Die School of Rock, die Band der Bodelschwinghschule, feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen und hat beim Stuttgarter Musikmarkt einen Förderpreis gewonnen. Das Geld können die Musiker gut gebrauchen.

Möhringen - Laurenz präsentiert stolz die Urkunde. Die School of Rock habe beim Stuttgarter Musikmarkt in der Liederhalle mitgemacht und einen Förderpreis in Höhe von 300 Euro gewonnen, ist darauf zu lesen. „Das Geld können wir gut gebrauchen“, sagt der Bandleader Andreas Bernhardt. Denn vor Kurzem ist ein kleines Keyboard kaputt gegangen. Das Geld reicht, um ein neues zu kaufen. Und vielleicht bleibe auch noch ei n bisschen was übrig. „Das können wir dann für unser großes Geburtstagsfest verwenden“, sagt Bernhardt. Denn in diesem Jahr wird die Band der Bodelschwinghschule 20 Jahre alt. „Die School of Rock gibt es also länger als euch“, sagt Bernhardt an die acht Musiker gewandt. Gefeiert werden soll aber erst im Herbst. Denn zwischen Pfingsten und den Sommerferien seien die Terminkalender immer sehr voll, weiß der Lehrer.

 

Musik regt zum Stadtbahnfahren an

Die School of Rock ist eine besondere Formation. Denn an der Möhringer Bodelschwinghschule werden Kinder mit Lernbehinderungen unterrichtet. Zur Band gehören sieben Jungs und ein Mädchen. Mitmachen dürfen nur diejenigen, die anschließend selbst nach Hause kommen, auch wenn sie dafür beispielsweise die Stadtbahn nehmen müssen. „Für viele Schüler ist das ein großer Anreiz, das Stadtbahnfahren zu lernen“, sagt Bernhardt.

Die Bandmitglieder treffen sich jeden Donnerstag nach dem Unterricht im Untergeschoss der Schule im Proberaum. Der ist bestens ausgestattet. Die Wände sind voll mit Plakaten. Diese sind Beweis für die vielen Auftritte, welche die School of Rock schon hatte: im Stuttgarter Rathaus haben die Schüler gespielt, in der Musikhochschule Stuttgart, im Neuen Schloss, auf dem Killesberg, in der Wilhelma und zweimal auf einem Musikfestival in der Tschechischen Republik.

Das nächste große Ziel ist der Europapark

„Und wo wollt ihr im Jubiläumsjahr gern mal auftreten?“, fragt Bernhardt in die Runde. Die Antwort kommt prompt: „Im Europapark!“ Das sei möglich, brauche aber einen längeren Vorlauf, sagt Bernhardt. „Können wir dann dort auch Achterbahn fahren?“, fragt Enoch aufgeregt. „Ja, das können und das werden wir sicher auch“, antwortet Bernhardt und sofort bricht die ganze Band in Jubel aus.

Das sei es, was die School of Rock auszeichne, findet Bernhardt. „Es gibt sicher Bands, die besser spielen als wir“, sagt der Lehrer und ergänzt: „Aber ihr reißt euer Publikum mit eurer eigenen Begeisterung mit.“ So sei es auch beim Stuttgarter Musikmarkt gewesen. „Das war ein Auftritt vor großem Publikum“, sagt Bernhardt. „Da habe selbst ich als gestandener Musiker Lampenfieber bekommen.“ Doch am Ende seien alle begeistert gewesen.

Vom Salz in der Suppe eines jeden Musikers

Was gespielt wird, entscheiden die Bandmitglieder gemeinsam. Die Schüler spielen aktuelle Songs aus der Rock- und Popmusik nach. Derzeit steht beispielsweise Bruno Mars hoch im Kurs. Aber die Band hat auch ein paar eigene Kompositionen im Programm. Fakt ist: die ausgewählten Stücke müssen den Schülern gefallen, damit sie nicht die Lust an der Sache verlieren. Fakt ist auch, dass Bernhardt ein wenig an den Instrumenten herumschraubt. Manche der Gitarren haben weniger Saiten. Auf allen kleben hinten bunte Punkte. Diese helfen den Jugendlichen dabei, den richtigen Akkord zu greifen. Auch auf den Keyboards sind die bunten Punkte zu finden, ebenso auf den Notenblättern. Und die meist englischen Texte hört der Sänger Toni sich einfach so lang an, bis er sie auswendig kann.

Und warum treiben die Jugendlichen diesen Aufwand in ihrer Freizeit? „Weil es Spaß macht, Musik nicht nur zu hören, sondern auch selbst zu machen“, sagt Andrea, die Gitarre spielt. „Die Auftritte sind mir wichtig“, ergänzt Dennis. „Ja, die Auftritte, die sind das Salz in der Suppe eines jeden Musikers“, schwärmt auch Bernhardt.

Dann geht es noch hinaus zum Fototermin. Bernhardt hat extra die schwarzen T-Shirts mit dem weißen Schriftzug gewaschen und gebügelt. Die Schüler ziehen sie schnell drüber und schnappen sich ihre Instrumente. Dann lächeln sie wie die Profis in die Kamera. Andreas Bernhardt ist stolz auf seine Schützlinge und flüstert noch geschwind: „Der größte Fan dieser Band bin ich ja selbst.“

Weitere Informationen:

Bodelschwinghschule:
Die Schule ist Teil des Sonderschulzentrums auf den Hengstäckern in Möhringen. Dort werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer geistigen Behinderung unterrichtet. „Unsere Schule fördert Schüler in altersgemischten und leistungsheterogenen Klassen. Wir legen Wert auf eine möglichst individuelle, ganzheitliche Erziehung und Bildung. Hierbei sind uns die Vermittlung von Kommunikations-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeiten besonders wichtig“, steht auf der Internetseite unter www.bodelschwinghschule-stuttgart.de. Zur Bodelschwinghschule gehört auch der Schulkindergarten Wirbelwind.

School of Rock:
Die Schülerband der Bodelschwinghschule kann auch für private Feiern gebucht werden. Anfragen sind per E-Mail an den Bandleader Andreas Bernhardt (aebernhardt@arcor.de) möglich.