Beim Schlittenhang in Sechselberg sorgen aus ganz Deutschland angereiste Modellballon-Enthusiasten am Samstag für magische Momente am Nachthimmel. Auch Bernd Schwab ist mit seiner der Fernsehsendung nachempfundenen Maus am Start – und heizt dem Tierchen kräftig ein.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Mit seiner Maus war Bernd Schwab schon in Südtirol und Thailand, er hat sie in Israel in den Himmel steigen lassen und in der Steiermark ein Zeichen für das deutsche Bildungsfernsehen gesetzt. Am Samstag bläst der passionierte Hobbypilot die gut vier Meter hohe Tierfigur auf einem mit rot-weißen Absperrband umzäunten Areal am Ortsrand von Sechselberg auf.

 

Von einem Ventilator in Szene gesetzt reckt sich und streckt sich der orangerote TV-Star dort zwischen dem Schlittenhang und dem Kunstrasenplatz des Sportvereins in die Höhe. Als Bernd Schwab den Druckknopf am Gasbrenner bedient, richten sich bei dem Modellballon sogar der Schwanz und die Schnurrhaare auf. Ein „Oh“ ertönt in den Reihen der staunenden Schaulustigen, als die Fernseh-Maus am Himmel steht.

Vom Nordmann mit Wikingerhelm bis zum klassischen Werbeballon

Neben ihr gehen am Samstag kurz nach Einbruch der Dämmerung ein gutes Dutzend weitere Ballons in die Höhe – vom Nordmann mit Schnauzbart und Wikingerhelm bis zum klassischen Werbeträger mit knallbuntem Firmenemblem. Der steile Aufstieg wird in Sechselberg von gut 300 Besuchern gefeiert, zahlreiche Fotografen halten den magischen Moment des Ballonleuchtens fest. Während die Kinder im Sprung die Haut der Himmelskörper zu erreichen versuchen und die Mama die Szenerie mit dem Handy filmt, geht Papa im Vereinsheim noch einen Glühwein holen – der Abendwind ist auf den Höhen des schwäbisch-fränkischen Walds im März schließlich noch reichlich frisch.

Trotz der frostigen Temperaturen hat sich das vom baden-württembergischen Luftfahrtverband zum mittlerweile achten Mal organisierte „Modellballonfeschdle“ auch dank der Unterstützung der Gemeinde Althütte und örtlicher Sponsoren zu einem Szene-Treffpunkt gemausert. Mehr als ein Dutzend Fernsteuerungs-Freaks sind auch dieses Jahr zum abendlichen Ballonglühen angereist, um ihre bunten Schätze durch die Lüfte schweben zu lassen. Für die in Althütte versammelte Modellballon-Gemeinde ist das Wochenende ein Leckerbissen. Je nach den vorherrschenden Windverhältnissen kann es mit dem per Gaszug ferngesteuerten Stück auf die Wiesen beim Wassertretbecken Sechselberg oder ins Tal zwischen Fautspach und Vorderwestermurrer Sägmühle gehen.

Für die Nähte der Maus waren sieben Kilometer Faden notwendig

Das reizt selbst Menschen wie Bernd Schwab. Der gelernte Elektromechaniker, inzwischen 62 Jahre jung, beschäftigt sich seit vier Jahrzehnten mit der Modellfliegerei. Vor zwei Jahrzehnten hat der in Freilassing bei Salzburg lebende Hobbypilot nach einer gut sechs Monate dauernden Suche nach dem richtigen Schnittmuster seine TV-Maus entworfen, fürs Vernähen des bunten Ballonstoffs benötigte der gelernte Elektromechaniker etwa sieben Kilometer Faden. Unterwegs ist Schwab aber auch mit einer Rakete, einem sich orange gegen den Nachthimmel abhebenden Drachen und einem stattliche 15 Meter langen Luftschiff. Für den Zeppelin im Miniformat benötigt der Hobbypilot sogar eine offizielle Zulassung als Luftfahrzeug – sobald das Gewicht die 25-Kilo-Marke überschreitet hat, gelten in der Luftfahrt andere Regeln. Mit „Ballonseide“ übrigens hat die Hülle nichts zu tun, beim verwendeten Material handelt es sich um Polyester.

Das kann schnell Feuer fangen, wenn die Flamme des Gasbrenners zu nah an die Haut des Ballons gerät – weshalb die Männer und Frauen mit der Fernbedienung des am Samstag in Sechselberg aufkommenden Wind nicht sonderlich schätzen. Gut eine halbe Stunde reicht das Gas in der im Ballonkorb versteckten Kartusche – dann ist Schluss mit heißer Luft. Die Maus wird sorgsam wieder eingepackt und wartet in einem großen Sack aus Segeltuch auf den magische Momente beim nächsten Modellballon-Treffen.