Die Volksbank Remseck setzt den Rotstift an: In den kommenden Jahren schließen vier Filialen, nur die Hauptstelle in Aldingen und eine Filiale in Pattonville bleiben dann bestehen. Zudem will die Bank Personal abbauen.

Remseck - Die Veränderungen in der Bankenlandschaft im Kreis Ludwigsburg gehen weiter – wenn auch in höchst unterschiedliche Richtungen. Während vier Institute im Nord-Kreis erst kürzlich eine große Fusion beschlossen haben, geht die VR-Bank Remseck einen anderen Weg: den der radikalen Konzentration. Wie die Bank nun bekannt gibt, wird sie in den kommenden Jahren vier Filialen schließen und sich damit aus beinahe allen Stadtteilen zurückziehen. Erhalten bleiben sollen nur der Hauptsitz in Aldingen und eine Geschäftsstelle in Pattonville. Geldautomaten und SB-Stellen wird es aber weiterhin im gesamten Stadtgebiet geben.

 

Die Filialen in Neckarrems und Neckargröningen machen dabei den Anfang: Sie sollen bereits Ende des Jahres schließen. In den kommenden Jahren werden auch die Zweigstellen in Hochberg und Hochdorf dicht gemacht. Wann genau dort die Türen für immer schließen, sei aber noch nicht endgültig geklärt, sagt der Vorstandssprecher Manfred Späth.

Die Filialen würden immer seltener genutzt, begründet die Bank ihren Schritt

Das Kreditinstitut begründet seine Entscheidung vor allem mit der aktuellen Niedrigzinsphase und dem veränderten Nutzungsverhalten der Kunden. Studien würde zeigen, dass der durchschnittliche Bankkunde nur noch ein- bis zweimal pro Jahr eine Filiale besuche. „Die Standorte werden immer weniger genutzt“, sagt Späth – und führt das vor allem auf die Möglichkeiten des elektronischen Bankings zurück. „Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen.“

Nicht nur für die Kunden, auch für die Mitarbeiter bedeutet der Rückzug der Banken einen Einschnitt: Vier Stellen sollen in den kommenden Jahren abgebaut werden, sagt Späth. Dabei werde man auf befristete Verträge schauen, einige Mitarbeiter stünden auch kurz vor der Rente. Insgesamt beschäftigt die Volksbank Remseck rund 50 Mitarbeiter.

Der Rathauschef bedauert die Schließungen

Eine Zusammenlegung, wie sie in den vergangenen Jahren zwischen zahlreichen VR-Banken immer wieder vorkam (wie nun auch in Oberstenfeld und Backnang – siehe Infokasten), wird an Neckar und Rems dagegen abgelehnt. Laut dem Vorstand Manfred Späth habe man sich im Aufsichtsrat zwar durchaus mit Fusions-Gedanken getragen, diese dann aber wieder verworfen. Es habe daher keinerlei Gespräche mit anderen Banken gegeben. „Eigenständigkeit ist unsere Strategie.“

Die Flächenkommune Remseck treffen die Schließungen aber hart. Der FDP-Stadtrat Gustav Bohnert, der in Hochdorf lebt, sagt: „Einige werden dem schon nachtrauern.“ Die Filialen seien auch soziale Anlaufstationen. Andererseits habe er auch Verständnis: Die Bank könne sich dem Wandel der Zeit nicht entziehen. Der Remsecker Rathauschef Dirk Schönberger bedauert den Rückzug der Bank: Es sei nie erfreulich, wenn sich die Infrastruktur in den Ortsteilen verschlechtere.

Die Filialen der Kreissparkasse bleiben bestehen – vorerst zumindest

Um gerade für ältere Kunden nach wie vor attraktiv zu bleiben, will die Volksbank aber spezielle Angebote einrichten. So kommen die Berater der Bank auf Wunsch nach Hause, außerdem sollen Boten die Kunden in den Stadtteilen ohne Filialen mit Bargeld versorgen. Auch will die Bank Portokosten für Überweisungen und die Kosten für eine Busfahrt zur Hauptstelle nach Aldingen künftig erstatten. „Wir wissen, dass es vor allem für ältere Kunden ein Einschnitt ist“, sagt Manfred Späth.

Bestehen bleiben dagegen die Remsecker Filialen der Kreissparkasse Ludwigsburg (KSK) – zunächst jedenfalls. Derzeit gibt es Zweigstellen in allen Ortsteilen. Für das aktuelle Jahr seien keine Schließungen geplant, sagt Isabel Kurz, die KSK-Sprecherin. „Wir kommen aber auch nicht drum herum, unser Filialnetz zu prüfen.“

Mitglieder
Die Volksbank Remseck zählt rund 5600 Mitglieder. Damit gehört sie zu den kleinen VR-Banken. Zum Vergleich: Die Volksbank Ludwigsburg hat rund 70 000 Mitglieder, die neue VR-Bank Neckar-Enz rund 41 000.

Bilanz
Die Bilanzsumme liegt bei rund 250 Millionen. Das Ludwigsburger Pendant weist 1,75 Milliarden aus, die Neckar-Enz-Bank rund 1,5 Milliarden. Im Vergleich mit der Kreissparkasse Ludwigsburg ist auch das wenig: Rund zehn Milliarden betrug die Bilanz der KSK im vergangenen Jahr.

Fusion
Die Raiffeisenbank Oberstenfeld und die Volksbank Backnang gehören künftig zusammen. Dabei wird die Bank im Bottwartal eine Regionaldirektion des Backnanger Hauses. Über die Fusion muss noch abgestimmt werden, eine Zustimmung vorausgesetzt soll die Fusion rückwirkend zum 1. Januar gelten. Einen Stellen-Abbau soll es nicht geben.