Die Staaten auf dem Balkan haben den bisherigen Korridor für Asylsuchende als geschlossen erklärt. Immer mehr Menschen werden inoffiziell von einen in den anderen Staat zurück geschoben.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Lubiljana - Zumindest für Sloweniens Premier Miro Cerar ist die Sache klar – und die Flüchtlingskrise scheinbar beendet. „Die Balkanroute für illegale Immigration gibt es nicht mehr“, erklärte der Regierungschef. Die Schengen-Regeln würden seit Mittwoch wieder gelten. Slowenien werde nur noch diejenigen Personen einreisen lassen, die über für die Einreise in die Schengen-Zone nötigen Dokumente und Visa verfügten.  

 

Das offizielle Ende des Korridors hatte Cerar mit den Ergebnissen des EU-Flüchtlingsgipfels begründet. Offiziell wurde dabei zwar auf die Formulierung verzichtet, die Ljubljana nun nutzt. Doch Cerar kontert: Die Schlusserklärung des Gipfels sei zwar verklausuliert gewesen, habe aber dasselbe gemeint. „Der Gipfel gab Schleppern und illegalen Immigranten die klare Botschaft, dass die Balkanroute nicht mehr existiert.“

Slowenien findet schnell Nachahmer

  Dem Vorpreschen von Cerar sind umgehend die anderen Anrainer der Balkanroute gefolgt. Kroatien werde „strengere“ Grenzkontrollen anwenden, erklärte Innenminister Vlaho Orepic: „Nur noch Leute mit Visa werden zugelassen.“ Und aus dem serbischen Innenministerium hieß es, dass Serbien nicht zulassen könne, zum Auffangzentrum für Flüchtlinge zu werden: Serbiens Grenzen zu Mazedonien und Bulgarien könnten nur noch Einreisende mit gültigen Visa und Reisedokumenten passieren.   Seit dem 21. Februar hatte Mazedonien täglich durchschnittlich nur noch 200 bis 300 Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien passieren lassen. Doch vorläufig scheint der Flüchtlingszug, der am Dienstag den mazedonischen Grenzort Gevgelija mit 300 Menschen in Richtung Serbien verließ, der letzte gewesen zu sein.

Ob dessen zunächst erleichterten Insassen ihr Ziel Deutschland auf legalem Weg jemals erreichen, scheint eher fraglich. Schon seit dem Wochenende hat Slowenien den offiziellen Flüchtlingstransit faktisch beendet. Die Website der slowenischen Polizei beziffert bereits seit Sonntag die Zahl der täglich ins Land eingereisten Migranten mit null.

Die Gestrandeten versuchen es nun auf illegalen Routen

  Doch geschlossen ist nur der bisherige, weitgehend staatlich organisierte Flüchtlingskorridor von Griechenland nach Österreich, über den im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen nach Westeuropa gelangten. Tausende von auf der Balkanroute gestrandeten Flüchtlingen versuchen aber weiter, sich illegal nach Mitteleuropa durchzuschlagen. Verstärkt scheinen dabei wieder der Grenzzaun-Vorreiter Ungarn sowie Bulgarien als Transitstaaten in den Fokus zu rücken.

In Serbien wurden zudem erste Neu-Ankömmlinge registriert, die über den Umweg Albanien und Montenegro ins Land gelangten.   Nach der Abriegelung des gemeinsam aufgebauten Flüchtlingskorridors scheinen die Anrainer nun vor allem bestrebt, auf sowenig wie möglich der gestrandeten Transit-Migranten hängen zu bleiben. Ob an der mazedonisch-serbischen oder serbisch-ungarischen Grenze: Es mehren sich die Fälle von Flüchtlingen, die berichten, von der Polizei eines Staats über die grüne Grenze oder unter angehobene Zäune auf das Territorium des Nachbarstaats getrieben worden zu sein. Zur Rücknahme abgelehnter Immigranten erklären sich die Anrainer der Balkanroute gleichzeitig kaum bereit. So hängen allein im Niemandsland zwischen Mazedonien und Serbien seit Tagen 500 Menschen fest.