningen, wichtiger Knotenpunkt für die Verbindung zur S 60 nach Böblingen/Sindelfingen, kann aus Zeitgründen von der S 62 nicht angefahren werden. Ein Anschluss soll nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 möglich werden, eine Garantie gibt es aber nicht. Der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn erhebt zudem Vorwürfe in Richtung Stuttgart, weil die Fahrtzeiten der S 62 viel umfangreicher seien, als zunächst angekündigt.

Nicht nur deswegen gibt es weiterhin einige Stimmen, die sich gegen den Einsatz und die Ausweitung der S 62 bis Calw aussprechen und stattdessen für die Einführung eines Metropolexpresses plädieren, eine Schnellverbindung von Calw nach Stuttgart, die auch Renningen einbinden sollte. Auf diesen Entwicklungen fußt die Forderung des Gemeinderats, beide Varianten einander noch einmal genauer gegenüberzustellen.

Eine möglichst gute Direktverbindung ist das Ziel

„Für uns hat sich das nicht als so eindeutig dargestellt, dass die S-Bahn die einzige Lösung ist“, sagte Jan Hambach in Richtung der Stadtverwaltung. Er stehe auch weiter dahinter, dass eine für alle Beteiligten möglichst gute Direktverbindung zwischen Stuttgart und Calw über Renningen geschaffen werden und dafür alle Optionen gleichermaßen und unvoreingenommen untersucht werden sollten.

Enttäuscht zeigte er sich daher von der Reaktion des Verbands Region Stuttgart, der sich gegenüber dem Stichwort Metropolexpress von vornherein ablehnend gezeigt und erklärt hatte, dass ein Metropolexpress ungleich teurer und aufwendiger wäre als eine Erweiterung des S-Bahn-Netzes, da dafür unter anderem eine große Bahnbrücke bei Zuffenhausen nötig wäre.

Der neue Beschluss lautet nun auszugsweise: „Der Gemeinderat der Stadt Renningen bittet die zuständigen Vorhabenträger, die Vor- und Nachteile der beiden grundsätzlich möglichen Lösungen einer verbesserten Bahnverbindung von Calw über Renningen zum Hauptbahnhof Stuttgart darzulegen.“